„ZERO ist keine Strömung, sondern ein Standpunkt“: Mit dem Eingangszitat des Künstlers Heinz Mack stellte Weltkunst-Chefredakteurin Lisa Zeitz klar, womit man es bei ihrem am 3. Juni im Palais Dorotheum gehaltenen Vortrag zu tun haben wird.
Von Deutschland nach Italien
Flankiert von bedeutenden Arbeiten der Zero-Künstler der 1960er Jahre in der Dorotheum-Ausstellung zur kommenden Auktionswoche (9. – 12. Juni) führte Zeitz die kunstgeschichtlichen Spuren der Düsseldorfer losen Gruppierung um Günther Uecker, Heinz Mack und Otto Piene nach Frankreich zu Yves Klein und nach Italien zu Lucio Fontana und weiteren Protagonistinnen und Protagonisten wie Paolo Scheggi, Dadamaino und Enrico Castellani. Auch Yves Tinguely Einfluss auf die ZERO-Künstler, besonders bei kinetischen Objekten, wurde nachgegangen.
Der Krieg als Zäsur und Grundlage
Der Krieg, den man hinter sich ließ und wieder bei Null begann, liegt bei der künstlerischen Produktion von ZERO immer zugrunde, betonte Zeitz. Man vermied auch tachistische, also „persönliche“ Handschriften und Befindlichkeiten, sondern ließ die Elemente, die Natur, einfließen, Piene malte etwa mit Feuer, Castellani ließ seine erweiterten Leinwände durch das Licht malen, es wurden „Heißluftballonspektakel“ veranstaltet oder Lichtstelen in die Wüste gepflanzt (wobei in dem Fall Socken zu Sandalen getragen wurden – ein Umstand, der in manchen Fotos retouchiert wurde…).
Die Eroberung des (Welt-)Raumes
Großen Einfluss hatte, so Zeitz, auch die Raumfahrt. So könne man sich die erweiterten, raumgreifenden Leinwände, Fontanas Schnitt durch die Leinwand, Paolo Scheggis in Schichten übereinandergelegen Bild-Objekte erklären.
Lisa Zeitz nahm – als ehemalige Kunstmarkt-Korrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in New York – auch einen Ausflug in die sehr unterschiedlich ausfallende kommerzielle Bewertung bei Werken des ZERO-Umfeldes. Die Italiener lägen da derzeit klar vor den Deutschen. Stark gestiegen seien die Preise in jedem Fall, so Zeitz.
Bei Uecker im Atelier
Die Journalistin schilderte in ihrem facettenreichen Vortrag auch ihren Besuch in Günther Ueckers Atelier anlässlich des Weltkunst-Sonderheftes zu ZERO 2014. Sie erfuhr dort, dass Uecker seinen für ihn typisches „Material“, den Nagel, aufgrund von Kriegserlebnissen verwendete. Der 1930 Geborene schützte einst seine Mutter und Schwester vor Übergriffen, indem er das Haus mit Balken und Brettern zunagelte.
Mit einem historischen Foto schloss Lisa Zeitz ihren Vortrag. Darauf stand: „Zero ist gut für dich“
Zeitgenössische Kunst (Teil 1)
Auktion am 10. Juni 2015, 18 Uhr
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Zeitgenössische Kunst (Teil 2)
Auktion am 11. Juni 2015, 14 Uhr
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