Jiří Georg Dokoupil ist ein Verwandlungskünstler der zeitgenössischen Kunstwelt. So wandelbar wie er selbst ist auch eines seiner Lieblingsmotive: die Seifenblase. Dokoupils „Seifenblasenbilder“ gehören zu seinen erfolgreichsten Werkserien, eines davon gelangt im Herbst zur Auktion.
Jiří Georg Dokoupil bringt seit den 1970ern seine Kunst auf Leinwände – und das nun schon lange Zeit ganz ohne Pinsel. Wie ein Star der Popkultur erfindet er seine Kunst mit jeder Serie gänzlich neu, drückt seine Kreativität mit den unterschiedlichsten Materialien wie Muttermilch oder Fruchtsäften aus und denkt „out of the box“. Mittlerweile umfasst sein Œuvre an die 140 Serien, die einander in nichts gleichen.
Dokoupil wurde 1954 in Krnov, Tschechien, geboren. Seine Familie floh bereits in den späten 1960er-Jahren nach Deutschland. Nach dem Studium der Freien Kunst in Köln, Frankfurt am Main und New York, wo er an der Cooper Union die Konzeptkunst Hans Haackes kennenlernte, lebte er einige Zeit im rheinischen Köln. Dort arbeitete er mit fünf weiteren Künstlern, unter anderem Walter Dahn und Peter Bömmels, in einem Gemeinschaftsatelier. Daraus ging die Künstlergruppe „Mühlheimer Freiheit“ hervor, benannt nach der Adresse des Ateliers. Die sechs Künstler sind wichtige Vertreter der „Neuen Wilden“ der 1980er-Jahre.
Schon zu dieser Zeit beteiligte sich der deutsch-tschechische Künstler an einigen wegweisenden Gruppenausstellungen sowie an der 40. Biennale von Venedig und der documenta 7. Im Jahr 2012 wurde er mit dem Lovis-Corinth-Preis ausgezeichnet. Durch große Einzelausstellungen wie 2005 in den Deichtorhallen Hamburg und die Beteiligung an den international beachteten Ausstellungen „Die 80er“ im Städel Museum, Frankfurt am Main, und „Geniale Dilletanten“ (sic!) im Haus der Kunst, München, beide 2015, erlangte Dokoupil endgültig große internationale Aufmerksamkeit. Seine Werke befinden sich in Museen wie der Fundación la Caixa Barcelona, dem Kunsthaus Zürich, der Nationalgalerie Berlin, der Staatsgalerie Stuttgart oder dem Van Abbemuseum in Eindhoven. Dokoupil lebt und arbeitet heute in Madrid, Rio de Janeiro, Plovdiv und Las Palmas.
Die „Soap Bubble Paintings“, zu denen auch „Mis Mus Sian“ gehört, zählen zu den am längsten anhaltenden Serien des Künstlers. Mit einem Metallreifen auf einer Leiter stehend, lässt Jiří Georg Dokoupil seine Seifenblasen auf die Leinwand herab. Er benutzt dazu eine mit teils schimmernden Pigmenten versetzte Seifenlauge, deren genaue Zusammensetzung er streng geheim hält. Die einzelnen Schichten der Seifenblasen kreieren eine für ein zweidimensionales Werk ungeahnte Tiefe und evozieren durch ihre unterschiedlichen Formen und Ausrichtungen Bewegung. Überwältigt nicht zuletzt durch das enorme Format von über 2,5 mal 3 Metern, taucht der Betrachter immer tiefer in den Kosmos des Werkes ein.
AUKTION
Zeitgenössische Kunst I , 30. November 2022, 18 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien
20c.paintings@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-358, 386