Humor und Satire, Laster und Tugend: Bei der Auktion Alte Meister am 10. November gibt ein Gemälde der Niederländischen Schule des 16. Jahrhunderts Rätsel auf.
Bilderrätsel
Das vorliegende Gemälde ist ein anschauliches Beispiel der humoristischen wie moralisierenden flämischen Genremalerei, die unter gebildeten Sammlern Mitte des 16. Jahrhunderts so begehrt war. In der vorliegenden Komposition geben die Symbole auf dem Sturz über den Köpfen der beiden Narren oder „zotten“ein Bilderrätsel auf. Solcher versteckter Bedeutungen bediente sich auch Frans Verbeeck (um 1510–1570) in seinem Gemälde Verspottung menschlicher Torheit, welches im Dorotheum in Wien am 21. Oktober 2014 versteigert wurde. Zeitgenössische Inventarverzeichnisse verraten, dass derartige Bilder oft in den Speisezimmern wohlhabender Bürger in Mechelen und Antwerpen hingen. Trotz der offensichtlichen Vulgarität der beiden uns entgegengrinsenden, sich kröpfenden Narren handelt es sich um ein Konversationsstück, an dessen lehrreicher Weisheit sich der kenntnisreiche Betrachter erfreute.
Der vergoldete Buchstabe „D“ steht für „De“ bzw. „der“, während die kristallene Erdkugel, die sich für gewöhnlich in der Hand des Salvator Mundi befindet, die Welt oder „wereld“ darstellt. Der Begriff „voedt“ oder „Fuß“ ist ein holländisches Wortspiel und steht für „füttern“ oder „ernähren“. Die bespannte Fidel schließlich spielt mit dem Wort „vele“ und meint „viele“, während die Narren darunter in ihrem typischen Gewand den Satz vervollständigen: „De wereld voedt vele zotten“ – „Die Welt ernährt viele Narren.“Diese Aussage ist im Zusammenhang mit den beliebten Rednerkammern bzw. „rederijkerskamers“zu sehen, die damals in flämischen Städten aus dem Boden schossen und eine Vielzahl an satirischen Stücken und Gedichten zur Aufführung brachten, die sich über die menschlichen Laster und Torheiten lustig machten.
Die Popularität solcher Darstellungen halbfiguriger nahansichtiger Figuren in häuslicher Kulisse geht auf Quentijn Massijs zurück, Frans Verbeeck und seine Zeitgenossen haben sie populär gemacht.