Herbert Brandl: Nach der Wirklichkeit

Herbert Brandl steht für farb- und formgewaltige Leinwände. Der im Juli 2025 verstorbene Maler gilt als einer der erfolgreichsten österreichischen Vertreter der Gegenwartskunst.

Intensive Farben in breiten Pinselschlieren: Die atmosphärischen Farbräume von Herbert Brandl (1959–2025) oszillieren zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, wobei auch der Prozess des Malens selbst eine Eigendynamik entwickelt. Seine Beschäftigung mit der Natur, das Einfangen einer Stimmung und eines Lichts bezeichnete der heuer im Alter von 66 Jahren verstorbene Maler als „inneren Prozess“.

Über vier Jahrzehnte ist der Grazer Künstler Herbert Brandl diesem Prozess nachgegangen, in virtuosen Varianten und unbeirrt von aktuellen Kunstströmungen. Damit zählt der mit seinen gestischen, farbexplosiven Bildern in den 1980er-Jahren bekannt gewordene „Neue Wilde“ zu den bedeutendsten österreichischen Gegenwartskünstlern, vertreten in Sammlungen in ganz Europa.

Herbert Brandl Untitled, 2003 oil on canvas, 170 x 220 cm estimate €60,000 – 80,000
Herbert Brandl Untitled, 2003 oil on canvas, 170 x 220 cm estimate €60,000 – 80,000

Ausgebildet bei Herbert Tasquil und Peter Weibel an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst, nahm Brandl 1993 an der documenta IX teil und vertrat Österreich bei der Biennale di Venezia 2007. Ausgestellt wurde er unter anderem auch in der Kunsthalle Basel, der Albertina oder bei der Biennale in Paris. 2020 widmete ihm die Österreichische Galerie im Belvedere eine große Retrospektive.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen Herbert Brandls vordergründig gegenständliche Naturbilder. Was wir in seinen Bergen, Gebirgsketten und -bächen erkennen, ist „eigentlich keine reale Landschaft. Es ist auch keine ideale Landschaft“, so der Künstler, sondern eine „Landschaft aus Farben, die aus dem Pinsel rinnt“. Die Leinwände würden zu „Bühnenbildern meiner Fantasien“, wie der Robert-Motherwell-Verehrer es einmal poetisch formulierte. Diese Fantasie drehte sich auch um Themen wie Tod und Schmerz. Den meist großen Formaten wohnt eine emotionale Schwere und Dichte gleichermaßen inne wie eine vibrierende Lebendigkeit. Es sind diese Widersprüche, die Herbert Brandls Kunst auszeichnen.

Herbert Brandl Untitled, 2014 oil on canvas, 150 x 250 cm estimate €50,000 – 90,000
Herbert Brandl Untitled, 2014 oil on canvas, 150 x 250 cm estimate €50,000 – 90,000

AUKTION

Zeitgenössische Kunst I, 19. November 2025, 18:00 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

20c.paintings@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-358, 386

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