
Juan Luna war der erste in Europa bekannte Künstler von den Philippinen. Wie sein Bruder Antonio setzte er sich für die philippinische Unabhängigkeit ein und wurde so zu einem Symbol philippinischen Nationalstolzes. Malerisch spielte er in der ersten Liga europäischer Künstler des 19. Jahrhunderts, wie das Gemälde „Una Manola“ zeigt.
Juan Luna wurde in Badoc, Ilocos Norte, auf den Philippinen geboren und studierte Malerei an der Akademie für Zeichnen und Malerei in Manila. 1877 schrieb er sich an der Königlichen Akademie der Schönen Künste von San Fernando in Madrid ein, wo er Kurse in Farbe und Komposition besuchte. Einer seiner Professoren, der spanische Historienmaler Alejo Vera (1834–1923), reiste 1878 nach Rom, wo er etliche Auftragsarbeiten anfertigen sollte. Er nahm Luna als Assistenten mit und führte ihn in den Kreis spanischer Künstler in Rom ein. Nach zwei Jahren kehrte Vera nach Madrid zurück, Luna aber blieb für weitere vier Jahre in Rom, um sein Studium dort abzuschließen. Während jener Zeit kopierte er griechische und römische Skulpturen, antike Architektur und Gemälde Alter Meister.
Im Jahr 1884 zog Luna nach Paris, wo er sich zunehmend von der akademischen Maltradition abwandte, die charakteristischen dunklen Farbtöne der akademischen Kunst durch hellere ersetzte und sich verstärkt auf städtische Alltags- und Straßenszenen verlegte. Diese „postakademische“ Phase dauerte bis zu seiner Abreise aus Paris im Jahr 1893.
Etwa um 1886, als das gegenwärtige Bild entstand, heiratete er Paz Pardo de Tavera und bezog mit ihr eine Wohnung am Pariser Boulevard Pereire. Ein Jahr später wurde ihr erstes Kind Andrés geboren und Lunas Atelier wurde zum Treffpunkt für die Gemeinde philippinischer Auswanderer in Paris. Doch die Ehe endete tragisch: 1892 erschoss der Künstler in einem Eifersuchtsanfall seine Frau und seine Schwiegermutter, verletzte den Schwager, wurde jedoch 1893 vom französischen Gericht vom Vorwurf des Mordes freigesprochen.
Das vorliegende Gemälde zeigt eine Manola, eine Dame aus dem Madrider Arbeitermilieu. Man erkennt sie an der charakteristischen Kleidung, der freimütigen Art und am beschwingten Auftreten. Sie trägt ein rotes Manila- Tuch (mantón de Manila), ein fantasievoll besticktes Seidenaccessoire, das im 19. Jahrhundert in Spanien und in Europa in Mode kam. Die Bezeichnung täuscht, wurden solche Tücher doch ursprünglich in China – vorwiegend in Kanton (heute Guangzhou) – hergestellt und dann über Manila exportiert, das als wichtiger Umschlaghafen im spanischen Kolonialhandelsnetz fungierte. Das Tuch ist mit weißen Blumenmotiven und langen Fransen verziert. Die Verbindung von chinesischer Seidenkunst und stilistischer Vielfalt machte Manila-Tücher in Spanien, Lateinamerika und auf den Philippinen beliebt.

AUKTION
Gemälde des 19. Jahrhunderts
22. Oktober 2025
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