Auch wenn Franz Josef Altenburgs Familiengeschichte auf die große Vergangenheit des Hauses Habsburg verweist: In seiner Kunst war der Keramiker seiner Zeit weit voraus.
Für Bob-Dylan-Fans war Franz Josef Altenburg, der Urenkel von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth, ein enthusiastischer Gesprächspartner. Ein Besuch im Vierkanthof des Keramikkünstlers im oberösterreichischen Breitenschützing lebte darüber hinaus vom Schauen und Angreifen. Altenburg bezeichnete sich selbst als „Töpfer“. Man spürte in seiner und der Nähe seiner Objekte die Erde, die Elemente der Natur und die Farben.
Man braucht nicht weit nach den Motiven von Altenburgs Arbeiten zu suchen. Sie finden sich in unmittelbarer Sichtweite seines Bauernhofs: Dachbodenkonstruktionen, Türme, Stapel, Kreuze und Gitterzäune. Seine Tonskulpturen weisen keine „Geradheit“ oder gewollte Symmetrie auf, sie führen zurück zu Ursprünglichkeit und Einfachheit, zugleich zu einem neuen Rhythmus und einer anderen Form von Schönheit. Diese Wesenszüge seiner Arbeiten treten bei den architekturbezogenen keramischen Ausschmückungen von Sakralbauten noch bedeutungsvoller hervor. An vorderster Stelle stehen dabei die Keramiken für die Kirche am Schöpfwerk in Wien, für die Altenburg Altar, Fries, Kreuzweg und Weihwasserbecken gestaltete. Hier sind die Ausstattungselemente weder figural noch narrativ, seine Kunst erreicht eine weitere Dimension: Der liturgische Ort wird formal eingebettet und zugleich geöffnet. Die „Welt von gestern“ war nicht die seine: Franz Josef Altenburg weist mit seinen Schöpfungen aus Ton künstlerisch in die Zukunft.
Magda Pfabigan ist Expertin für Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts im Dorotheum.
AUKTION
Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts
7. Juni 2023
Saal-Auktion mit Live Bidding
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