Gleißende Lichtobjekte und farbstarke Leinwände: Heinz Mack, Mitbegründer der ZERO-Bewegung und mehrfacher documenta-Teilnehmer, gehört zu den bedeutendsten internationalen Künstlern der Gegenwart. Mit drei Metallobjekten aus den 1960er- und 1970er-Jahren sowie der Leinwand „Red Painting“ von 2005 ist er bei der Auktion Zeitgenössische Kunst im Mai 2024 vertreten.
„Obwohl es so scheinen mag, dass ich meine Arbeit ausschließlich dem Licht gewidmet habe, muss ich jedoch erklären, dass es stets allein meine Absicht war und immer noch ist, Gegenstände zu machen, deren Erscheinungsweise immateriell ist; hierzu dienen mir vor allem andere – das Licht und die Bewegung“, so der Maler und Bildhauer Heinz Mack über sein Werk.
Während die Impressionisten Licht dort zu greifen suchten, wo es sichtbar wurde, und zwar bei seinem Auftreffen auf einen bestimmten Gegenstand, und die Pointillisten diese Erscheinungsqualität des Lichts durch Spektralzerlegung der Farben ins Auge des Betrachters verlegten, begann Heinz Mack Mitte der 1950er-Jahre Gegenstände zu entwickeln, auf denen sich das Licht unmittelbar niederlassen konnte. Die ZERO-Jahre von 1 Rotatoren und Dynamos entwickelte – Werke aus poliertem, rauem oder geriffeltem Metall, Plexi- oder Spiegelglas, die in variierenden geometrischen Grundformen die Farben ihrer Umgebung aufnehmen, widerspiegeln und vibrieren lassen und den Skulpturenbegriff revolutionierten. In diesen Jahren begann Mack, Installationen in von Menschen unberührte Naturräume zu setzen, wie die gleißenden Dünen der Sahara und die vereisten Landstriche der Arktis, auf der Suche nach unendlichen Vertikalen und Horizontalen. Die Modulation der Metallstruktur seiner Werke war in dieser Zeit in ständiger Veränderung begriffen: Ihre visuelle Natur sowie ihre Präsenz in der Umgebung durch die Lichtbrechung und die Bewegung des Betrachters um sie herum machten sie zu Partnern der Veränderungen, der Zufälligkeit und des Chaos des Lebens, so auch die drei aus den 1960/70er-Jahren stammenden Werke der kommenden Auktion: „Terra Digitalis“, „Wasserwolke Olympia“ und „Das Meer“. In ihren unterschiedlichen Spielarten schaffen sie einen offenen Raum, der zur subjektiven Betrachtung einlädt und Interpretationen ebenso zulässt wie einfordert, nach der Maxime: Kunst muss sich ereignen.
Die Symbiose von Struktur und Bewegung sucht sich eine neue Ausdrucksform in dem Werk „Red Painting“ von 2005, das Teil der anhaltenden Schaffensphase „Chromatischer Konstellationen“ ist. Nachdem Mack beinahe drei Jahrzehnte wenig gemalt hatte, fand er in den frühen 1990er-Jahren zu einer neuen Form der farbigen Tafelmalerei. In der Weiterentwicklung wurde aus der Monochromie eine Malerei, die ausgehend von Goethes Farbkreis vor sinnlich-üppiger Farbigkeit orphisch strahlt. „Red Painting“ demonstriert exemplarisch, wie die Farben bei Mack unmerklich und nuancenreich ineinander übergehen, ohne dabei eine maßgebliche Eigenschaft zu verlieren: nämlich von Stufe zu Stufe deutlich Farbkontraste zu zeigen. Der Grenzbereich, in dem sich zwei Farben begegnen, wird zur Schwingungsebene in einem imaginären Bildraum. Macks Farben offenbaren sich letztendlich als Eigenschaften des Lichts, das sich in bunten Brechungen zeigt. Der Farbauftrag ist durchsichtig und bewegt, und wie zuvor in den dreidimensionalen Kunstwerken bringen nun die Farben selbst in ihrer rhythmischen Abfolge die Luft vor den Leinwänden zum Flimmern und erzeugen somit ihr eigenes Energiefeld.
AUKTIONEN
Zeitgenössische Kunst I, 23. Mai 2024, 18 Uhr
Zeitgenössische Kunst II, 24. Mai 2024, 16 Uhr
Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien
Tel. +43-1-515 60-358, 386, 765