Primär Abstrakt: Lyrische Abstraktion und Op-Art

Werke von Serge Poliakoff, Georges Mathieu und Victor Vasarely stehen im Zentrum einer bemerkenswerten Privatsammlung, die im Mai im Dorotheum zur Auktion gelangt.

Die Begeisterung der Sammler für die Kunst spiegelt sich in den Werken wider, die sie auswählen. Eine in der Auktion vom 23. Mai angebotene bedeutende Privatsammlung enthält eine Reihe von Gemälden, die zwischen 1960 und 1969 entstanden sind. Arbeiten von Serge Poliakoff, Georges Mathieu und Victor Vasarely nehmen darin einen besonderen Stellenwert ein. Die Werke der in Paris arbeitenden Künstler wurden in den bedeutendsten Galerien der damaligen Zeit erworben. Die Abstraktion, die lyrische Abstraktion und die Op-Art, vor allem aber die Wahl der Farben prägen diese Sammlung, die in den frühen 1970er-Jahren entstand und stets im Privathaus des Sammlers aufbewahrt wurde.

Serge Poliakoff Composition abstraite, 1960 Schätzwert € 100.000 – 150.000
Serge Poliakoff Composition abstraite, 1960 Schätzwert € 100.000 – 150.000
Georges Mathieu Ohne Titel, 1968 Schätzwert € 60.000 – 90.000
Georges Mathieu Ohne Titel, 1968 Schätzwert € 60.000 – 90.000

In der 1960 entstandenen „Composition abstraite“ von Poliakoff verschränken sich verschiedenfarbige Flächen auf lebendige und harmonische Weise ineinander. Durch die Verwendung der Primärfarben Blau und Rot, Weiß und Schwarz und die daraus entstehenden Melange-Töne ist dieses Werk ein ausgezeichnetes Beispiel für die Kompositionen, die der Künstler im letzten Jahrzehnt seines Lebens schuf. Eine ähnliche Wahl von Primärfarben – hier sind es Blau, Rot und Gelb – ist in Georges Mathieus „Gatines“ zu erkennen; dieses Werk von 1969 kann exemplarisch für das Œuvre des Künstlers stehen. Mathieu gilt als Begründer der lyrischen Ab-straktion. Er war ein Bewunderer der orientalischen Kalligrafie und davon überzeugt, dass eine „Spur“ immer ihre Bedeutung vorwegnimmt. In dem ein Jahr zuvor entstandenen Werk ohne Titel reicht Mathieus Palette von Rot (als Hintergrund) über Gelb und Ocker. Kleine Rechtecke in Blau und Schwarz verleihen der gesamten Komposition Tiefe; diesem Werk ist die Faszination anzusehen, die Mathieu für die orientalische Schrift empfand.

Georges Mathieu Gatines, 1969 Schätzwert € 70.000 – 90.000
Georges Mathieu Gatines, 1969 Schätzwert € 70.000 – 90.000

Der ungarische Künstler Victor Vasarely, der wie der in Russland geborene Poliakoff und der Franzose Georges Mathieu in Paris arbeitete, schuf hintergründige geometrische Werke und wurde bald zu einem der Hauptvertreter der Op-Art. Ab Anfang der 1960er-Jahre hatte Vasarely dank bedeutender Ausstellungen wie „Responsive Eye“ (1965) im Museum of Modern Art in New York und „Lumière et Mouvement“ (1967) im Musée de l’Art Moderne de la Ville in Paris einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Vasarelys „Hold-KK“, entstanden 1967 bis 1969, war Teil der Ausstellung „Moon and Space“ in der Galerie (später: Fondation) Beyeler in Basel, wo es auch als Plakatsujet Verwendung fand. Die Ausstellung fand Anfang 1970 statt, weniger als sechs Monate nach der ersten Mondlandung im Juli 1969. Der Mond übte eine außergewöhnliche Faszination auf die Künstler dieser Zeit aus. In der Ausstellung waren unter anderem Werke von Max Ernst, Kurt Schwitters, Pablo Picasso, Paul Klee, Joan Miró, Fernand Léger, Serge Poliakoff, Jean Arp, Mark Rothko, Jean Dubuffet und Alexander Calder zu sehen, die sich jeweils auf ganz eigene Art mit dem Thema des Weltraums und des Mondes befassten.

Victor Vasarely Vega Mat, 1969 Acryl auf Leinwand, 100 x 100 cm Schätzwert € 80.000 – 120.000
Victor Vasarely Vega Mat, 1969 Schätzwert € 80.000 – 120.000
Georges Mathieu Gatines, 1969 Öl auf Leinwand, 60 x 73 cm Schätzwert € 70.000 – 90.000
Georges Mathieu Gatines, 1969 Schätzwert € 70.000 – 90.000

Vasarelys „Hold-KK“ zeigt vier Monde, deren blaue Farbskala sich in einer geometrischen und zugleich lyrischen Bewegung in vier verschiedene Richtungen wendet und dadurch den Betrachter fesselt. 1968 begann Vasarely mit der Arbeit an Werken, die unter dem Namen „Vega“ bekannt sind und bei denen der optische Effekt des Anschwellens der Bildoberfläche hauptsächlich auf die Verformung der Elemente der Komposition zurückzuführen ist. Die 1969 entstandene Arbeit „Vega Mat“ erzeugt diese optische Täuschung durch die Verwendung von Weißtönen, die durch eine weiche Grauskala in Schwarz übergehen und von einem kostbaren goldenen Spinnennetz getragen werden.

AUKTIONEN

Zeitgenössische Kunst I, 23. Mai 2024, 18 Uhr
Zeitgenössische Kunst II, 24. Mai 2024, 16 Uhr

Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

20c.paintings@dorotheum.at

Tel. +43-1-515 60-358, 386, 765

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