Tina Blau: Wahrhaftige Landschaft

Wahrhaftige Landschaft

Tina Blau war die erste Frau des österreichischen Stimmungsimpressionismus, die mit Staffelei und Pinsel plein air arbeitete. Ihre Landschaftsdarstellungen gehören zu den eindrücklichsten des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Mit außergewöhnlichem Talent und in modern-formalem Malstil dokumentierte Tina Blau ihre Umgebung, wobei ihre Bilder die Wirklichkeit vermitteln, wie sie die Künstlerin mit ihren Augen einfing. So haben ihre Werke nicht nur künstlerische Bedeutung, sondern sind auch historische Bildquellen und bewahren bis heute die Schönheit der Natur für das betrachtende Auge. So wie jene Bilder, die am 25. April 2024 im Rahmen der Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts zur Versteigerung kommen.

Tina Blau (1845–1916), Stimmung bei Fischamend
während der Donauregulierungsarbeiten, Öl auf Holz, 11,8 x 25 cm, Schätzwert € 5.000 – 7.000

Neben ihrem wohl beliebtesten Studienort, dem Wiener Prater, verbrachte die Künstlerin zahlreiche Stunden in der Umgebung Wiens und im Bereich der Donauauen. In dem um 1872 entstandenen kleinen Querformat zeigt sie gekonnt die Stimmung bei Fischamend während der Donauregulierungsarbeiten 1870 bis 1875. Dabei wurde zwischen Nußdorf und Fischamend ein Überschwemmungsgebiet geschaffen und ein neues Flussbett ausgehoben. Von diesem Großprojekt fasziniert, malte Blau um 1872 und in den darauffolgenden Jahren eine Reihe von Motiven, mit denen sie die Donauregulierung östlich von Wien thematisierte. Hierbei machte sie Bekanntschaft mit einer Gruppe junger Maler, darunter Emil Jakob Schindler, zu dem sich eine mehrjährige intensive Freundschaft entwickelte.

Tina Blau, Türkenschanze, 1911/16
Öl auf Karton, 24,5 x 33 cmSchätzwert € 12.000 – 16.000

Die unerschrockene Künstlerin unternahm zahlreiche ausgedehnte Reisen, die sie mit dem Erlös aus dem Verkauf ihrer Gemälde finanzierte. Zu einem beliebten Ziel wurde im Lauf ihres Lebens Holland, wo sie sich nach 1900 fast jährlich aufhielt. Sowohl die Vielfalt der Motive als auch die differenzierten Lichtverhältnisse beeindruckten Tina Blau, wie schon viele Generationen von Landschaftsmalern vor ihr. Bereits bei der ersten gemeinsamen Holland-Reise mit Emil Jakob Schindler entwickelte sie ihr typisches Kompositionsschema, das sie bis zu ihrem Lebensende beibehalten sollte.

Tina Blau (Wien 1845–1916) An den Nordendyk. Dordrecht, Öl auf Leinwand, 84 x 73 cm, Schätzwert € 60.000–80.000

Raffiniert setzt sie die Mühle „De Nachtegaal“ in Dordrecht an den Rand des Bildes und beschneidet die Windränder an den Bildkanten. Der bewölkte Himmel ist mit strahlenden Farben akzentuiert und fängt die Wetterstimmung gekonnt ein. Die weite Ferne verstärkt Tina Blau mittels des Tiefenzugs des Kanals. Im Gegensatz zu den kleinformatigen Ansichten von Fischamend sowie zum Blick von der Türkenschanze ist das Gemälde „An den Nordendyk. Dordrecht“ in ausgewogener Komposition wohl auf Grundlage von in Holland entstandenen Skizzen und Fotografien in Tina Blaus Wiener Atelier gemalt.

Mit ihren Landschaftsmotiven erlangte sie international große Erfolge und hat bis ans Ende ihres Lebens immer neue Perspektiven eingenommen, wodurch ihre Bilder bis heute modern anmuten.

AUKTION

Gemälde des 19. Jahrhunderts, 25 April 2024, 18 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien

19.jahrhundert@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-355, 765, 501

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