Bernard Frize: Fluide Phantasmen

Keine persönliche Handschrift soll sich auf den kunstharzversiegelten Bildoberflächen
offenbaren: Bernard Frize versucht in seiner konzeptuellen Malerei mit großem Erfindungsgeist, den industriellen und quasi mechanischen Zugang zur Kunstproduktion zu erkunden.

Porträt Bernard Frize Foto: Roman März
Porträt Bernard Frize
Foto: Roman März

Bernard Frize, 1949 im französischen Saint-Mandé geboren, lebt und arbeitet mittlerweile in Paris und Berlin. In seinen äußerst lebendigen Werken, die sich meist in Serien entwickeln, steht weder der Ausdruck der Materialien noch die subjektive Handschrift des Künstlers im Vordergrund. Stattdessen unterzieht Frize seine Kunst fortlaufend neuen Techniken, experimentiert mit Materialien und Werkzeugen, um so einen industriellen und mechanischen Zugang zur Kunstproduktion zu erkunden. Der subjektiv-künstlerische Prozess tritt in den Hintergrund, und Frize rückt sich selbst in die Position des Beobachters, der seine Malerei zum Akt des eigengesetzlichen Geschehen- und Entstehen-Lassens werden lässt.

Auf die Frage, was ihn am Malen am meisten begeistere, antwortete der französische Künstler Bernard Frize einmal: „Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege, zu einem Bild zu kommen. […] Ich kann mir zum Beispiel überlegen, ob ich Malerei so mache, wie ich Butter auf mein Frühstücksbrötchen streiche, oder so, wie ich Blumen in eine Vase stelle. Das ist zum Beispiel so, wenn ich mit 15 Pinseln in der Hand male. Das ist das Gleiche. Jede Blume hat eine andere Farbe – und auf meinem Pinsel sind Farben, die ich gar nicht so genau kenne.

Bernard Frize, Mona, 1993, Schätzwert € 90.000 – 140.000
Bernard Frize, Mona, 1993, Schätzwert € 90.000 – 140.000

„Mona“, angeboten in der Auktion für Zeitgenössische Kunst, ist eines von vier großformatigen Werken, die anlässlich einer 1993 in Zürich stattfindenden Einzelausstellung des Künstlers geschaffen wurden, und es erscheint als erstes Werk dieser Serie auf dem Auktionsmarkt. Alle nehmen sie Buchstabencodes von Pariser Schnellbahnlinien auf: „Romi“, „Vony“, „Vick“ und „Mona“. Über den Harzgrund von „Mona“ zieht sich in breiten Pinselbewegungen ein Fluid von Dispersion, Kunstharz und Tusche in bonbonrosa Monochrom. Indem Frize den Bildträger kopfüber dreht, beginnen die horizontalen, dünn-transparenten Farbschleier frei zu wirken. Ambivalent entfaltet sich vor unserem Auge ein halluzinativ-momenthaftes, geradezu landschaftlich mineralisches Phantasma und ist doch nur abstraktes Material. Ein respirierendes Feld, das aus sich selbst wirkt.

„Es ist eine ziemlich komplexe Sache, Situationen zu arrangieren, in denen man nichts tut und die Dinge von selbst geschehen“, sagt Bernard Frize über die Mitwirkung des Zufalls. Nichts ist idiosynkratischer als ein so erfrischender Erfindungsreichtum, der sich gleichzeitig so elegant kontrolliert.

AUKTION

Zeitgenössische Kunst I, 20. November 2024, 18:00 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

20c.paintings@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-358, 386

No Comments Yet

Comments are closed




Auktions-Höhepunkte, Rekord-Preise und spannende Kunst-Geschichten. Mit dem Dorotheum Blog sind Sie immer am Puls des Auktionsgeschehens!


Archive