Ein Zufallsfund brachte unerwartete Bewegung in den Fall Mayerling: Im Sommer 2015 tauchten die bislang im Original nicht bekannten Abschiedsbriefe von Mary Vetsera im Tresor einer renommierten Wiener Privatbank auf und wurden der Österreichischen Nationalbibliothek zur Bearbeitung und Präsentation als Dauerleihgabe überlassen. Der Inhalt der aufgefundenen Briefe bestätigte das, was trotz Vertuschungsversuchen bald an die Öffentlichkeit drang, aber durch diverse Verschwörungstheorien wiederholt in Frage gestellt wurde: In Mayerling fand am Abend des 31. Jänner 1889 ein Doppelselbstmord statt.
Bei der Autographenauktion am 30. November gelangen nun einige teilweise unbekannte Schreiben zur Auktion, die in Zusammenhang mit den dramatischen Ereignissen rund um Mayerling stehen und verschiedene Aspekte der Tragödie beleuchten.
Den Auftakt macht ein Schreiben der Freundin Kaiser Franz Josephs, der Schauspielerin Katharina Schratt (Lot 115). Einen Tag nach dem Tod des Kronprinzen schreibt Schratt an Ida von Ferenczy, die Lieblingshofdame und engste Vertraute der Kaiserin Sissi: „Seit gestern kann ich nicht zur Ruhe kommen – Ich kann meine Sehnsucht nach einer authentischen Nachricht über das Befinden der beiden Majestäten nicht bezähmen … das Unglück ist zu groß und tragisch“.
Über die Ereignisse nach dem Tod des Kronprinzen bis zum Begräbnis in der Kapuzinergruft informiert der Brief eines Insiders (Lot 116): Der diensthabende Hoffourier (Quartiermeister) berichtet über den Transport der Leiche, Menschenaufläufe und Ohnmachtsanfälle sowie über die Verfassung des Kaiserpaares. Über die Todesursache heißt es abschließend: „Glauben Sie an das, was der Kaiser nach langem Kampfe mit sich verkündete: Es liegt ein Selbstmord vor“.
Stephanie, die ungeliebte Frau des Kronprinzen Rudolf berichtet Graf Bombelles, dem ehemaligen Obersthofmeister des Kronprinzen über ihre psychische Verfassung nach der Katastrophe (Lot 117). Aus Schloss Miramar schreibt Stephanie eineinhalb Monate nach dem Suizid des Gatten: „Meinem Kinde habe ich mich jetzt ganz gewidmet. Diese Tochter ist mein einziger Trost; ihr gehört nun mein Leben, mein Wirken, welches ja keinen anderen Zweck mehr hat als jener ihr Mutter und Freundin zu sein“.
Ein weiteres Dokument zur Tragödie stellt eine der wenigen erhaltenen Abschriften des so genannten Mayerling-Protokolls dar. Das hier vorliegende Exemplar (Lot 118) der verbotenen und fast zur Gänze vernichteten Rechtfertigungsschrift der Mutter von Mary Vetsera stammt aus dem Besitz des Präsidenten des Reichsgerichts, Dr. Josef Unger.
Neben mehreren teilweise bedeutenden Briefen von Kronprinz Rudolf (Lot 101) werden im Rahmen der Autographenauktion auch eine höchst seltene signierte Porträtfotografie (Lot 119) sowie ein rarer Brief von Mary Vetsera (Lot 120) angeboten.
Autographen Auktion
Montag, 30. November 2015, 14 Uhr
Besichtigung: 25. bis 30. November 2015
Palais Dorotheum
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