Gerade jetzt wünscht man sich nichts sehnlicher als „Normalzeit“. Von einer seltenen Wiener Würfeluhr, angeboten in der Dorotheum Design-Auktion im Juni, ist sie zumindest abzulesen.
Die sogenannte Wiener Würfeluhr wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die Stadt Wien entworfen. Die erste Wiener Würfeluhr montierte man 1907 an einem Lichtmast an der Kreuzung Opernring/Kärntner Straße in der Wiener Innenstadt. Erdacht und hergestellt vom Wiener Stadtbauamt gemeinsam mit der Firma Ing. Emil Schauer, fanden weitere Würfeluhren in der Folge an markanten Plätzen Aufstellung, wie beispielsweise am Wiener Stephansplatz. Durch ihr innovatives Design zogen sie alle Blicke auf sich. Das Gehäuse war (und ist auch heute noch) achteckig und an den Ecken abgeschrägt. Das – vom Unternehmer Christoph Stein nunmehr patentierte – Uhrblatt wies anstelle von Ziffern Punkte und Striche in Deltoid-Form auf.
Die Würfeluhr entwickelte sich mit der Zeit zum wegweisenden Leitbild sowie zum Kult-Treffpunkt. Als Stadtmöbel visualisiert sie seit mehr als 100 Jahren aktuell an 73 Standorten im Stadtgebiet „Normalzeit“, wie die genormte Zeit offiziell bezeichnet wurde. 2007 wurden die Wiener Würfeluhren durch ein neues Modell ersetzt. Die Firma Lichterloh kaufte alle abgebauten originalen Uhren 2008 von der MA 33 an und restaurierte sie teilweise. Zwölf österreichische Künstlerinnen und Künstler (unter anderem Brigitte Kowanz, Gelitin und Judith Fegerl) wurden beauftragt, mit den Würfeluhren ein Projekt zu starten, das zum 20-jährigen Jubiläum der Firma im Rahmen einer Ausstellung präsentiert wurde. Ein als Bodenstanduhr getuntes, mit LED-Beleuchtung ausgestattetes historisches Exemplar können Nostalgiker jedweder Normalzeit und Design-Aficionados bei der Design-Auktion am 17. Juni im Dorotheum ersteigern.
Mathias Harnisch ist Design-Experte im Dorotheum.
AUKTION
Design, 17. Juni 2022, 15 Uhr
Besichtigung: 11. Juni – 17. Juni 2022
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien
design@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-242