Maria Lassnig: Körpergefühlsfarben

Subjektiv und expressiv, figurativ und abstrakt: Mit „Der rote Zorn“ von 1984 und „Meine Eltern“ von 1948 werden bedeutende Arbeiten aus verschiedenen Werkphasen Maria Lassnigs bei der Contemporary Week im November angeboten.

Selbstporträt von Maria Lassnig vor „Doppelselbstporträt mit Kamera“, New York, 1974 Foto: Wikimedia
Selbstporträt von Maria Lassnig vor
„Doppelselbstporträt mit Kamera“, New York, 1974
Foto: Wikimedia

Maria Lassnig (1919–2014) zählt zu den bedeutendsten Malerinnen der Gegenwartskunst. Mit ihren farbgewaltigen, inhaltlich dichten Gemälden hat sie ein visionäres Œuvre geschaffen, dessen künstlerischer Stellenwert nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Spät erhielt die unkonventionelle Künstlerin die Anerkennung, die ihr zustand. Ihr Leben lang kämpfte Maria Lassnig gegen die Ausgrenzungen einer männlich dominierten Kunstwelt, bis sie sich schließlich durchsetzen und höchste künstlerische Ehrungen erlangen konnte. Als erster Künstlerin war ihr – neben VALIE EXPORT, mit der sie Österreich bei der Biennale von Venedig 1980 vertrat – eine Einzelpräsentation im Hoffmann-Pavillon gewidmet. Im selben Jahr erhielt sie als erste Frau im deutschsprachigen Raum eine Professur für Malerei. 1988 wurde Lassnig mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet, der damit im Bereich der bildenden Kunst erstmals an eine Frau ging. 2013 erlangte die Malerin, deren künstlerische Laufbahn 70 Jahre früher mit einer Fahrradfahrt von Kärnten zur Aufnahmsprüfung nach Wien mit einer Mappe von Zeichnungen im Gepäck begonnen hatte, mit der Verleihung des Goldenen Löwen bei der Biennale für ihr Lebenswerk den Gipfel der internationalen Anerkennung.

Maria Lassnig (1919-2014) „Wilde Tiere sind gefährdet“, 1980, Weltrekordpreis € 1.378.000
Maria Lassnig (1919-2014) „Wilde Tiere sind gefährdet“, 1980, Weltrekordpreis € 1.378.000
Maria Lassnig, Meine Eltern, 1948 Bleistift auf Geschenkpapier, 31 x 45 cm Schätzwert € 18.000 – 28.000
Maria Lassnig, Meine Eltern, 1948 Bleistift auf Geschenkpapier, 31 x 45 cm Schätzwert € 18.000 – 28.000

Dass ihre Strahlkraft bis heute nicht nachgelassen hat, beweist das ungebrochene Interesse der Museen und des Kunstmarktes an ihren Arbeiten, die regelmäßig Spitzenpreise erzielen – so auch das im Dorotheum 2021 versteigerte Großformat „Wilde Tiere sind gefährdet“, das als erstes zeitgenössisches österreichisches Kunstwerk die Millionengrenze knackte. Die Wiener Regisseurin Anja Salomonowitz widmet der Künstlerin ein filmisches Porträt. Mit Birgit Minichmayr in der Hauptrolle kommt das Biopic „Mit einem Tiger schlafen“ 2024 in die Kinos. Gedreht wurde unter anderem im Dorotheum, wo bei der Contemporary Week im November 2023 auch wieder Arbeiten der Grand Dame der österreichischen Avantgarde präsentiert werden, darunter die frühe Zeichnung „Meine Eltern“ von 1948, dem Jahr ihrer ersten Einzelausstellung in der Galerie Kleinmayr in Klagenfurt, und „Der rote Zorn“ von 1984.

Maria Lassnig, Der rote Zorn, 1984 erzielter Preis € 208.000
Maria Lassnig, Der rote Zorn, 1984 erzielter Preis € 208.000

„Der rote Zorn“ ist ein beeindruckendes Beispiel ihrer berühmten „Körpergefühlsbilder“, in denen sie mittels schonungsloser Selbstbefragung Gefühle wie Liebe oder Schmerz ebenso wie Druck-, Spannungs- oder Ausdehnungsgefühle erspürt und vom Körper auf die Leinwand übersetzt. Oft steht dabei sie selbst im Mittelpunkt ihrer figurativ-abstrakten, von Mensch, Tier und allerlei Mischwesen bevölkerten Gemälde, die sich durch eine für die Künstlerin typische expressive Farbigkeit auszeichnen – „Körpergefühlsfarben“ wie der „rote Zorn“.

AUKTIONEN

Zeitgenössische Kunst I, 29. November 2023, 18 Uhr
Zeitgenössische Kunst II, 30. November 2023, 18 Uhr

Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

20c.paintings@dorotheum.at

Tel. +43-1-515 60-358, 386, 765

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