Auf Tuchfühlung – Hermès

Carrés von Hermès: Ein Blick auf die Geschichte des begehrten Accessoires und auf seine Sammler(innen). Und Antworten auf die Frage, warum so häufig Motive aus dem Pferdesport im Design einfließen.

Wir haben mit unserer Expertin Sonja Wenzl-Höpp über Design, über das Sammeln und über die Geschichte des berühmten Tuches gesprochen.

Königinnen, Fürstinnen, Schauspielerinnen, Pop-Ikonen: Sie alle trugen und tragen die berühmten Seidentücher aus dem französischen Modeunternehmen. Das Tolle daran ist auch, dass sich diese Accessoires sehr viele Frauen leisten und so ihren Style mit französischem Glamour aufpeppen können. Aber gibt es auch Sammlerinnen, die ihre Tücher wie Kunstwerke aufbewahren und nie tragen?

Hermès Schultertuch "Aux Champs", Entwurf Cathy Latham 1970, Seide, ca. 89 x 89 cm, Startpreis € 180
Hermès Schultertuch "Aux Champs", Entwurf Cathy Latham 1970, Seide, ca. 89 x 89 cm, Startpreis € 180

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Mode- und Silberschmuck, Accessoires
Die Auktion endet am 1. April 2020, um 15 Uhr

Die Geschichte von Hermès

Die Etablierung des so genannten Carrés steht in Zusammenhang mit der Unternehmensgeschichte des französischen Luxus-Labels Hermès, die auf einen Migranten zurückzuführen ist: Die Familie von Thierry Hermès musste das deutsche Krefeld wegen ihres Glaubens verlassen, und 1837 eröffnete Sattlermeister Thierry in Paris ein eigenes Geschäft für Sattel und Zaumzeug.

Sein Nachfolger Emile-Maurice Hermès zog in die noble Rue du Faubourg Saint Honoré und erweiterte das Sortiment – um Reisetaschen, Sportbekleidung, Gürtel, Börsen, Schmuck und Uhren. Bis heute verweisen die Designs der Produkte auf das ehemalige Geschäft für Sattel und Zaumzeug.

Hermès Schultertuch "Ludovicus Magnus", Entwurf Francoise De La Perriere 1963, Seide, ca. 89 x 89 cm, Startpreis € 180
Hermès Schultertuch "Ludovicus Magnus", Entwurf Francoise De La Perriere 1963, Seide, ca. 89 x 89 cm, Startpreis € 180

Die Produktion des klassischen Carré – ein Tuch im Format von ca. 90 x 90 cm – startete schon 1937, die Größe hat sich bis heute nicht geändert, dazu kommen Einstecktücher und weitere Formate. Die Tücher sind den Schals, die Soldaten Napoleons trugen, nachempfunden.

Schnell avancierte das Tuch zu einem modischen Accessoire. Die Dame von Welt trug das Tuch zu jeder Gelegenheit, es wurde am Hals überkreuzt, oder lässig im Nacken zusammengebunden, beim Cabrio fahren genauso wie beim Flanieren oder bei eleganten Anlässen. So prominente Trägerinnen wie Audrey Hepburn, Grace Kelly, Jackie Kennedy, Liz Taylor und sogar Queen Elisabeth taten ihres zur Bekanntheitssteigerung des chicen Klassikers.

Vom Entwurf bis zum fertigen Carré dauert es zwei Jahre. Und mit großer Begehrlichkeit warten die Sammler(innen) auf neue Kollektionen. 450 Kilometer Faden aus etwa 300 Seidenkokons der brasilianischen Maulbeerseide werden in Frankreich weiterverarbeitet. In bis zu zwölf Farbvarianten werden die Neu-, aber auch Re-Editionen produziert. In aufwändigem Siebdruckverfahren und mit handrollierten Säumen.

Hermès Schultertuch "La Ronde des Heures",Entwurf Loic Dubigeon 2000, Seide, ca. 89 x 89 cm, Startpreis € 180
Hermès Schultertuch "La Ronde des Heures",Entwurf Loic Dubigeon 2000, Seide, ca. 89 x 89 cm, Startpreis € 180

Mittlerweile sind etwa 1000 Motive entstanden, die Sammler(innen) ins Schwärmen bringen: Lederriemen, Pferde und Reiten, Schnallen, Zaumzeug und Teile, Trensen, Schmuck, Herrscher der französischen Geschichte (u. a. Napoleon), Schiffe, Automobile, Kutschen, historische Ereignisse, fernöstliche Motive sowie Jagdmotive.

