Jean Dubuffet in der Juni-Auktion Contemporary Art

ROH UND WILD

Jean Dubuffet prägte den Begriff „Art Brut“ und schuf eine Kunstrichtung fernab jeglichen Schönheitsideals. Angeregt von der Sprache von Kindern und psychiatrischen Patienten wollte er eine rohe, unverfälschte und direkte Kunst. Drei Beispiele davon bietet die Dorotheum-Auktion Zeitgenössische Kunst im Juni.

 

Nach einer Karriere als Weinhändler findet der 1901 in Le Havre geborene Jean Dubuffet zu seiner künstlerischen Tätigkeit. Die Übersiedlung nach Paris und der Kontakt zu Suzanne Valadon und Fernand Léger wecken in ihm schon in den beginnenden 1920er-Jahren das Interesse an einfachen expressiven Formen, frei von Zwängen, wie es die Sprache von Kindern, Primitiven oder psychiatrischen Patienten ist. 

Dieses Interesse wird ihn Jahre später dazu bringen, eine neue grafische Ausdrucksweise zu begründen, die frei von der Konditionierung durch die Vernunft ist.

Art Brut

Der vom Künstler 1945 geprägte Ausdruck „Art Brut“, wörtlich „rohe Kunst“, beschwört die Idee einer Kunst, die sich vom traditionellen Schönheitsideal weit entfernt und dem künstlerischen Ausdruck auf den Grund geht.

Aufgabe des Künstlers ist es, durch den kreativen Prozess die intrinsischen Ausdrucksmöglichkeiten der unterschiedlichen verwendeten Materialien freizulegen. Dabei greift Dubuffet auf Materialien zurück, deren Wertigkeit ebenso geringgeschätzt ist wie die sozialen Randgruppen, deren Sprache Dubuffet neu interpretiert.

 

Jean Dubuffet, Buisson au papillon (Assemblage), 1959
Jean Dubuffet, Buisson au papillon (Assemblage), 1959

Jean Dubuffet, Tête, 1960
Jean Dubuffet, Tête, 1960

Rohe Materie

Das Material ist unbestritten Protagonist in den Werken Dubuffets, eine rohe, brutale Materie, die oft den Platz auf der Leinwand überschreitet und ihr dadurch ein skulpturales Aussehen verleiht. Die dick aufgetragene Farbe, typisch für den Künstler, resultiert aus einer Maltechnik, die Spachteln und Inst­rumente einsetzt, um in einem Prozess des kontinuierlichen Dazugebens und Wegnehmens das Farbgemisch auf der Leinwand zu gravieren und zu modellieren. Die Figuren, die Dubuffet kreiert, indem er in das Material „hineinarbeitet“, sind kaum skizziert und verschmelzen oft mit dem Hintergrund. So entstehen groteske Formen, die den Eindruck von Unfertigkeit erwecken.

Jean Dubuffet Bon Espoir (Paysage avec personnages) 1955
Jean Dubuffet, Bon Espoir (Paysage avec personnages), 1955

Figuration und Abstraktion

In „Bon Espoir (Paysage avec personnage)“ bewegt sich Dubuffet zwischen Abstraktion und figurativer Malerei. Das Bild „Tête“ gibt ein Gesicht in vereinfachter Weise wieder. Thema ist der Mensch im Allgemeinen, dessen anthropologisches Studium die Grundlage der Art Brut und des künstlerischen Experimentierens von Dubuffet bildet.

In der Serie „Matériologies“, der das Bild „Buisson au papillon“ angehört, legt Dubuffet das Hauptaugenmerk auf die verwendeten Materialien, wie Giorgio Celli bemerkt: Die botanischen Elemente, die der Künstler auf die Leinwand appliziert, zelebrieren die  organische Welt als einen „Ort, wo alles möglich ist, wo man ein trockenes Blatt aufsammelt, und es ist ein getarnter Schmetterling, wo man meint, einen Dolmen zu berühren, und es ist ein Termitenbau. Das Fantastische findet sich in unserem Garten.“ 

AUKTION

Post-War and Contemporary Art I
Mittwoch, 5. Juni 2019, 17 Uhr

Post-War and Contemporary Art II
Donnerstag, 6. Juni 2019, 16 Uhr

Besichtigung ab 25. Mai 2019

Mo – Fr von 10 bis 18 Uhr, Sa von 9 bis 17 Uhr
Sonntag, 26.5. Donnerstag, 30.5. und Sonntag, 2.6. von 14 bis 17 Uhr

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