Ein Appell an alle Kunsthistoriker: Wenn Sie den Tisch der großen Barock Künstler für das Bankett der Kunstgeschichte decken, versichern Sie sich, dass der Platz an der Spitze der Tafel für Johann Georg Platzer reserviert ist!
1704 in eine Familie von Malern in Eppan, Südtirol, Österreich (heute Italien) geboren, perfektionierte Platzer sein Handwerk an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Anschließend begann er an der Seite seines Onkels Christoph Platzer an verschiedenen Königshöfen zu malen.
Hin und Zurück
Nach einem längeren Aufenthalt in Wien, kehrte Platzer im Jahre 1739 zurück in seine Heimat Eppan. Was veranlasste ihn zur Rückkehr? Einige sagen, es war die Parkinson-Krankheit, andere Quellen sprechen von einem Schlaganfall oder sogar einem Skandal rund um seine Person (Platzer war nie verheiratet). Was auch immer dahinter lag, Platzer blieb bis zu seinem Tod im Jahre 1761 in seiner Heimatstadt.
Platzers Biographie mag Raum für Interpretationen offen lassen, unbestritten ist aber sein Status als einfallsreicher und produktiver Maler und Zeichner – er war der leuchtende Stern des Wiener Rokoko.
Verrückt nach Rokoko?
Oder verrückt wie Rokoko? Die Werke des Rokokos, die dort ansetzten wo die flämische Kabinettmalerei des 17. Jahrhunderts aufhörte, mussten den Menschen zunächst höchst sonderbar vorgekommen sein als der Stil im 18. Jahrhundert aufkam. Heitere Sujets und der floral-dekorative Stil des Rokoko, standen im starken Kontrast zu der majestätischen Symmetrie und strengen Formsprache des Barock, wie sie beispielgebend im Schloss von Versailles ausgeführt wurde.
Szenengestaltung
Mit der Arbeit „Im Atelier des Malers“ demonstriert Platzer Eleganz als Gesellschaftschronist. Das für Platzer unüblich große Bild zeigt eine Szene in der Werkstatt eines Künstlers und bietet unheimlich vieles zu entdecken.
Der Maler, der eine monumentale Szene auf die Leinwand bringt, hat aufgehört zu arbeiten, um einem älteren Herrn zuzuhören, der das unfertige Bild scheinbar kritisch beäugt und dabei ein Buch, das aufgeschlagen auf seinem Schloss liegt, konsultiert. Im Vordergrund befindet sich ein elegantes Paar, gekleidet im Stil der Ganzkörper Portraits von Anthonis van Dyck, während ein Mann, der im Hintergrund Pigment zerreibt, bei all dieser Aufregung, verschmitzt grinsen muss.
Es gibt natürlich viel mehr zu entdecken – vielleicht sogar zu viel um es aufzuzählen. Die vollendete Liebe zum Detail, die lebendige Gegenständlichkeit sowie das raffiniert angelegte chromatische und kompositorische Gleichgewicht sind Gründe warum uns Platzers Kunst heute noch so fasziniert und fesselt.
„Im Atelier des Malers“ ist Teil unserer Gemälde Auktion: Alter Meister am 19. April 2016.
Auktion: Alte Meister
Wo: 19.04.2016 – 17:00
Wann: Palais Dorotheum Wien
Besichtigung 9.- 19. April
Montag – Freitag 10-18 Uhr
(ausgenommen Dienstag 19. April 10-18:30 Uhr)
Samstag 9-17 Uhr
Besichtigung auch geöffnet Sonntag 10. und 17.April 14-17 Uhr