Auf eindrucksvolle Weise offenbart die Madonna del silenzio die technische Virtuosität von Lavinia Fontana, einer der erfolgreichsten und berühmtesten Malerpersönlichkeiten ihrer Zeit. Es gelangt am 10. November zur Auktion.
Die stille Madonna
Maria hütet den Schlaf des Jesusknaben. Der kleine Johannes tritt hier als ‚Störenfried‘ auf. „Madonna der Stille“, heißt dieses Bildmotiv aus der Hand der italienische Malerin Lavinia Fontana, eine der ersten und zu Lebzeiten erfolgreichsten Malerinnen der Kunstgeschichte.
Dieses Thema hat die für ihre raffinierte Porträtkunst und detailreichen religiösen Themen in Adelskreisen Bolognas bis hin zum Vatikan in Rom gefeierte Künstlerin öfters ausgeführt und dafür besondere Bekanntheit erlangt. Ausgehend von einem von König Philipp II. von Spanien erworbenen Bild der heiligen Familie mit dem schlafenden Jesuskind und dem Johannesknaben entstanden etwa 12 Varianten dieses Themas.
Diese Arbeit ist eine intimer interpretierte, verkleinerte Fassung auf Kupfer, von einem Auftraggeber als Sammelobjekt oder auch als Andachtsbild gedacht. Die damalige Popularität Lavinia Fontanas erklärt, dass sie dieses Werk nur mit ihren Anfangsbuchstaben signierte. Eine Signatur, die erst kürzlich bei einer Oberflächenreinigung des Bildes entdeckt wurde.
Zwei ähnliche dieser kleinformatigen Versionen finden sich heute in der Galleria Borghese in Rom sowie im Nationalmuseum Stockholm. Die Darstellung von roten Rosen aber – Symbole für das Martyrium und die Auferstehung Christi – unterscheidet die im Dorotheum angebotene Variante. Mit dieser nur minimal variierten Spielart hat die Künstlerin das Thema praktisch neu interpretiert. Und das frei von jeder spätmanieristischen Rhetorik, sondern mehr im Stile des naturalistischen Realismus von Zeitgenossen wie den Brüdern Carracci.
In der „Madonna del Silenzio“ offenbart sich die malerische Qualität von Lavinia Fontana: Im feinen Farbauftrag, der leichten, aber präzise gesetzten Vorzeichnung und dem weichen Helldunkel mit sanften Farbverläufen. Auch die Virtuosität in der Darstellung von durchsichtigen Schleiern oder eines mit Goldfäden eingefassten Organzatuches zeigt sich auf diesem Bild. Es wurde übrigens als eines der ersten in Italien auf Kupfer gemalt. Fontana dürfte dies vom flämischen Maler Denis Calvaert übernommen haben, der in Bologna wirkte und mit der Familie befreundet war.
Lavinia Fontana wurde von ihrem Vater, dem Maler Prospero Fontana, unterrichtet und übernahm seine Werkstatt. Sie zählte sowohl in Bologna als auch später in Rom zu den am meisten geschätzten Malerpersönlichkeiten ihrer Zeit. 1580 malte sie ein Bildnis des Bologneser Papstes Gregor XIII., welches ihr viele kirchliche Nachfolgeaufträge bescherte. Künstlerisches Vorbild war ihr die Renaissancemalerin Sofonisba Anguissola.
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