Das Werk von einem unbekannten Nachfolger Hieronymus Boschs trägt alle typischen Merkmale der Kunst dieses gefeierten, 1516 verstorbenen Malers, dessen Todestag sich heuer zum 500. Mal jährt.
In dieser Höllendarstellung kehren einige Details aus dem rechten Flügel des um 1500 entstandenen berühmten Triptychons „Der Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch wieder, das sich heute im Prado in Madrid befindet.
Das zentrale Motiv der „Drehleier“ steht für eine der Sieben Todsünden: die Wollust. Das Musikinstrument ist eine Anspielung auf die fahrenden Musikanten, die von Gasthof zu Gasthof zogen und beim Publikum sexuelle Begierden weckten. Im Mittelalter wurde Wollust als „Musik des Fleisches“ beschrieben – als unkontrollierter Lärm, der im Gegensatz zu der im Himmel herrschenden Harmonie stand. Rechts neben dem Instrument ist ein Ritter zu erkennen, der wohl ein Sakrileg begangen hat. Am Heiligen Gral festhaltend, ist er von wilden Hunden umringt. Darunter verschlingt ein Monster mit Vogelkopf die Verdammten, um sie in eine durchsichtige Blase über einer Öffnung direkt neben dem Höllenfeuer auszuscheiden. Die Vanitas wird von einer Frau verkörpert; sie starrt in einen Spiegel, der das Hinterteil eines Höllendämons bildet. Links von dem Musikinstrument sieht man einen nackten Mann, der als Symbol der Menschheit an einen Grabstein genagelt ist. Er wird von einer Kreatur stranguliert, deren Schild die Hand Gottes darstellt. Diese zeigt auf einen Würfel, der auf den mit dem Wort Gottes spielenden Menschen verweist. Darüber umschließt ein Paar von einem Pfeil zusammengehaltener Ohren eine Messerklinge. Sie gerät zu einer tödlichen Erektion, die zu durchdringen und zu spalten droht.
Das vorliegende Gemälde legt Zeugnis davon ab, welch große Rolle die Angst der Menschen vor einem Leben in Sünde im Hinblick auf den Tod und das Leben danach im Europa des 15. und 16. Jahrhunderts spielte.
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