Die 1931 gegründete Apollogarage besteht noch heute und bot jahrzehntelang dem Schatz ihres Besitzers und Gründers Kurt Weber Schutz: einem blutorangenen Porsche 911 E.
Nahezu neun Jahrzehnte hat sich das Leben von Kurt Weber vor allem um eines gedreht, ums Automobil. Wirklicher Zufall war das keiner, schließlich war Vater Eduard der eine Teil im Namen von Österreichs größter Steyr-Vertretung Weber und Rühl. 1931, im Jahr, als Kurt Weber geboren wurde, legte der Vater den Grundstein für eine neue Niederlassung in der Apollogasse am Neubau. Die Gasse verlieh dem Betrieb auch seinen Namen – Apollogarage. Garage deshalb, weil diejenigen, die sich seinerzeit das Privileg Automobil leisten konnten, es nicht einfach am Straßenrand abstellen durften, sondern auch eine Einstellmöglichkeit vorweisen mussten. So wurden in der Apollogarage nicht nur Steyrer verkauft, montiert und repariert, sondern auch Fremdfabrikate aller Marken garagiert.
Die Garage steht noch
Nach Deutschen, Sowjets und Amerikanern war von Maschinen und Werkzeug nichts übrig geblieben. Erst am 25. Oktober 1955 bekam die Familie Weber ihre Apollogarage zurück. Steyr Automobile gab es längst keine mehr und der junge Kurt musste den Betrieb vom kranken Vater übernehmen. Das Geschäft lief trotzdem, weil das Automobil nahtlos dort ansetzte, wo es vor dem Krieg aufgehört hatte: bei der Mobilisierung der Massen. Zu Kurt Webers 30er ging sich gar schon ein Porsche Cabriolet aus, mit 90 PS, denn die schnelle Fortbewegung war zur Leidenschaft geworden und die Fabrikate von Porsche zum bevorzugten Mittel zur Ausübung derselben. 1962 folgte noch ein Coupé für die Rennfahrerei, 1965 der ganz neue 912 und zum 40er 1971 als Krönung ein 911 E 2,2 Liter, in Blutorange, mit elektrischem Schiebedach und Sportpaket. Auf Unnötigkeiten wie Radio oder Kopfstützen wurde dabei gern verzichtet.
Der größte Schatz
Kurt Weber war da schon Präsident des Porsche Clubs Wien und der 911er sein Heiligtum. Davon wissen auch die beiden Söhne zu berichten, die sich wohl daran erinnern können, mitsamt Großmutter und Hund nach Istrien in den Familienurlaub gebraust zu sein, nicht aber daran, dass sie selbst einmal hinter dem Volant hatten Platz nehmen dürfen.
So oft einst auf den einen Porsche der nächste folgte, der 911er blieb und auch die Liebe zu ihm. Bis zuletzt ging Herr Weber täglich in sein Büro zwischen Ein- und Ausfahrt seiner Garage, stets im grauen Anzug mit Krawatte, das weiße Haar akkurat zum Seitenscheitel frisiert. Nur ein paar Meter weiter, weggesperrt hinter einem Tor und zugedeckt, wartete bestens gehütet sein Porsche 911. Die vielen Jahre hatten vielleicht am Fahrer Spuren hinterlassen, am Sportwagen jedoch nicht, waren doch die Tage des Fahrens schon lange immer weniger geworden. Der gemeinsame 50er blieb den beiden leider verwehrt, Kurt Weber ist wenige Tage vor Weihnachten 2020 89-jährig verstorben. Er hinterlässt mit seiner Apollogarage nicht nur eine Institution längst vergangener Tage, sondern auch einen Porsche 911 E, der genauso einzigartig ist wie die Garage, und wie sein Besitzer war.
Wolfgang Humer ist Experte für Klassische Fahrzeuge im Dorotheum.