Pieter Brueghel | Der Bohnenkönig

Pieter Brueghel Der Bohnenkönig / The King Drinks

Ob Pieter oder Jan, älter oder jünger, Bauern-, Blumen- oder Samt-, jedenfalls aber Brueghel! Die Werke der Künstlerdynastie wurden bereits von Zeitgenossen des 16. und 17. Jahrhunderts geschätzt. Eine den Bohnenkönig zeigende Karnevalsdarstellung fand sich in der Auktion Alte Meister im April 2018.

Die Brueghels waren eine der bekanntesten Maler-Dynastien Nordeuropas. Pieter Brueghel der Ältere porträtierte in seinen Gemälden als Erster das Bauernleben des 16. Jahrhunderts, was ihm bald den Beinamen „Bauernbrueghel“ einbrachte. Mit ihm und den zwei nachfolgenden Künstlergenerationen kam die flämische Malerei im späten 16. und im 17. Jahrhundert zu ihrem Höhepunkt. Ihre Werke sind heute bei Sammlern ebenso beliebt wie zur Zeit ihrer Entstehung.

Pieter Brueghel der Jüngere verlor seinen Vater 1569, im zarten Alter von fünf Jahren. Als die Familie 1585 nach Antwerpen zog, war auch Bruder Jan Brueghel der Ältere dabei, später „Samtbrueghel“ genannt. Pieter richtete eine Werkstätte ein, die hochwertige Kopien, aber auch Originale im Stil seines Vaters anfertigte. Dank ausgezeichneter Auftragslage beschäftigte man mindestens neun Schüler, darunter Frans Snyders und Andries Danielsz.

Pieter Brueghel der Jüngere war vom Werk seines Vaters zweifellos stark geprägt. Die Darstellung des Bohnenkönigs, bei der sich dem Betrachter ein Raum öffnet und die Kulisse bildet, ist dennoch, so die Annahme, einer verschollenen Vorlage des Zeitgenossen Martin van Cleve nachempfunden. Diese Vermutung wird nicht zuletzt durch die Tatsache genährt, dass der um 1550 tätige Kupferstecher Balthasar van den Bos einen Stich nach derselben Vorlage erstellte.

Balthasar van den Bos, Vastenavond (Fastnacht)
Balthasar van den Bos, Vastenavond (Fastnacht), Kupferstich, 32,5 x 24,8 cm

Im Mittelpunkt des Gemäldes steht das Fest der Heiligen Drei Könige, das am 13. Tag nach Weihnachten, dem 6. Januar, oder an dessen Vorabend begangen wird. Traditionellerweise kam die Festgemeinde nach dem Kirchgang zu einem großen Mahl zusammen und bestimmte jemanden aus ihrer Mitte zum König: Wer eine Bohne in seinem Kuchenstück fand, bekam sogleich eine Papierkrone aufgesetzt und hatte nun den Hofstaat – sprich: die Königin, den Narren, den Sänger, den Zeremonienmeister, den Vorkoster, den Pförtner und andere – zu bestellen. Sobald der König das Glas erhob, um daraus zu trinken, rief die Menge „Der König trinkt!“. Damit konnten die Feierlichkeiten beginnen.

 

 

Information: Damian Brenninkmeyer, Experten für Alte Meister

(myART MAGAZINE Nr. 11/2018)

 

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