Von Andy Warhol bis Gerhard Richter, von Franz Marc bis Pablo Picasso: Die kommende Editions-Auktion am 4. Dezember 2025 umfasst siebzig ausgewählte Druckgrafiken und Multiples von bedeutenden Künstlern des 20. und 21. Jahrhunderts. Elisabeth Wallner, Expertin für Moderne und Zeitgenössische Druckgrafik, verrät uns ihre fünf persönlichen Favoriten.
1. Andy Warhol, „Goethe“, 1982

Andy Warhols Interpretation des Tischbein-Gemäldes „Goethe in der Campagna“ zählt für mich zu den gelungensten Porträts des Pop-Art-Stars. Das Lot 709 der Auktion ist zudem meine liebste der vier Farbkombinationen. Der helle Hintergrund betont das Gesicht im Halbprofil. Die feine Zeichnung verleiht dem Dichter eine besondere Präsenz und holt ihn damit ins 20. Jahrhundert.
2. William Kentridge, „Sleeper and Ubu“, 1997

William Kentridge ist ein absoluter Universalkünstler: Er arbeitete als Schauspieler und Designer, produziert Animationsfilme und ist als Theaterregisseur erfolgreich. Im Bereich der bildenden Kunst hat er seit den 70er-Jahren ein umfangreiches grafisches Œuvre geschaffen. Er hat in beinahe allen druckgrafischen Techniken gearbeitet und dabei die Grenzen des Machbaren erforscht. Sein Zugang zur Druckgrafik ist experimentell und zugleich auf höchstem technischen Niveau.
3. Gert und Uwe Tobias, „Saturday the 14th“, 2006

Das deutsche Künstlerduo Gert und Uwe Tobias hat einen ähnlich experimentellen Zugang zur Druckgrafik. Von ihren Holzschnitten gibt es immer nur kleine Auflagen, was auch am aufwendigen Entstehungsprozess liegt. Die riesigen Formate können ausschließlich manuell produziert werden, ein maschineller Druck ist nicht möglich. Dadurch haben die einzelnen Blätter immer einen unikatären Charakter.
4. Franz Marc, „Ruhende Pferde“, 1911/12

Franz Marc schuf während seines kurzen Lebens nur wenige Druckgrafiken, der vorliegende Holzschnitt zählt zu den schönsten und beliebtesten davon. Das Blatt war ursprünglich auf einen Untersatzkarton montiert. Erst als wir die umlaufenden Klebstreifen von einer Restauratorin entfernen ließen, wurden die Signatur Maria Marcs sowie der Nachlassstempel sichtbar. Marc selbst beschrieb in einem Brief an Alfred Kubin einmal die Schwierigkeit des Holzschnittes: „Ich schneide alles in Holz; der ganze Arbeitsprozess ist dabei ein so langsamer, nicht etwa das Schneiden – aber das Denken in Holz – das ist das Schwere”. Das Werk „Ruhende Pferde“ ist für mich ein besonders eindrückliches Beispiel dafür, in welcher Perfektion Franz Marc das ‚Denken in Holz‘ beherrschte.
5. Bertold Löffler, „Grandes Fetes Jubile de L’Empereur“, 1908

Ein über 100 Jahre altes Plakat in diesem Zustand zu bekommen ist selten. Daher freue ich mich sehr über die Lithografie von Bertold Löffler. Mit seinem Entwurf für das Plakat zum „Kaiser-Huldigungs-Festzug” im Jahr 1908 setzte sich der Künstler im Wettbewerb gegenüber der radikalen Moderne durch. Sein naiv-pathetisch knieender Ritter ist nicht nur kunsthistorisch einzuordnen, sondern vor allem auch ein Stück Zeitgeschichte.
AUKTION
Editions
3. Dezember 2025, 16 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien
raphael.achterberg@dorotheum.at
elisabeth.wallner@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-557, 766










