Philipp Aduatz

Cover_Aduatz

DIE RICHTIGE TECHNIK

Er macht Sessel wie aus Quecksilber. Kaum ein Werkstoff, den der experimentierfreudige Wiener Designer Philipp Aduatz bis dato unangetastet gelassen hat. Einige seiner amorphen Entwürfe kommen in die nächste Design-Auktion des Dorotheum.


VON MATHIAS HARNISCH

Die Affinität des 34-jährigen Wieners für Malerei wurde schon früh geweckt: Philipp Aduatz stammt aus einer künstlerisch veranlagten Familie – sein Vater war Zeichner und sein Großonkel Friedrich Aduatz Vertreter der abstrakten Malerei. Werke des Letzteren wurden ebenfalls schon über das Dorotheum versteigert.

Philipp Aduatz schloss 2007 das Studium Industrial Design an der Universität für angewandte Kunst unter Professor Paolo Piva ab. Seine Vorliebe und sein Interesse galten von Beginn an Einzelstücken und Editionen, bei denen er sich gestalterisch an Ron Arad, Danny Lane, Tom Dixon und Ross Lovegrove sowie bildhauerisch an Richard Serra, Hans Arp, Tony Cragg und Constantin Brâncuși orientierte. Gegen Ende seines Studiums entdeckte Aduatz auch junge Designer aus England und den Niederlanden wie Maarten Baas, Tom Price, Max Lamp und Joris Laarman für sich – nicht zuletzt, weil er deren Positionierung zwischen Kunst und Design teilt.

Philipp Aduatz
Spoon Chair
Schwarz Hochglanz

Phillip Aduatz, Melting Chair, Schätzwert € 8.000 - 10.000

Phillip Aduatz
Melting Chair, Schwarz

Kunst und Technik

Die experimentelle Auseinandersetzung mit Kunst und Technik verfolgte Philipp Aduatz schon unmittelbar nach Ende seines Studiums. So begann er ab 2007 Möbelstücke in Kleinserien zu fertigen; für die Umsetzung seiner Entwürfe verwendete er verschiedenste Materialien. Ob kohlenstoff- oder glasfaserverstärkter Kunststoff, Leinen, Polyester, Holz, PU-Schaum oder Lack – kaum ein Werkstoff ist bisher unangetastet geblieben.

Herstellungsverfahren und Materialien hat er auch beim Melting Chair präzise gewählt: Der Stuhl besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff – einem leichten, aber zugleich steifen Material. Es lässt sich relativ einfach auch in komplexe Formen bringen und mittels eines innovativen, bereits seit über 100 Jahren angewendeten chemischen Reduktionsverfahrens weiterverarbeiten. Dabei wird die Objektoberfläche mit einer hauchdünnen Silberschicht überzogen und anschließend mit Klarlack geschützt. Anders als es beispielsweise beim Verchromungsverfahren mittels galvanischer Bäder der Fall ist, lässt sich die Silberspiegelung unabhängig von der Objektgröße erzeugen. So ergibt sich das charakteristische äußere Erscheinungsbild von Philipp Aduatz Objekten, die das zeitgleiche Einfangen unterschiedlicher Aggregatzustände widerspiegeln: Möbelstücke, die eine optische Täuschung zwischen Fest und Flüssig suggerieren, die sich gleichermaßen durch amorphe wie organische Rundungen auszeichnen.

Aduatz beschränkt sich aber nicht alleine auf Sitzmöbel, sondern schafft auch Lampen.
(rechts: Phillip Aduatz „Drop“ Steh- und Hängelampe)
Zudem entwirft er für die Aquawave-Serie der Firma Klomfar außergewöhnliche Badmöbel. Künftig möchte er seine Produktpalette erweitern. Andere Materialien wie Metall, Keramik und Beton sollen dabei Verwendung finden. Man darf gespannt sein, welche Objekte er noch hervorbringen wird.

Phillip Aduatz, Drop Steh- und Hängelampe, Schätzwert € 4.000 - 5.500

Einen kleinen Vorgeschmack liefert schon einmal die Auswahl einiger seiner Entwürfe, die sich in der bevorstehenden Design-Auktion am 20. Juni 2017 im Palais Dorotheum findet. Bei der Präsentation im Rahmen der Vorbesichtigung wird sich – wie schon bei vergangenen Auktionen – zeigen, dass seine Objekte mit denen anderer Gestalter harmonieren und korrespondieren. Sie sind auf dem besten Weg dazu, Designklassiker zu werden. Schon jetzt befinden sich Arbeiten von Philipp Aduatz in verschiedenen Sammlungen und sind bereits bei unterschiedlichen Messen und Ausstellungen präsentiert worden.


Mathias Harnisch ist Design-Experte im Dorotheum.

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