Luca Cambiaso: Badende Schönheiten

Luca Cambiasos „Diana und Callisto“ ist ein bedeutendes Spätwerk des Genueser Meisters und eine kunsthistorische Neuentdeckung. Vermutlich befand sich das Gemälde in der berühmten Kunstsammlung Kaiser Rudolfs II. in der Prager Burg.

 

Bei „Diana und Callisto“, einem neu entdeckten und Kunsthistorikern bislang unbekannten Gemälde, handelt es sich um ein bedeutendes Spätwerk des genuesischen Künstlers Luca Cambiaso (1527–1585). Mit großer Wahrscheinlichkeit war es Teil der berühmten Kunstsammlung von Kaiser Rudolf II. in Prag. Das großformatige Ölgemälde zeigt die bekannte mythologische Geschichte von Göttin und Nymphe, gemalt im raffinierten, sinnlich-manieristischen Stil des reifen Meisters.

 

Die dargestellte Szene geht auf Ovids „Metamorphosen“ zurück: Die Nymphe Callisto war die Favoritin von Diana, der jungfräulichen Göttin der Jagd. Der Göttervater Jupiter jedoch, betört von der Schönheit Callistos, verführte sie heimlich und schwängerte sie. Das Gemälde zeigt den dramatischen Moment, in dem Diana ihre Dienerin zwingt, sich nackt zu zeigen, um die verborgene Schwangerschaft zu offenbaren. Der Malstil und die Kunstfertigkeit sind typisch für das Spätwerk von Luca Cambiaso.

 

Im 16. Jahrhundert war Cambiaso der führende Maler in Genua. Er gilt weithin als Begründer der Genueser Schule und war ein äußerst produktiver Künstler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und einer großen Bandbreite an Themen. Cambiaso ist besonders für seine Fresken in Palästen und Kirchen in der Gegend von Genua und später im Escorial in Madrid bekannt. Er war auch ein Meister der Lichtführung, der schon lange vor Caravaggio theatralische Effekte zu erzeugen verstand. Auch entwickelte er eine Bildtechnik, um die menschliche Form in geometrische, oft kubische Teile zu zerlegen und so die korrekten perspektivischen Proportionen in seinen Gemälden zu erzielen.

 

Luca Cambiaso (1527–1585), Diana und Callisto Öl auf Leinwand, 230 x 185,5 cm, Schätzwert € 600.000 - 800.000

Dieses wiederentdeckte Gemälde von Diana und Callisto ist ein Meisterwerk in Cambiasos Œuvre. Es gibt keine Hinweise auf die Beteiligung von Malassistenten. Allein aus der Größe der Leinwand und der komplexen Komposition der vielfigurigen Szene lässt sich schließen, dass das Gemälde im Auftrag eines hochrangigen Mäzens entstanden ist. Wissenschaftliche Untersuchungen zur Geschichte des Gemäldes ergaben, dass es sich wahrscheinlich um ein verlorenes Werk handelt, das sich in der berühmten Sammlung von Rudolf II. in Prag befunden hat.

Im Inventar dieser Sammlung aus dem Jahr 1621 wird unter der Nummer 1196 „Ein Bad mit Callisto von Luca de Genua“ angeführt, das im Spanischen Saal der Prager Burg neben 107 weiteren italienischen Werken großer Meister wie Tizian, Veronese und Tintoretto hing. Es gibt zwei weitere Versionen desselben Themas von Cambiaso, von denen sich eine heute in Kassel und eine in Turin befindet. Offen bleibt, welches dieser drei Werke tatsächlich das Gemälde in Rudolfs Sammlung war. Doch durch den Vergleich mit Werken von Cambiasos Nachfolgern wie Bartholomäus Spranger (1546–1611) und durch die Untersuchung der vielen Einflüsse, die Rudolfs persönlichen Geschmack und seine Anschaffungen prägten, verdichten sich die Hinweise darauf, dass es sich bei dieser neu entdeckten Version wahrscheinlich um das verlorene Prager Gemälde handelt. Die Kunsthistorikerin Anna Orlando bezeichnet das Gemälde als „zweifellos das schönste“ der drei Versionen, was wieder ein Hinweis auf die Zugehörigkeit zu einer der bedeutendsten Sammlung seiner Zeit ist.

 

Wir danken Anna Orlando für ihre Hilfe bei der Recherche zu diesem Gemälde.

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