Auktion Zeitgenössische Kunst: Pablo Atchugarry

ZWISCHEN ERDE UND HIMMEL

Pablo Atchugarrys kolossale Marmorskulpturen vereinen klassische Inspiration und zeitgenössische Interpretation. So auch „Via Crucis“, ein Auftragswerk, das in enger Verbundenheit mit dem Sammlerehepaar Bonetti entstand und am 27. November im Dorotheum angeboten wird.

Pablo Atchugarry, Via Crucis, 1993, Weißer Carrara­ Marmor, 390 x 150 x 90 cm, Schätzwert € 140.000 – 180.000

Meine Arbeiten verkörpern die Suche nach einer Möglichkeit, in Harmonie zu leben mit sich selbst, mit den anderen, mit der Natur, danach, Widersprüche und Gegensätze zu überwinden.“ So beschreibt Pablo Atchugarry, in Italien lebender Künstler aus Uruguay, sein Werk. Seine Skulpturen sind inspiriert von floralen und mineralischen Gesetzmäßigkeiten der Natur. Sie verbinden Eleganz und Sinnlichkeit, fungieren als Schnittstelle von klassischer Inspiration und einer zeitgemäßen Darstellung.

Atchugarrys bildhauerische Arbeit, die zunächst figurative Bezüge aufweist und dann zunehmend zur Vereinfachung und Stilisierung tendiert, zeichnet sich durch eine plastische Sprache mit starker visueller Wirkung aus. Die Vertikalität seiner Skulpturen und der geschickte Einsatz der klassischen Draperie, die mit ihrem geschwungenen Verlauf die Aufwärtsdynamik abschwächt, nicht aber unterbricht, betonen die Funktion der Skulpturen als Bindeglied zwischen Erde und Himmel:

„Die Reinheit seiner Arbeiten ist in gewisser Weise religiös, nicht aber im Sinne des Ausdrucks einer individuellen inneren Suche, sondern als sensibles Sichtbarmachen des Göttlichen.“ (G. Zaccaria)

„Das Herausschälen der Schichten des Marmors […], der von unendlichen Schluchten und Abgründen der Dunkelheit durchzogen wird, aus denen schließlich die schillernde Reinheit des Steins hervorgeht, erscheint geradezu als rettender Vorgang, durch den sich der Geist aus der Dunkelheit zum Himmel erhebt. Aus diesem Grund kann man bei der Betrachtung seiner Werke die Energie der Schöpfung in einer mystischen Inspiration von sinnlichem Weiß und verstörender Tiefe erfassen.“ (G. Folco)

Auch wenn Atchugarrys Kunst in einer Vielzahl von Materialien, von Bronze bis hin zu Hochglanzfarben, Ausdruck findet, bevorzugt er Marmor. Von Michelangelo inspiriert, untersucht und hinterfragt der Künstler das Material, bis er die im Stein verborgene Form freisetzt und das einfallende Licht zwischen den Falten des Marmors ein Spiel von Reflexionen erzeugt, das mit den Skulpturen in Dialog tritt und deren Plastizität betont.

Atchugarry erklärt seine ästhetische Welt und insbesondere die Entdeckung des Marmors mit den folgenden Worten: „Es war 1979, ich hatte zum ersten Mal die Gelegenheit, damit zu arbeiten, und es war Liebe auf den ersten Blick. Marmor ist das Material, das ich bevorzuge, in seinen vier Varianten, die ich gerne als ‚Pinselstriche der Natur‘ bezeichne: der weiße Statuario aus Carrara, rosa, grauer und schwarzer Marmor aus Belgien. Ich habe auch mit Bronze, Stahl und Holz gearbeitet. Tatsächlich entwickelt sich zwischen dem Material und dem Künstler eine Art Dialog: Es ist nicht nur der Künstler, der das Material wählt, sondern umgekehrt ist es auch das Material, das den Künstler wählt, ihn leitet, durch seine Schönheit und seine Unvollkommenheit. Wie Michelangelo lehrte, ist es die Idee, die mich bei der bildhauerischen Arbeit leitet, das Kunstwerk allein aus dem vor mir liegenden Marmorblock herauszulösen.“

Atchugarrys monumentale Skulptur „Via Crucis“, die das Dorotheum bei der kommenden Auktion Zeitgenössische Kunst anbietet, wurde ebenfalls aus Marmor gefertigt. An ihr arbeitete Pablo Atchugarry kurz nach seinem Umzug nach Lecco, wo er das Ehepaar Bonetti kennenlernte. Die Kunstliebhaber und ersten Sammler seiner Skulpturen in Italien beauftragten den Künstler mit einem großen Werk, dessen Thema an die Stationen des Kreuzwegs erinnert. Die Arbeit an „Via Crucis“ begann in den 1980er-Jahren, das Werk wurde aber erst 1993, im Jahr der Übergabe an das Ehepaar Bonetti, der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist das Ergebnis eines langen Prozesses, der von der beständigen Freundschaft zwischen dem Künstler und seinen Auftraggebern geprägt war. Die geschickte Verflechtung der Linien und die unerwartete Entwicklung des kraftvollen Volumens offenbaren die Meisterschaft des Künstlers in der Gestaltung des Materials. So wird die Mächtigkeit des Materials ebenso wahrgenommen wie die Leichtigkeit, die die seidige Glätte dem weißen Carrara-Marmor verleiht.

INFORMATIONEN zur AUKTION

Auktionsdatum: Auktion Zeitgenössische Kunst, 27. November 2019, 18.00 Uhr

Auktionsort: Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

Besichtigung: 16. November 2019 –27. November 2019

Informationen: Alessandro Rizzi, Experte für Moderne und Zeitgenössiche Kunst im Dorotheum

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