Jean François Raffaelli: Chronist von Paris

Jean François Raffaelli (1850–1924) Am Quai Malaquais, Paris Öl auf Leinwand, 71 x 81 cm Schätzwert € 50.000 – 80.000

Jean François Raffaelli (1850–1924), Am Quai Malaquais, Paris
Öl auf Leinwand, 71 x 81 cm, Schätzwert € 50.000 – 80.000

 

Der Pariser Maler Jean-François Raffaelli (1850–1924) war einer der ungewöhnlichsten Chronisten seiner Stadt. Als Autodidakt wandte er sich schon früh, nach 1875, den Menschen auf der Straße zu und versuchte, mit einer überbetonten, fast schon karikierenden Linie eine symbolische, bewusst antiromantische Sprache für ihr armseliges Leben zu finden. Mit diesem neuen psychologisierenden Zug, der Parallelen in den naturalistischen Strömungen um Émile Zola fand, erzielte Raffaelli bald große Erfolge. Edgar Degas, der seinen entscheidenden Perspektivenwechsel vom rein abbildenden Realismus erkannte, lud ihn 1880 und 1881 sogar zur viel gepriesenen Teilnahme an den Impressionismus-Ausstellungen ein. Nach 1889 widmete sich Raffaelli vermehrt den Straßenbildern von Paris, wobei es ihm auch dabei wieder gelang, die ganz spezifische Atmosphäre eines Platzes einzufangen, dem Statischen des rein Abbildhaften eine vibrierende Dynamik zu verleihen und die Vergänglichkeit des Augenblicks zu vermitteln.

Quai Malaquais

Jean François Raffaelli (1850–1924), Am Quai Malaquais, Paris, Öl auf Leinwand, 71 x 81 cm, Schätzwert € 50.000 – 80.000
Jean François Raffaelli (1850–1924), Am Quai Malaquais, Paris, Öl auf Leinwand, 71 x 81 cm,
Schätzwert € 50.000 – 80.000

Die Szenerie am Quai Malaquais ist ein neu entdecktes, besonderes Beispiel für Raffaellis Dokumentation von Paris. Wir blicken auf die 1885 errichtete, 1941 zerstörte Statue Voltaires und auf die prachtvolle Fassade des Seitenflügels des Collège Mazarin. Es ist Herbst, ein heller bläulich-brauner Ton bildet den Grundakkord des Werkes, dynamische Pinselstriche und ein nervöser, schneller Strich, mit dem die zahlreichen Figuren und die entlaubten Bäume skizziert sind, verleihen dem Bild die besondere Stimmung des belebten Pariser Alltags.

Kleiner Stadtführer

Ein kleiner weiß-schwarz gefleckter Hund in der rechten Ecke des Bildes erregt noch unsere Aufmerksamkeit. Er stellt eine Art Signatur des Malers dar und ist auf fast allen seiner Pariser Stadtbilder, oft in Begleitung des alten Mannes, zu sehen – wie ein kleiner Stadtführer, der uns zu den besonderen Schönheiten von Paris begleitet.

AUKTION

Gemälde des 19. Jahrhunderts, 7. Juni 2021, 16 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

19.jahrhundert@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-355, 377

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