Zeit neu gedacht: Patek Philippe, Cartier, Breguet

Geheimnisse, Illusionen und Komplikationen: Sieben außergewöhnliche Uhren beeindrucken durch kreative Konzepte, komplizierte Mechanismen oder geheimnisvolle Raffinessen.

In einer Welt, in der Zeit allgegenwärtig ist – auf jedem Smartphone, jeder Computeranzeige und jedem Bahngleis, behaupten sich mechanische Uhren als Ausdruck von Kultur, Handwerkskunst und manchmal sogar Magie. Besonders faszinierend sind jene Zeitmesser, die nicht einfach nur die Stunden zählen, sondern Geschichten erzählen, Emotionen wecken oder die Grenzen der Technik überschreiten.

Patek Philippe Chiming Jump Hour, Ref. 5275P-001 Extrem seltene und auf 175 Stück limitierte Armbanduhr aus dem Jahr 2014 mit springender Stunde und Stundenschlag Schätzwert € 260.000 – 400.000
Patek Philippe Chiming Jump Hour, Ref. 5275P-001 Extrem seltene und auf 175 Stück limitierte Armbanduhr aus dem Jahr 2014 mit springender Stunde und Stundenschlag Schätzwert € 260.000 – 400.000

Patek Philippe Chiming Jump Hour: Ein orchestrierter Sprung in die Ewigkeit

Die Ref. 5275P ist ein technisches und ästhetisches Meisterwerk. Was auf den ersten Blick klassisch erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als avantgardistische Spitzenleistung. Die Uhr vereint drei springende Anzeigen – Stunde, Minute und Sekunde – mit einem präzise getimten Stundenschlag. Und dieser geschieht nicht zufällig, nein: Zur vollen Stunde erklingt ein klarer, singender Ton, während alle Anzeigen zeitgleich springen. Eine mechanische Choreografie, die ihresgleichen sucht. Nur 175 Exemplare wurden gefertigt, deren Besitzer nicht nur ein Sammlerstück am Handgelenk, sondern ein Stück Marken-DNA tragen. Keine Re-Edition. Keine spätere Neuauflage. Seit ihrer Präsentation 2014 sind nur wenige Stücke dieser Uhr öffentlich versteigert worden. Die Preise? Längst im sechsstelligen Bereich.
Doch was zählt, ist nicht das Geld. Es ist das Gefühl, etwas zu besitzen, was selbst Zeit überdauert. Eine ideale Synthese aus akustischer Komplikation, springender Zeitanzeige und kunstvollem Handwerk. Mit handgraviertem Platingehäuse, innovativem Werk, vier exklusiven Patenten und in streng limitierter Auflage spiegelt die Chiming Jump Hour Ref. 5275 Patek Philippes Innovationskraft weit über traditionelle Haute Horlogerie hinaus wider.

Franck Muller Secret Hours, Ref. 7880SEH1, um 2009 Schätzwert € 8.000 – 12.000
Franck Muller Secret Hours, Ref. 7880SEH1, um 2009 Schätzwert € 8.000 – 12.000

Franck Muller Secret Hours: Wenn die Zeit ein Geheimnis ist

Franck Muller, oft als „Master of Complications“ bezeichnet, ist bekannt für kühne Designs und technisch anspruchsvolle Uhrwerke. Die Secret Hours ist ein Paradebeispiel für seine kreative Vision. Auf den ersten Blick erscheint das Zifferblatt leblos: Die Zeiger stehen still. Erst wenn man den Drücker betätigt, erwachen sie zum Leben, zeigen die aktuelle Uhrzeit an und verharren nach dem Loslassen wieder in ihrer fixen Position.
Diese ungewöhnliche Funktion ist mehr als eine technische Spielerei. Sie stellt die konventionelle Idee von Zeit infrage: Muss man wirklich ständig wissen, wie spät es ist? Die Secret Hours lädt dazu ein, bewusster mit Zeit umzugehen – sie nicht permanent zu kontrollieren, sondern nur dann nachzusehen, wenn es wirklich notwendig ist.

