Hätten Sie diese 13 Fakten über Cellini gewusst?

Benvenuto Cellini war mehr als nur der Schöpfer des teuersten Salzstreuers der Welt, der Saliera. Der Goldschmied, Zeichner, Autor, Musiker, Soldat und einer der wichtigsten Bildhauer des italienischen Manierismus, war außerdem ein Rowdy der mehrmals im Gefängnis saß und drei Morde gebeichtet hat.

Würde Cellini in der jetzigen Zeit leben, wäre er vermutlich ein genialer Silicon-Valley-Entrepreneur. Er lebte jedoch in der Epoche der Renaissance und war maßgeblich von dieser geprägt. Wieviel wissen Sie über die Arbeit und das Leben dieser Legende? Die folgenden 13 Fakten werden Sie überraschen und vielleicht sogar schockieren.

1. Seine Berühmtheit erlangte er nicht nur durch seine Kunst, sondern viel mehr durch seine Autobiographie.

Cellinis Memoiren sind ein Klassiker der Renaissance Literatur. Mit gewagtem Slang, machten die lebhaften Bilder eines überheblichen aber trotzdem aufrichtigen Handwerkers, der sich selbst als Nachfolger Michelangelos sieht, Cellini wesentlich berühmter als seine Kunst alleine ihn jemals hätte machen können.

2. Er war die Inspiration vieler literarischer Werke.

Der französische Schriftsteller Alexandre Dumas publizierte einen Roman basierend auf Cellinis Jahren in Frankreich, L’Orfevre du roi, ou Ascanio, 1843. Ascanio, Cellinis fiktiver Lehrling, lebt leidenschaftlich für sein Handwerk. Ihn plagt das korrupte Gericht, er erleidet eine Handlungswendung und eine Intrige nach der anderen. Dumas‘ Buch inspirierte Paul Meurices Schauspiel, Benvenutu Cellini, welches 1852 aufgeführt wurde und wiederum die Inspiration des Librettos der Camille Saint-Saëns Oper „Ascanio“ von 1890 bildete.

Weitere Schriftsteller, die in ihren Werken auf Cellini verweisen: Balzac, Victor Hugo, Herman Melville, Mark Twain (in Die Abenteuer des Huckleberry Finn,  Der Prinz und der Bettelknabe, und Ein Yankee am Hofe des König Artus), Agatha Christie, Nathaniel Hawthorne, und Ian Fleming.

3. Es gibt eine Oper über ihn.

Hector Berlioz’ erste Oper ist „Benvenuto Cellini, Opera in Two Acts“ und ist gleichzeitig technisch mit Sicherheit eines seiner herausforderndsten Kompositionen.

Das Libretto, geschrieben von Leon de Wailly und Henri Auguste Barbier, ist großteils fiktiv, stützt sich aber auf Cellinis Memoiren.

Poster zur Eröffnung der Oper „Benvenuto Cellini“ 1838
Poster zur Eröffnung der Oper „Benvenuto Cellini“ 1838

Poster for the opening of ‚Benvenuto Cellini‘ in 1838

Die Oper wurde als „Autounfall“ bezeichnet und wird nur selten aufgeführt, jedoch wird in manchen Orchesterprogrammen seine Ouvertüre gespielt. Sie lieferte weiters die Basis für die bekannte Ouvertüre „ Le Carnaval Romain“ von Berlioz.

4. Es gibt ein Musical über ihn.

Ira Gershwin und Kurt Weill schrieben ein Broadway Musical über Cellini „The Firebrand of Florence“. Das Stück war ein kompletter Reinfall und wurde nach 43 erfolglosen Vorstellungen wieder eingestellt. Einzig und allein das Lied „Sing Me Not a Ballad“ hat es geschafft in Erinnerung zu bleiben.

5. Er war ein Sträfling, der Kunstgeschichte schrieb.

Aus dem Gefängnis Castel Sant’Angelo in Rom gelang Cellini eine Bilderbuchflucht. Er knotete Bettlaken aneinander und kletterte an ihnen hinab in die Freiheit. Berühmt-berüchtigt war er auch für sein heißblütiges Temperament, weshalb er oft in Schlägereien verwickelt und sich den einen oder anderen Feind einhandelte.

6. Skandale, Skandale, Skandale!

Cellinis Liebesleben war sehr speziell, um es elegant auszudrücken. Ein wiederholter Sexualstraftäter, dessen Lebenslauf wie ein Textauszug des Gefängnis Tagebuchs von Marquis de Sade scheint. Er nahm viele seiner weiblichen Models als Geliebte. Mindestens eine von ihnen schenkte ihm sogar ein Kind. Obwohl er 1562 eine seiner Angestellten heiratete, welche ihm fünf Kinder schenkte, hatte er ununterbrochen Probleme mit dem Gesetz aufgrund sexueller Übergriffe. Er wurde mehrmals wegen Unzucht mit Männern, Frauen und sogar Kindern angeklagt und verurteilt. Die Medicis kamen ihm einmal zu Hilfe und setzten seine vierjährige Gefängnishaft zu vier Jahren Hausarrest herab.

