300 Jahre Wiener Porzellanmanufaktur

Porzellan MAK

ABEND DER PORZELLAN-SCHÄTZE
Das MAK & das Dorotheum laden zur Beratung

am 12. Juni 2018, 18.00 – 21.00 Uhr

Die Expertinnen Ursula Rohringer, Regina Herbst und Magda Pfabigan sind vor Ort und beraten Sie zu Ihren Porzellan-, Glas- oder Jugendstil-Objekten.

Sie besitzen ein erlesenes Stück zu dem Sie gerne mehr erfahren würden, das Sie im Dorotheum verkaufen wollen?

Bringen Sie es ins Museum, lassen Sie sich beraten und nützen Sie die Gelegenheit die Ausstellung zu besuchen.

18.00 Uhr
Expertenführung
mit Michael Macek, Wissenschaftliche Mitarbeit, MAK-Sammlung Glas und Keramik

18.00 – 21.00 Uhr
Lassen Sie Ihr Porzellan schätzen!
Die Expertinnen Regina Herbst, Magda Pfabigan und Ursula Rohringer begutachten und bewerten Ihr Porzellan im MAK-Kaminzimmer.

Mit dem Kennwort „Porzellan-Schätze“ ist der Eintritt ab 18.00 Uhr kostenlos.

Von der maladie de porcelaine zum Europäischen Kulturgut

 

Porzellan war und ist viel mehr als ein Gebrauchsobjekt. Es dient als Kunststück der Dekoration oder ist Statussymbol. Seine Geschichte spielt unter anderem in Wien. Die Ausstellung „300 Jahre Wiener Porzellanmanufaktur“ im MAK gibt Einblick in kulturelle, künstlerische und auch soziale Entwicklungen.

Von Rainald Franz

Basierend auf den Forschungen von Ehrenfried Walther von Tschirnhaus gelang dem ehemaligen Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger am 28. März 1709 die Erfindung des europäischen Porzellans. Der sächsische König August der Starke hatte ihm den Auftrag zur Heilung seiner maladie de porcelaine gegeben. Vergeblich versuchte man, das Arkanum, das Geheimnis der Porzellanherstellung, zu hüten:

Büste Kaiser Karl
Kaiser Karl VI., Meißen um 1746, erzielter Preis € 45.057

Am 27. Mai 1718 unterzeichnete Kaiser Karl VI. das auf 25 Jahre begrenzte ausschließliche Privilegium zur Porzellanerzeugung. Es erging an den Hofkriegsagenten Claudius Innocentius Du Paquier. Die zweitälteste europäische Porzellanfabrik in Wien nahm 1718/19 nahe dem Gartenpalais Liechtenstein mit einem Brennofen und zehn Arbeitern die Porzellanproduktion auf. Sie wurde zur „Mutter“ der nachfolgenden Porzellanmanufakturen im deutschsprachigen Raum ebenso wie der italienischen Produktionsstätten von Doccia und Ginori.

 

Porzellan aus der Kaiserstadt Wien

Porzellan aus der Kaiserstadt Wien maß sich an den asiatischen Vorbildern:
Maria Theresia sammelte Imari-Porzellan, dessen Dekore die Privatmanufaktur Du Paquiers für ihre Erzeugnisse aufnahm und mit jenen des österreichischen Hochbarock kombinierte. Porzellan ersetzte als Gedeck und Tafeldekoration bei Hofe Silber und Gold, und die Kaiserin ließ die verderblichen Tischzierden aus der Zuckermasse Tragant durch dauerhafte Figurengruppen in Wiener Porzellan nach dem Geschmack des Rokoko ersetzen. Für den österreichischen Hof und die Hocharistokratie wurde es selbstverständlich, Porzellanservice mit individuellem Dekor aus der Wiener Porzellanmanufaktur zu besitzen und auch zu nutzen. Die überschuldete Wiener Privatmanufaktur Du Paquiers übernahm 1744 die Hof-Banco-Deputation, nun im Besitz der kaiserlichen Familie. Maria Theresias Heiratspolitik brachte Wiener Porzellan und das diesbezügliche Knowhow von Sévres bis nach Florenz und Neapel. Die Kaiserliche Porzellanmanufaktur Wien sollte alle Krisen überstehen – bis zur Entschließung vom 22. August 1864, die Porzellanfabrik aufzulassen. Die wichtigsten Teile des Nachlasses gelangten an das neu gegründete k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie (heute MAK). 1923 knüpfte die auf Betreiben von Proponenten wie Josef Hoffmann neu gegründete Porzellanmanufaktur Augarten erfolgreich an die große Tradition an.

Kaffee Tee Service Porzellan
Kaiserliches Kaffee-Teeservice für 12 Personen in originalem Reisekoffer, 1788–1799 vermittelt an das Gardiner Museum, Toronto erzielter Preis € 102.000

neue Stil-Merkmale beim Porzellan

Nach dem Tod Maria Theresias hielten die Stilmerkmale des Klassizismus Einzug in die Wiener Porzellanerzeugung. Die Fabrikdirektoren Conrad Sörgel von Sorgenthal und Matthias Niedermayer führten durch die Verbindung der Manufakturschule mit der Wiener Akademie der bildenden Künste Formen und Dekore in Empire und Biedermeier und zu einer Hochblüte, die künstlerisch und technisch europaweit ihresgleichen suchte: Die Modellmeister waren Schüler der großen Barockbildhauer, die Porzellanmaler ebenfalls akademisch geschult.

Porzellan für Jedermann?

Ab dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde Wiener Porzellan auch bürgerliches Besitztum, Sammelgut und Kunsthandelsware: Nicht nur für Mitglieder des Hauses Habsburg, sondern auch für wohlhabende Großbürger wie die Familien Rothberger, Bloch-Bauer und Wittgenstein wurde das Sammeln des kaiserlichen Porzellans zur Leidenschaft. Spitzenstücke der bedeutendsten Kollektionen führte die größte je veranstaltete „Ausstellung von Alt-Wiener Porzellan“ mit 2.320 Katalognummern im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie 1904 zusammen. Die Gestaltung und das Interesse am Wiener Porzellan kann man auch als Seismographen der kulturellen und sozialen Entwicklung Wiens sowie der österreichischen Lande durch drei Jahrhunderte lesen.

300 Jahre Wiener Porzellanmanufaktur

Die vom Dorotheum unterstützte Ausstellung „300 Jahre Wiener Porzellanmanufaktur“ wird internationale Leihgaben, die noch nie in Wien gezeigt wurden, mit einzigartigen Stücken aus den Beständen des MAK und aus weiteren österreichischen Sammlungen zusammenführen.

16. Mai 2018 – 3. September 2018
MAK Wien
mehr zur Ausstellung lesen Sie hier: MAK BLOG

 


Rainald Franz ist Kurator der Ausstellung und Kustode in der MAK-Sammlung Glas und Keramik.

Sie wollen noch weitere Veranstaltungen und Kooperationsprojekte kennenlernen und besuchen?

Besuchen Sie uns am 21. Juni 2018 in den 5 Museen der ÖNB! Hier erfahren Sie mehr!

Bild oben:
Musterpokal mit Presentoir, Wien, um 1816
Ausführung: Kaiserliche Porzellanmanufaktur Wien
© MAK/Katrin Wißkirchen

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