Jaeger-LeCoultre Mystérieuse aus dem Privatbesitz von Peter Kraus, Ref. 930-209, um 1960 Schätzwert € 1.200 – 1.800
Jaeger-LeCoultre Mystérieuse aus dem Privatbesitz von Peter Kraus, Ref. 930-209, um 1960 Schätzwert € 1.200 – 1.800

Jaeger-LeCoultre Mystérieuse: Zeit aus dem Nichts – aus dem Privatbesitz von Schauspieler und Sänger Peter Kraus

Seit über einem Jahrhundert steht Jaeger-LeCoultre für höchste Uhrmacherkunst aus dem Vallée de Joux. Die Modelle mit dem Namenszusatz Mystérieuse basieren auf dem Prinzip der „Mystery Clocks“, die Cartier bereits in den 1910er-Jahren populär machte: Zeiger schweben scheinbar schwerelos über dem Zifferblatt, ohne sichtbare Verbindung zum Werk – ein Phänomen, das bis heute fasziniert. Die technische Raffinesse hinter dieser Illusion liegt in transparenten, meist aus Saphir gefertigten Scheiben, die sich drehen und so die Zeiger mitbewegen.
Eine besondere Mystérieuse von Jaeger-LeCoultre weist eine prominente Provenienz auf: Sie stammt aus dem Besitz des österreichischen Sängers und Schauspielers Peter Kraus. Solche Verbindungen verleihen einem ohnehin außergewöhnlichen Zeitmesser zusätzliche historische und emotionale Tiefe.

Cartier Tank Cintrée Dual Time aus europäischen Adelsbesitz, um 1970 Schätzwert € 20.000 – 40.000
Cartier Tank Cintrée Dual Time aus europäischen Adelsbesitz, um 1970 Schätzwert € 20.000 – 40.000 Schätzwert € 8.000 – 12.000

Cartier Tank Cintrée Dual Time: Stilvolle Eleganz mit doppeltem Anspruch aus europäischen Adelsbesitz

Die Cartier Tank ist ein ikonisches Designstück – schlicht, rechteckig, inspiriert von den Umrissen eines Panzers. Die Variante Tank Cintrée hebt sich durch ihr gewölbtes Gehäuse ab, das sich sanft an das Handgelenk schmiegt und Eleganz mit Tragekomfort vereint.
Die Dual-Time-Version geht einen Schritt weiter und zeigt zwei Zeitzonen auf einem Zifferblatt an – perfekt für Reisende oder Menschen mit internationalem Lebensstil. Cartier kombiniert hier klassische Formsprache mit praktischer Funktion. Die beiden separaten Zeitanzeigen sind harmonisch in das Design integriert, ohne überladen zu wirken. So präsentiert sich die Uhr gleichermaßen nützlich wie stilvoll – ein diskreter Begleiter für Weltbürger mit Geschmack.

Breguet Le Réveil du Tsar, Ref. 5707, um 2005 Schätzwert € 10.000 – 18.000
Breguet Le Réveil du Tsar, Ref. 5707, um 2005 Schätzwert € 10.000 – 18.000

Breguet Le Réveil du Tsar: Wenn ein Zar erwacht

Breguet, eine der ältesten und renommiertesten Uhrenmarken der Welt, die dieses Jahr ihr 250. Jubiläum feiert, hat mit der Réveil du Tsar eine Uhr geschaffen, die technische Komplexität mit königlicher Eleganz verbindet. Namensgebend ist ein Weckermechanismus – eine Komplikation, die heute eher selten geworden ist, aber früher in hochklassigen Uhren für reisende Aristokraten zum Standard gehörte.
Das Modell vereint Alarmfunktion, zweite Zeitzone, Gangreserveanzeige und Datum auf einem harmonisch gestalteten Zifferblatt. Die Uhr ist eine Hommage an den russischen Zaren Alexander I., der enge Beziehungen zur Marke Breguet pflegte. Der akustische Alarm ertönt mit wohltönender Klarheit – ein mechanisches Erwachen, das Eleganz mit Funktion vereint.