7. Er war Salvador Dalís Held.

Cellini übte einen großen Einfluss auf den Surrealisten Salvador Dali aus. Viele seiner Skizzen und Radierungen waren durch die Arbeit Cellinis inspiriert. Dali illustrierte die 1946 ausgegebene Autobiographie Cellinis. Um Mike Wallace berühmtes 1969 Interview mit Dali zu zitieren: „Dali und Cellini … Almost crazy.“

Salvador Dalis Illustrationen für die Autobiographie von Cellini im Jahr 1948 (Photo: CC via Paul K)
Salvador Dalis Illustrationen für Cellinis Autobiographie im Jahr 1948 (Photo: CC via Paul K)

8. Er rettete Rom.

Oder zumindest behauptete er es. Cellini bot seine Dienste dem Papst an, während des Sacco di Roma unter Charles III, Herzog von Bourbon.  Er schoss Philibert von Chalon, den Prinzen von Orange an und brachte Charles III um.

9. Er spielte Flöte für den Papst.

Sein Vater drängte ihn bereits in jungen Jahren, eine Karriere in der Musik anzustreben. Als er 15 Jahre alt war, rebellierte Cellini und begann eine Lehre als Goldschmied. Trotzdem wurde er ein angesehener Flötenspieler und sogar, während seiner Zeit in Rom, zu einem der Musiker des Papstes erkoren.

10. Seine Arbeit kommt in allen Facetten.

Cellinis Salzstreuer misst nur 26 x 33,5 cm. Andere seiner Werke sind jedoch deutlich größer, sowie zum Beispiel das unvollendete riesige goldene Tor für das Schloss Fontainebleau.

11. Seine Saliera gilt als das Renaissance-Werk schlechthin.

Oft wurde sein Salzstreuer als Mona Lisa der Skulpturen bezeichnet. Das einzige Stück aus Gold, das verlässlich als Cellinis Werk anerkannt ist, wurde nicht gegossen, sondern per Hand in seine exquisite Fasson geformt. Cellini bot die Saliera als Wachsmodell dem Kardinal Ippolito d’Este von Ferrara an, welcher jedoch ablehnte. Schlussendlich schuf er den Salzstreuer 1543 für François I von Frankreich. Alles an seiner Schöpfung soll Ehrfurcht erwecken, sie verkörpert sie Exzesse einer Ära, die ihren Zweck als alltägliches Objekt überscheitet, um den Wesenskern ihres Schöpfers auszudrücken. Diese beeindruckende kleine Hommage an das Habsburger Salzmonopol, war Motiv des berühmtesten Kunstraubs im modernen Österreich.

Saliera (1543) von Cellini, Foto: CC via Jerzy Strzelecki
Cellinis Saliera (1543), Foto: CC via Jerzy Strzelecki

12. Es sollte Cellini Salz-und-Pfeffer-Streuer heißen.

Das Renaissance Kunstwerk besitzt nämlich zwei Behälter: Ein Boot, um Neptuns Salz aufzubewahren, und einen Miniaturtempel, um die Pfefferkörner der Erde, welche Tellus symbolisiert, zu behausen. Folglich erzählt der Name Saliera (welcher aus dem Italienischen kommt und Salzstreuer bedeutet) nur die halbe Geschichte.

13. Saliera-Selfie!

Das Kunsthistorische Museum hat den ganzen Sommer ein Modell der Saliera vor seinen Türen aufgestellt, um sein 125 jähringes Jubiläum zu feiern. Auf einer Nachbildung in Übergröße kann man sich noch bis 17. Oktober ablichten lassen. Posten Sie ihre Fotos mit dem Hashtag #saliera, um mit etwas Glück einen fantastischen Preis zu gewinnen.*

Dorotheum Praktikanten posieren auf der übergoßen Nachbildung von Cellinis Saliera des KHM.
Dorotheum Praktikanten Liliane Mayer und Matthias Magyar posieren auf der übergoßen Saliera Nachbildung des KHMs. (Sommer 2016)

Dies sind nur ein paar der Überraschungen in Cellinis Biographie. Lesen Sie mehr in seinen Memoiren für eine detailreichere, wenn auch weniger wahrheitsgetreue, Erzählung seines Lebens.

*Details werden noch vom KHM Wien bekannt gegeben.

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