Das Design der Nachkriegszeit prägten vor allem Julia Abadies Entwürfe aus den 1960ern bis 1980ern. Von ihr stammen die begehrten „Cliquetis“ (Dolch-Motive), die ab 1972 den Markt eroberten. Zu einem Erkennungszeichen wurde auch Le Clefs (Schlüssel), ein Motiv von Cathy Latham, entworfen 1965. Das klassische Design mit Riemen, Gürtel oder Schnallen wurde gerne von anderen Modemarken wie Cartier kopiert.

 

Wichtige Designer für Hermes waren weiters:

Hugo Grygkar –1950er Jahre.
Francoise de La Perriere, Philippe Ledoux – 1960er Jahre
Christiane Vauzelles, Jacques Eudel, Henri de Linares – 1970er Jahre
Annie Faivre, Joachim Metz – 1990er Jahre

 

Role-Model Jane Birkin

Eine Tuch-Trendsetterin ist sicherlich die französische Schauspielerin und Sängerin Jane Birkin, für Hermès auch Namensgeberin für die berühmte Birkin-Bag. In den 1970er Jahren band das damalige It-Girl seine Seidentücher an seine Taschen und Körbe oder wickelte sie lässig um den Hals, trug sie als Top oder Bikini-Oberteil. Auch als Gürtel und ums Handgelenk gewickelt lassen sich die farbenprächtigen Tücher tragen.

Hermès Schultertuch "Automobile", Entwurf Joachim Metz 1996, verschiedene Automobile in Blau, Grün und Gelbtönen auf gelbem Fond, rollierter Saum, ca. 89 x 89 cm, Startpreis € 180
Hermès Schultertuch "Automobile", Entwurf Joachim Metz 1996, verschiedene Automobile in Blau, Grün und Gelbtönen auf gelbem Fond, rollierter Saum, ca. 89 x 89 cm, Startpreis € 180

Wie legt man am besten eine Sammlung an und worauf sollte man achten?

Mit Beginn einer Kollektion steht die Entscheidung an, ob man nach Künstler(inne)n, Motiven, Jahrgängen oder Farben sammelt. Und eine solche Sammlung hört nie auf – jede Saison bringt Nachschub!

Fast schon so wichtig wie die Tücher selbst ist die Verpackung. Der Karton, heute in unverkennbarem Orange, – das Tuch sorgfältig in Seidenpapier verpackt – mit einem braunen Firmenlogo-Band verschnürt, sollte nicht fehlen. Plissierte Tücher werden kleinen runden Boxen eingerollt. Kurioses Faktum: Auch leere Kartons werden bereits als Sammlerstücke gehandelt.

Besonders beliebt sind jene Tücher, die den Namenszug oder das Logo des Herstellers sichtbar tragen. Die Dorotheum-Expertinnen beraten Sie unverbindlich und kostenlos über den Wert und über Echtheit Ihrer Objekte.

Und dass manche Sammler(innen) ein Hermès-Tuch auch als Kunstwerk verstehen belegt, dass dem Dorotheum schon gerahmte Tücher angeboten wurden!

Einen wichtigen Tipp hat unsere Expertin für Sie:

Geben Sie Ihr Tuch unbedingt zur Trockenreinigung, Handwäsche ist keinesfalls zu empfehlen.

Hermès Schultertuch "Napoléon",Entwurf Philippe Ledoux 1963, Seide, ca, 89 x 89 cm, Startpreis € 180
Hermès Schultertuch "Napoléon",Entwurf Philippe Ledoux 1963, Seide, ca, 89 x 89 cm, Startpreis € 180

Kontakt Dorotheum-Expertinnen Vintage:

Sonja Wenzel-Höpp
Sonja.hoepp@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-373

Regina Herbst
Regina.herbst@dorotheum.at
Tel. +43-1-515 60-356

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