Feiern wie die Alten Meister

Die Hochzeit bei Kana beinhaltet das Wunder, bei dem Jesus Wasser in Wein verwandelt, und ist hier als prächtiges Fest dargestellt, wie es für die venezianische Gesellschaft des 16. Jahrhunderts typisch ist: himmlische und profane Welt feiern drauf los!

Ob Karneval, Jahrmarkt oder Hochzeit: Brueghel II. & Co bannen einzigartige Feststimmungen auf die Leinwand.

"Der Bohnenkönig" von Pieter Brueghel d.J. zeigt das wilde Feiern von Bauersleuten: Ein Paar tanzt aus einer verschneiten Dorflandschaft in die Bauernstube hinein, Katzen und Hühner tollen auf dem Boden herum, Zecher wiegen sich Arm in Arm und sitzen grölend um einen Tisch versammelt. Wer die begehrte Bohne in seinem Kuchenstück findet, wird feierlich zum König ernannt und darf seinerseits einen Hofstaat ernennen: Musiker, Vorkoster, Koch und Hofnarr sind hier Programm.
In diesem Bild kombinierte Pieter Brueghel d. J. zwei zeitlich auseinanderliegende Bräuche: das Dreikönigsfest und die Fastnacht

In der Stube geht es hoch her. Zur Musik eines Dudelsackbläsers werden Bierhumpen gehoben und am Feuer Waffeln gebacken, während ein Paar zur Tür hereintanzt. Es ist Fastnacht, jene Zeit für Feiern und Ausschweifungen, die bis Aschermittwoch die karge Winterzeit versüßt. Mit seinem Ölbild Der nig trinkt hat Pieter Brueghel d. J. eine Szene voller Humor geschaffen, die auf einem älteren Original von Marten van Cleve basieren dürfte. Das heitere Treiben gilt als Highlight der Alt- meister-Auktion im Dorotheum.

Als die Wahl des Bohnenkönigs nannte man seit dem Spätmittelalter den Brauch, am Dreikönigs- tag durch eine Bohne im Kuchen einen Regenten zu bestimmen. Ein solcher Bauernmonarch bildet das Blickzentrum des Gemäldes, in dem alles in Aufruhr ist. Der Künstler lässt uns in den belebten Raum wie in einen Guckkasten blicken, vor der Tür ist es tief verschneit. Mit aufgerissenen Augen und offenen Mündern staunt das Völkchen über die Ankunft der Figuren Karneval und Fasten, die nicht im Widerstreit, sondern Hand in Hand auftreten und feiern.

Da Steppt der Stier!

Beim Venezianischen Karneval auf dem Markusplatz will jedermann und jederfrau feiern: Im Zentrum des Gemäldes wird ein Stierkampf abgehalten, während Akrobaten ihr Geschick zum Besten geben und Bürger und Edelleute dem bunten Treiben beiwohnen.
Die von Vrancx hier dargestellte Szene zeigt in einer kunstvollen Kombination die traditionellen Motive des Karnevals. Die Leute feiern, tanzen und staunen

Wenig bekannt ist, dass ein iberischer Brauch einst auch in Venedig beliebt war: Zu einem Stierkampf auf dem Markusplatz führt die herrlich luftige Karnevalsszene, die Sebastian Vrancx um 1605 auf Holz verewigte. Es handelt sich um eine frühe Darstellung des Faschingstreibens, das als Genre bei den Niederländern im 17. Jahrhundert beliebt wurde. Vrancx nahm für sein Bild Figuren und Szenen der Commedia dell’arte zum Vorbild: Links flanieren die Masken Pantalone und Zanni, daneben geben Komödianten und Akrobaten ihr Können zum Besten. Die Anziehungskraft von Venedigs Karnevals unter Aristokraten belegen die Edelleute, bei denen es sich um Ferdinand II. von Tirol und seinen Neffen Prinz Ferdinand von Bayern samt Entourage handeln könnte.

Kirchweihen – Krawall

Beim dörflichen Kirchweihfest ist für jeden etwas dabei. Bauern feiern ausgelassen auf dem Dorfplatz, feine Herrschaften unternehmen eine Bootsfahrt und auch für Liebespaare ist Platz, die im Schatten der Bäume der Zweisamkeit frönen wollen.
Panorama eines bunten dörflichen Kirchweihfests, einer beliebten Festivität, die alljährlich in den holländischen Provinzen begangen wurde. Bauern, Händler und Geistliche feiern Hand in Hand.

Eine detailverliebte Massenszene stellt auch das Ölgemälde Kirchweihfest des heiligen Georg von David Vinckboons dar. Das Querformat bietet ein Panorama aus der Vogelperspektive und besticht durch seine harmonische Komposition. Die pastellfarbene Dorfansicht gibt dem Auge unendlich viel zu tun: Da finden Prozessionen statt ebenso wie Tänze und Rangeleien, feine Leute unternehmen eine Bootsfahrt, und Händler preisen ihre Waren an. Bei all dem Feiern findet der Künstler aber auch Platz für Rückzugsmomente und setzt ein altes Paar in den Schatten eines Baumes.

Die Leiden der Lukrezia

Bei diese Holzmalerei, welche die Schändung der Lukrezia in drei Szenen bebildert, ist für Feiern kein Platz, owbohl sie aus einer Hochzeitstruhe geborgen wurde. Sie verweist darauf, dass das Thema im Florenz des 14. Jahrhunderts eine ganz spezifische politische Bedeutung hatte, welche die Freiheit und die republikanischen Werte gegenüber der Tyrannei hochhielt.
In der ersten Szene ist Lucretia auf dem Bett in ihrem Zimmer zu sehen, während Sextus Tarquinius sich ihr nähert, um sich an ihr zu vergreifen; vor allem die weibliche Aktfigur und die große Detailfreude bei der Wiedergabe des Innenraums sind hier augenfällig. In der zweiten Szene ist der Selbstmord Lucretias vor zwei bewaffneten Männern dargestellt; die dritte und letzte Szene zeigt die Vertreibung Tarquinius’ aus Rom

Das Hochzeitsfest zählt ohne Frage zu den wichtigsten Feiern des Lebens. Zu den aktuellen Losen zählt ein Tafelbild, das einst eine Brauttruhe schmückte. Solche Behältnisse für die Aussteuer waren in Italien ab dem 14. Jahrhundert gebräuchlich. Die 126 Zentimeter breite Tafel wurde von dem anonymen Meister des Karl III. von Durazzo mit drei Szenen aus der Geschichte der Lucrezia geschmückt. Die Verzierungen in Gold und Silber sind ungewöhnlich gut erhalten und verweisen auf die hohe Stellung der Braut.

– Nicole Scheyerer, der Standard

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