Georg Klimt: Das Tor zur Moderne

Georg Klimt, Gustav Klimts Bruder, war nicht nur der Meister der Secessionstüren, sondern auch einer der führenden Metallbildhauer Wiens. Das belegt ein Frauenrelief aus der Zeit um 1900, das im Dorotheum zur Auktion kommt.

Der Architekt Joseph Maria Olbrich schrieb nach der Fertigstellung des Secessionsgebäudes: „Mit welcher Freude gebar ich dieses Haus! Aus einem Chaos von Ideen, einem rätselhaften Knäuel von Empfindungen […] entspross es.“ Und weiter: „In sechs Monaten wuchs es an, Hand in Hand mit der Construction.“ Ein handwerklicher Partner dieser „Construction“ war Georg Klimt, Bruder Gustav Klimts, der gemeinsam mit anderen Künstlern 1897 die „Wiener Secession“ gegründet hatte. Georg Klimt, geboren 1867, war das fünfte von sieben Kindern, unter ihnen Gustav (geboren 1862) und Ernst (geboren 1864). Die Erziehung des Vaters, eines Graveurs, zielte darauf ab, dass die Söhne ihm als Kunsthandwerker folgen sollten. Sie besuchten die Kunstgewerbeschule, die ausbildende Abteilung des Museums für Kunst und Gewerbe. Bereits 1896 machte sich Georg Klimt in Wien als Medailleur und Metallbildhauer selbstständig und war später als Lehrer an der Kunstgewerbeschule für Frauen tätig.

Relief mit Frauenprofil mit Blumenkranz umrahmt und Ornamenten
Wien, um 1900, Kupfer, 33,4 x 31,5 cm
Schätzwert € 7.000 – 15.000

Zwei Reliefs mit Frauendarstellungen
Wien, um 1900, Messing, 37 x 10,3 cm
erzielter Preis € 46.080

Das Wien des Fin de Siècle wäre ohne die prägenden Ideale von Josef Hoffmann, Koloman Moser, Alfred Roller und anderen nicht vorstellbar. Die Künstler der Wiener Werkstätte schufen eine neue Formensprache: Sie ersetzten die organischen Formen und Linien durch geradlinige und geometrische Formen, die sich bald zum Charakteristikum von Architektur und Kunsthandwerk entwickelten. Gustav Klimt wurde in diese Strömung hineingezogen, als er mit Hoffmann und anderen Künstlern der Wiener Werkstätte das Brüsseler Palais Stoclet gestaltete. Gustav Klimt förderte seinen Bruder Georg und erteilte ihm nicht nur selbst Aufträge, sondern vermittelte auch solche der Wiener Werkstätte und öffentliche, wie die Umsetzung der beiden von Joseph Maria Olbrich entworfenen Türen des Secessionsgebäudes, die später in den Kriegswirren verloren gingen und durch Kopien ersetzt wurden. Eine „Familienähnlichkeit“ zum Werk seines Bruders Gustav lässt sich nicht leugnen, wenn wir die Frauendarstellungen der zwei Reliefs ansehen, die bei der Auktion im November 2021 für 46.080 Euro versteigert wurden. Die hohe gestalterische und künstlerische Qualität dieser Arbeiten ist vom „wohl besten […] Metallbildhauer Wiens“, kommentierte Alfred Roller. Während Gustav Klimt die Sezessionsbewegung in der modernen Kunst in visueller Gestalt manifestierte, realisierte Georg Klimt diese in einer angewandt existenten Form.

AUKTION

Jugendstil & Angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts
12. Dezember 2022
Online Auktion

magda.pfabigan@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-383

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