Jugendstil: JA zu JAPAN

strenge Linienführung – viele Nuancen – große Feinheiten

Japanische Formen können klar als Impuls für Josef Hoffmanns Vasen in Holzgestellen gesehen werden. Sie veranschaulichen, wie im Wien des Fin de Siècle nach Möglichkeiten gesucht wurde, exklusive Materialien und ästhetische Raffinesse zu vereinigen. Eine dieser Vasen wird bei der Jugendstil-Auktion am 7. Dezember 2020 angeboten.

„Japan hat uns vor dem Fluch der Monumentalität befreit […]. Die Gaben Ostasiens waren Wirklichkeit gewordene Träume. Der Einfluß hat mit dem kleinsten begonnen und hat schließlich zu einer Revision der Begriffe Mensch, Natur und Kunst geführt, und wurden dadurch andere.“

Als der Wiener Architekt Josef Frank diese Zeilen in den 1930er-Jahren schrieb, zog er damit Resümee einer Epoche, in der es galt, „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“ zu geben – so das Motto der Wiener Künstlervereinigung Secession.

 

Vasen in Holzständern

Josef Hoffmann, Vase in Holzgestell, Johann Lötz Witwe, Klostermühle für E. Bakalowits Söhne, Wien, 1899 Gesamthöhe: 32,4 cm
erzielter Preis € 36.552

Die Secession war es auch, in der die sowohl in der Glashütte Lötz als auch bei Meyr’s Neffe im böhmischen Adolf produzierten Vasen in Holzständern zum ersten Mal ausgestellt wurden. Josef Hoffmann hatte sie Ende 1899 für die Firma Bakalowits entworfen. Dass die Vasen ihre Premiere bei der einflussreichen VIII. Ausstellung der Wiener Secession im Jahr 1900 feierten, ist kein Zufall, verrät doch die Formgestaltung unter anderem den Einfluss der von Charles Rennie Mackintosch angeführten schottischen Arts-and-Crafts-Bewegung auf Josef Hoffmann. Die Künstlergruppe wurde zur Partizipation an der Secessions-Ausstellung eingeladen, wo sie einen eigenen Saal ausstattete.

Secessions Ausstellung

Die Vasen in Holzständern wurden das erste Mal auf der VIII. Ausstellung der Wiener Secession im Jahr 1900 ausgestellt. (c) in: Die Kunst 4, 1901, S. 230

Die Ausstellung wurde auch durch die elegante Logik der Wiener-Werkstätte-Künstler geprägt. Koloman Moser schreibt dazu 1916/17 in „Mein Werdegang“:

„Zum ersten Mal sah man nach einem neuen Wiener Geschmack eingerichtete moderne Innenräume […] Und dabei waren unsere Arbeiten weder belgisch noch englisch oder japanisch, sondern wienerisch …“

Josef Hoffmann, Vase in Holzgestell, Meyr’s Neffe, Adolf bei Winterberg, für E. Bakalowits Söhne, 1899, Gesamthöhe: 47,2 cm
Schätzwert € 15.000 – 25.000

An der bei der kommenden Jugendstil-Auktion im Dorotheum angebotenen Vase im Holzgestell zeigt sich vortrefflich die Wertschätzung der Kunst Japans. Die Annäherung daran setzte in Wien zu jener Zeit ein, als sich die Überzeugung verbreitete, dass Kunst nicht nur zur Repräsentation á la Ringstraße und auch nicht allein für die Museen gedacht ist, sondern der persönlichen und öffentlichen Lebensgestaltung dient. Verwirklicht sah man diesen Anspruch im japanischen Haus und dem Leben der Menschen darin als einer Art Gesamtkunstwerk.

Bei Josef Hoffmann kam das Verlangen, „wie die Japaner zu arbeiten“, schon früh auf. Als Lehrer an der Kunstgewerbeschule unterrichtete er „in japanischer Art“, wie es Ludwig Hevesi schon damals passend beschrieb. Und im Arbeitsprogramm der Wiener Werkstätte wurde insbesondere das Bekenntnis zur manuellen Tätigkeit engagiert vertreten: „Was wir wollen ist das, was der Japaner immer getan hat. Wer würde sich irgendein Werk japanischen Kunstgewerbes maschinell hergestellt vorstellen können.“

 

Schlichtheit, Strenge, Eleganz

Die Schlichtheit, Strenge, Eleganz und die Abkehr von der Symmetrie vereinigen sich in der beinahe schwebend gehaltenen Vase im Holzgestell mit der typisch japanischen Gabe der Knappheit als Kunst, mit weniger mehr zu sagen.

Auktion

Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts
7. Dezember 2020

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