Breguet Marine Tourbillon Équation Marchante Grande Complication Ref. 5887BR, um 2022 erzielter Preis € 104.000
Breguet Marine Tourbillon Équation Marchante Grande Complication Ref. 5887BR, um 2022 erzielter Preis € 104.000

Breguet Marine Tourbillon Équation Marchante Grande Complication: Die Wissenschaft von der Zeit

Ein wahres Meisterwerk der modernen Uhrmacherei ist die Breguet Marine Tourbillon Équation Marchante Grande Complication. Sie kombiniert mehrere der komplexesten Komplikationen in einem harmonischen Gesamtwerk: Ein „Tourbillon“ genannter rotierender Käfig gleicht Lagefehler aus und verbessert die Ganggenauigkeit. Der Perpetual Calendar berücksichtigt als ewiger Kalender Schaltjahre automatisch. Selten ist die Équation Marchante durch die Anzeige der Differenz von Sonnenzeit und mittlerer (Uhr-) Zeit auf einem zentralen Zeiger.
Diese Kombination ist nicht nur ein technisches Kunststück, sondern auch eine Hommage an die Verbindung von Uhrmacherei und Astronomie. Das Gehäuse, wahlweise in Platin oder Roségold, beherbergt ein aufwendig graviertes Werk mit peripherem Rotor. Das guillochierte Zifferblatt erinnert an Wellenbewegungen – passend zur maritimen Serie. Hier trifft Ästhetik auf Ingenieurskunst.

Cartier Mystery Prisma, Ref. 76380, London, um 1938 erzielter Preis € 10.240
Cartier Mystery Prisma, Ref. 76380, London, um 1938 erzielter Preis € 10.240

Cartier Mystery Prisma: Die Magie des Sehens

Abseits der gängigen Armbanduhren existieren wahre Kunstwerke für den Schreibtisch oder das Salonregal, wie etwa die Cartier Mystery Prisma. Diese Tischuhr aus den 1930er-Jahren projiziert die Uhrzeit durch ein komplexes Prisma-System auf eine Glasfläche – aus bestimmten Blickwinkeln erscheint die Anzeige klar, aus anderen ist sie unsichtbar.
Das Spiel mit Licht, Glas und Perspektive schafft ein fast übernatürliches Erlebnis. Entwickelt in den Londoner Ateliers von Cartier, basiert das Konzept auf optischen Tricks, die an die Welt der Hologramme erinnern. Die Mystery Prisma ist seltener als viele Cartier-Armbanduhren und wird von Sammlern weltweit hochgeschätzt.
Ob verschwundene Zeiger, schwebende Stunden, akustische Alarme oder optische Illusionen – all diese Uhren vereint ein gemeinsames Prinzip: Sie denken Zeit neu. Sie fordern uns heraus, darüber nachzudenken, wie wir Zeit wahrnehmen, nutzen und schätzen. Jenseits des bloßen Ablesens der Uhrzeit werden diese Kunstwerke und technischen Meisterleistungen zu Gesprächsstücken. In einer Ära, in der die Uhrzeit allgegenwärtig ist, erinnern uns die ungewöhnlichen Zeitmesser daran, dass Zeit nicht nur eine Zahl auf einem Display ist – sondern ein Erlebnis.

AUKTION

Armband- und Taschenuhren
21. November 2025, 13 Uhr

Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

uhrenauktion@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-303

No Comments Yet

Comments are closed




Auktions-Höhepunkte, Rekord-Preise und spannende Kunst-Geschichten. Mit dem Dorotheum Blog sind Sie immer am Puls des Auktionsgeschehens!


Archive