Yayoi Kusama: Kult-Kürbis

Yayoi Kusama ist die international wohl bekannteste japanische Künstlerin. Die berühmten Polka Dots wurden zu ihrem Markenzeichen. Kusamas stilisierte Kürbisse zählen zu den kultigsten Meisterwerken der zeitgenössischen Kunst.

Die in den späten 1920er-Jahren geborene japanische Künstlerin Yayoi Kusama wuchs in der konservativen Enge der Kleinstadt Matsumoto in der Präfektur Nagano auf. Nach dem Besuch der Kyoto School of Arts and Crafts, ersten Ausstellungen und der Entdeckung der Künstlerin durch die internationale Kunstwelt konnte Kusama nach Amerika auswandern, wo sie von 1957 bis 1973 vorwiegend in New York lebte und arbeitete. Ihren ersten großen Erfolg in New York feierte Kusama 1959 mit einer Einzelausstellung in der Brata Gallery mit dem Titel „Obsessional Monochrome“. Die dort ausgestellten Infinity-Net-Paintings waren Kompositionen dichter Netzwerke, die mit weißen Pinselstrichen auf schwarzem Grund ausgeführt und vom Schema der Wiederholung geprägt waren.

Gitternetze, Lichtblitze und vor allem Punkte, die sich endlos wiederholen, sind das auffallendste Kennzeichen von Kusamas Arbeiten und begründeten ihren Ruhm als Polka-Dot-Princess. Für die Künstlerin sind die alles überwachsenden Punkte aber kein harmloses Muster. Sie haben ihren Ursprung in den Halluzinationen und Panikattacken, die die Künstlerin seit ihrer Jugend erlebte und die ihre Wahrnehmung der Welt bestimmten. Die Heranwachsende sah Punkt- und Netzmuster und fürchtete, sich darin aufzulösen. Die Polka Dots und ihr ständiges Repetieren wurden nun zum Ausdruck der Suche nach Unendlichkeit und des Wunsches nach Selbstauflösung. Die Tupfen löschen das Bild aus, in das die Künstlerin ihre Ängste kanalisiert. Mit ihren Polka Dots überzieht Kusama nicht nur Leinwände, sondern auch Alltagsgegenstände wie Teekessel oder Bücherregale, Kleider, riesige Tentakel, überdimensionale Blumen, ganze Räume oder sich selbst. Auch Kürbisse.

Yayoi Kusama Pumpkin KKK, 2002 acrylic on canvas, in plexiglass box, 22.7 x 15.8 cm estimate € 250,000 – 350,000

Yayoi Kusama
Pumpkin KKK, 2002
acrylic on canvas, in plexiglass box, 22.7 x 15.8 cm
estimate € 250,000 – 350,000

„Pumpkin KKK“ (2002) repräsentiert ein weiteres wichtiges Thema in Yayoi Kusamas Werk. Der Kürbis ist bei Kusama mit Erinnerungen an die Kindheit verbunden und ein bevorzugtes Motiv mit fast mythischem Status. Erste Kürbisse sah die Künstlerin bei Spaziergängen mit ihrem Großvater und sie hatten auf die von Halluzinationen Geplagte beruhigende Wirkung. „Ich liebe Kürbisse wegen ihrer humorvollen Form, ihrer Wärme und ihrer menschenähnlichen Qualität“, sagt Kusama. Sie widmete sich Kürbissen in Bildern, als Skulpturen und integrierte sie in ihre Infinity Rooms. Kräftige Farben kennzeichnen die Kürbisse ebenso wie die präzise gesetzten Polka Dots. Die Farbgebung folgt einer inneren Symbolik, nach der die Künstlerin nie verarbeitete Erlebnisse kategorisiert. Die Kürbisse stehen für den Triumph über innere Kämpfe, ihre endlose Wiederholung lässt die Künstlerin zu ihrem mentalen Gleichgewicht finden.

Seit ihrer Rückkehr nach Japan lebt Kusama, die aus ihrer Krankheit nie ein Hehl gemacht hat, freiwillig in einer psychiatrischen Anstalt. 2017 wurde in Tokio ein ihr allein gewidmetes Museum eröffnet. Zahlreiche internationale Ausstellungen zeugen vom fortwährend großen Interesse an ihren Arbeiten. Mit ihren unkonventionellen Werken, ihren außergewöhnlichen Performances und Happenings hat Kusama viele Tendenzen der zeitgenössischen Kunst vorweggenommen.

AUKTION

Zeitgenössische Kunst I , 30. November 2022, 18 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

20c.paintings@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-358, 386

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