Aus Raffaels Feder

In der Sammlung des führenden britischen Porträtmalers Sir Thomas Lawrence befand sich einst diese kleinformatige Kopf-Studie von Raffael. Die subtile Wiedergabe des Gesichts bezeugt Raffaels große Meisterschaft und macht das kleine Blatt zu einem der Höhepunkte der Auktion Alte Meister im April.

Raffael war für seine außergewöhnliche Beherrschung der menschlichen Anatomie ebenso bekannt wie für seine Fähigkeit, die emotionale Tiefe seiner Motive einzufangen. Der Meister fertigte auf Grundlage akribischer Beobachtungen Vorzeichnungen für seine Gemälde und Fresken an. Raffaels Studien von Köpfen junger Männer sind Teil seiner künstlerischen Erkundung der menschlichen Figur, wie sie oft in seinen vorbereitenden Skizzen für größere Werke zu sehen ist.

Raffaello Sanzio, genannt Raffael (1483–1520) Kopf eines jungen Mannes Tusche, schwarze und rote Kreide auf Papier, 70 x 56 mm Schätzwert € 120.000 – 180.000
Raffaello Sanzio, genannt Raffael (1483–1520) Kopf eines jungen Mannes Tusche, schwarze und rote Kreide auf Papier, 70 x 56 mm Schätzwert € 120.000 – 180.000

Diese kleine Studie des Kopfes eines jungen Mannes, mit Tusche auf Papier gezeichnet, ist in ihrer seelenvollen Wiedergabe typisch für Raffaels Skizzen. Er konzentriert sich hier auf die Darstellung des Kopfs, der nach rechts gedreht ist, fast im Profil, was auf die Haltung des Mannes hinweist, der sich nach vorne zu lehnen und leicht zu verbeugen scheint. Es ist unwahrscheinlich, dass die Skizze jemals Teil einer Studie einer vollständigen männlichen Figur war, zumal die Linien in ihrem Verlauf nach unten hin immer dünner werden. Die subtile Positionierung des Kopfes und der Gesichtsausdruck, in dem sich Interesse mit einem Gefühl der Ehrfurcht mischt, charakterisiert perfekt Raffaels Meisterschaft.

Skizzen dieser Art auf Einzelblättern entstanden in Raffaels gesamter Laufbahn. Der britische Kunsthistoriker Paul Joannides datiert den sparsamen, prägnanten Stil dieser kleinformatigen Studie auf etwa 1507, in seine Florentiner Jahre, in denen Raffael mit dem Werk von Leonardo da Vinci in Berührung kam. Vermutet wurde auch, dass die Skizze mit Raffaels Studien für den Wandteppich „Die Berufung des Petrus“ in Zusammenhang steht, der von Papst Leo X. für die Sixtinische Kapelle in Auftrag gegeben wurde.

Auf der Rückseite des Blattes befindet sich die Inschrift „P444“. Sie verweist auf den berühmten deutschen Kunsthistoriker des 19. Jahrhunderts, Johann David Passavant, der diese Zeichnung in seiner bedeutenden Raffael-Biografie von 1839 als „einen sehr kleinformatigen Kopf von Raffaels Hand“ beschreibt. Passavant berichtet, dass sich das Blatt einst in der berühmten Sammlung von Sir Thomas Lawrence (1769–1830) befunden hat. Lawrence war der führende britische Porträtmaler seiner Zeit. Er baute eine unübertroffene Sammlung von Zeichnungen alter Meister auf, die mehrere Werke von Michelangelo und Raffael enthielt. Viele von ihnen befinden sich heute im British Museum in London und im Ashmolean Museum in Oxford.

AUKTION

Alte Meister, 29. April 2025, 18 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

old.masters@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-403

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