Perugino & Giulio Romano: Renaissance und Manierismus

Am 22. Oktober 2024 werden im Dorotheum Gemälde versteigert, die auf faszinierende Weise demonstrieren, wie drei der größten Alten Meister durch stilistische Innovation aufeinander wirkten und die Kunstgeschichte prägten.

Pietro di Cristoforo Vannucci, genannt Perugino (1446–1523), war einer der einflussreichsten Künstler seiner Zeit. Seine Wirkkraft auf die Malerei war enorm: In Stil,
Komposition und Maltechnik verkörpert er den Übergang von der Frührenaissance zur Hochrenaissance. Seine kompositorischen Innovationen in Verbindung
mit dem florentinischen figurativen Stil und der umbrischen Raum- und Strukturgebung wurden europaweit nachgeahmt.

Im Jahr 1479 und somit vor Michelangelo und Raffael wurde Perugino mit der Gestaltung der Sixtinischen Kapelle im Vatikan betraut. Er war der bekannteste Maler Mittelitaliens und wurde von einflussreichen Mäzenen umworben. Die beiden Tafelbilder „Der dornengekrönte Christus“ und „Maria“ stammen aus den 1490er-Jahren, also jener Zeit, in der Perugino aus dem Vatikan nach Perugia zurückkehrte und der junge Raffael in seiner Werkstatt anheuerte.

Pietro di Cristoforo Vannucci, genannt Perugino (um 1450–1523) Der dornengekrönte Christus; und Maria Öl auf Holz, je 33,5 x 27,5 cm, ein Paar Schätzwert € 600.000 – 800.000
Pietro di Cristoforo Vannucci, genannt Perugino (um 1450–1523) Der dornengekrönte Christus; und Maria Öl auf Holz, je 33,5 x 27,5 cm, ein Paar Schätzwert € 600.000 – 800.000

Raffael imitierte Peruginos Stil in einem Maße, dass ihre Arbeiten anfänglich kaum zu unterscheiden waren. Die stilistische Nähe etwa zwischen Peruginos Darstellung der Maria und Raffaels Jahre später entstandenen, nicht minder anmutigen Florentiner Madonnen ist geradezu frappant.

Raffael (1483–1520) war ein herausragendes Genie der Hochrenaissance. Er eröffnete eine große, äußerst produktive Werkstatt in Rom und wurde mit der Gestaltung der Stanzen im Apostolischen Palast beauftragt – sein vielleicht berühmtestes Werk. An seiner Seite wirkte der begabte Schüler Giulio Romano, der den prestigeträchtigen Auftrag nach dem vorzeitigen Tod Raffaels im Jahr 1520 zu Ende brachte und dadurch selbst zu Ruhm gelangte.

Giulio Romano (geb. Mitte 1490er Jahre-1546) arbeitete sowohl an der Staffelei als auch an großformatigen Fresken mit Raffael zusammen. Nach Raffaels Tod waren seine Dienste gefragter denn je; 1524 wurde er von Federico II. Gonzaga in Mantua zum Hofmaler ernannt. Die auf das Jahr 1526 datierte „Mystische Vermählung der Heiligen Katharina“ stammt aus jener Zeit. Hier ist der Einfluss Raffaels zwar unverkennbar, doch Komposition, Farbgebung und die feine Beobachtung der Charaktere und Emotionen der Figuren tragen die ureigene Handschrift Giulio Romanos, eines der führenden Vertreter des Manierismus.

Giulio Pippi, genannt Giulio Romano (geb. Mitte 1490er Jahre–1546) Die mystische Vermählung der Heiligen Katharina Öl auf Holz, 58 x 47 cm Schätzwert € 400.000 – 600.000
Giulio Pippi, genannt Giulio Romano (geb. Mitte 1490er Jahre–1546) Die mystische Vermählung der Heiligen Katharina Öl auf Holz, 58 x 47 cm Schätzwert € 400.000 – 600.000

AUKTION

Alte Meister, 22. Oktober 2024, 18 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

old.masters@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-403

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