Viele bedeutende Künstler verfügen über ein eindrucksvolles druckgrafisches Œuvre. Zu den papiernen Kostbarkeiten der kommenden Dorotheum-Auktionen zählen Blätter von Edvard Munch, Pablo Picasso, Egon Schiele oder Joan Miró.
„Nur ein Druck“? Holzschnitt, Radierung, Lithografie, Siebdruck und andere druckgrafische Verfahren bieten zahlreiche künstlerische Möglichkeiten. Gerade die Auseinandersetzung mit den besonderen Qualitäten und Grenzen der Technik ließ für viele Künstler die Druckgrafik zu einem integralen Bestandteil ihres künstlerischen Schaffens werden. Dass die Bedeutung grafischer Werke endgültig in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit angekommen ist, beweisen Ausstellungen wie die bis Mai 2023 gezeigte Schau zu den „Great Masters of Printmaking“ in der Albertina. Viele Künstler fanden im Bereich der Druckgrafik ganz eigene Ausdrucksmöglichkeiten. Wenn etwa Edvard Munch in seinen Druckgrafiken die gleichen Motive wie in seinen Gemälden thematisierte, dann reproduzierte er nicht, sondern entwickelte eigenständige, gleichberechtigte Formulierungen, die in dieser Form nur in den jeweils benützten Techniken möglich sind. Für Pablo Picasso war die Druckgrafik über sein gesamtes künstlerisches Schaffen hinweg ebenfalls ein wichtiger Teil seines Werkes. Hier lotete er die technischen Möglichkeiten aus, konnte durch das Drucken von Zwischenzuständen und das dann folgende Weiterbearbeiten und erneute Drucken den kreativen Prozess einer Bildfindung deutlich machen. Oder er reflektierte in zahlreichen Radierungen das (Selbst-)Verständnis des Künstlers. Dabei entwickelte er phasenweise geradezu eine grafische Arbeitswut. Ein Zeugnis von künstlerischer Kreativität und grafischem Erfindungsreichtum geben auch die 347 Radierungen ab, die zwischen dem 16. März und dem 8. Oktober 1968 entstanden sind. „Wie interessant ist es, graphische Blätter bis in die kleinsten Details abzutasten, Blatt für Blatt, ohne daß man die Stunden rinnen fühlt. Nirgends lernt man einen Künstler besser kennen als in seiner Graphik“, schrieb Ernst Ludwig Kirchner 1921 unter seinem Pseudonym L. de Marsalle. Dieses Kennenlernen ist einer breiten Sammlerschaft möglich, denn vielfach sind die Druckgrafiken eines Künstlers deutlich unter dem Preisniveau eines Gemäldes oder einer Zeichnung zu erwerben und außerdem – in anderen Exemplaren – in Museen und grafischen Sammlungen vorhanden. Wo kann ein Sammler sonst mit solchen Institutionen konkurrieren?
Raphael Achterberg ist Experte für Moderne und Zeitgenössische Druckgrafik im Dorotheum.
AUKTION
Druckgrafik und Editionen
online mitbieten bis 13. Juni 2023
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien
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