Gibt es ein Wien abseits von Mozart, Sisi und Schönbrunn? Natürlich! In Sachen Kunst versuchen die VIENNA ART WEEK und ihr künstlerischer Leiter Robert Punkenhofer das Bild etwas gerader zu rücken – und das seit nunmehr 20 Jahren.
2004 schlossen sich viele Kunstinstitutionen und Wiens Kunsthochschulen zum Art Cluster Vienna zusammen. Das Ziel: Wien als Kunststadt national und international in den Fokus zu rücken. Im April des Folgejahres veranstaltete man die erste VIENNA ART WEEK (VAW). „Take time meet art“ hatte es damals geheißen. Den Bogen schließt das heurige Motto „Facing time“ (8.–15. November 2024). „Anfangs war es ein superexklusives Event mit 500 Gästen, 20 Programmpartnern und 30 Veranstaltungen“, erzählt Robert Punkenhofer, von Beginn an künstlerischer Leiter des Kunstevents. „Jetzt kommen wir – bei freiem Eintritt, ganz wichtig – auf 30.000 Menschen, auf ein Minimum von 100 Events und auf 60 Partner.“ Dies liege unter anderem an der „Öffnung, etwa mit dem Format Open Studio Days: Ateliers von Künstlerinnen und Künstlern, die auf Augenhöhe zum Beispiel mit dem Kunsthistorischen Museum gefeatured werden“.
Die weltweit erste und oft kopierte, jedoch mehr an Inhalten und weniger an Kommerz orientierte VAW sei keine „Week“ im engen Sinne mehr, so Punkenhofer. Es gehe viel um Community Building das ganze Jahr über. In der Digitalisierung sieht der Manager einen von drei wesentlichen Paradigmenwechseln im Kunstbereich. Die Szene sei ebenfalls weiblicher und diverser sowie internationaler geworden. Gilt dies nicht ganz allgemein? Ja, bestätigt Punkenhofer, „aber was Wien auszeichnet, sind überproportional vertretene, leider oft prekär arbeitende Artist Spaces. Der Spannungsbogen von historischer bis Cutting-Edge-Kunst ist speziell. Wenige Städte weltweit besitzen so eine herausragende Dichte an Museen und Kunstorten.“
„Wir haben uns ständig weiterentwickelt“, meint Punkenhofer, der die jeweiligen Mottos der VIENNA ART WEEK als perfekte inhaltliche Klammer ansieht. Die Ausstellungen, Events, Panels waren sehr oft politisch, etwa 2015 bei „Creating Common Good“, Stichwort: Gemeinwohl. „Dann dachte ich: Jetzt machen wir mal was ganz anderes“, sagt der künstlerische Leiter, „fokussieren wir uns 2016 mit ,Seeking Beauty‘ auf das Schöne, das ja schon ein Tabu ist in der Gegenwartskunst. Aber selbst das Thema Beauty war dann politisch aufgeladen.“ Unvergessen dabei der Auftritt der französischen Künstlerin Orlan. Unter weiteren prominenten Stargästen der VIENNA ART WEEK sind unter anderem Rose Lee Goldberg, Hans Ulrich Obrist, Forensic Architecture oder die Guerrilla Girls zu nennen.
Zum 20er gönnt man sich ein ab 8. November erhältliches Jubiläumsheft. „Mit 300.000 Euro ist die Kunstwoche niedrig budgetiert. Für das Strauss-Jahr 2025 gibt es 20 Millionen Euro“, sagt Robert Punkenhofer: „Aber wir zeigen: Hinter den barocken Fassaden der Stadt lebt eine spannende Kunstszene.“
Die Leiterinnen und Leiter der Mitgliedsinstitutionen (Art Cluster), von links nach rechts:
Jun Yang, Ramesch Daha, Michael Part, Gudrun Marecek, Günther Oberhollenzer, Stella Rollig, Angelika Fitz, Gerd Zillner, Monika Pessler, Gerlinde Riedl, Michelle Cotton, Karola Kraus, Martin Böhm, Elisabeth Noever-Ginthör, Hans-Peter Wipplinger, Bettina Leidl, Lilli Hollein, Robert Punkenhofer, Johanna Schwanberg, Gerhard Hirczi, Sabine Folie
Nicht im Bild: Sabine Haag, Johan F. Hartle, Petra Schaper Rinkel, Klaus Albrecht Schröder, Martina Taig
Foto © eSeL.at – Lorenz Seidler
PROGRAMM-HIGHLIGHTS
OPEN STUDIO DAYS:
9. und 10. November 2024, 13–18 Uhr
PANELS IM DOROTHEUM:
FACING TIME Line-up 2024
14. November 2024, ab 14 Uhr