KULTURperlen

Perlen gelten als Symbole für Reichtum, Weisheit und Würde, Fruchtbarkeit, für Glück ebenso wie für Tränen. Schon in antiken Hochkulturen waren Perlen geschätzt, gesucht und gefragt, sie sind eine Konstante der Mode und der weiblichste Schmuck: Gründe, warum sie auch in bedeutenden Gemälden Alter Meister zu finden sind.

 

Perlen in der Kunst Alter Meister

Orientperlen Altschliff Diamant Ohrgehänge, 2 Brillanten zus. ca. 4 ct, kleinere zus. ca. 1ct, Arbeit um 1910/20, Schätzwert € 8.000 – 12.000

„Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Jan Vermeer aus dem Jahr 1665 zählt nicht nur zu den bekanntesten Bildern des Künstlers, sondern ist auch eines jener seltenen Kunstwerke, deren Titel bereits auf den Schmuck der Trägerin verweist. Es sollte Jahrhunderte dauern, bis diese eine Perle berühmt wird, denn bis ins Jahr 1995 ist das Porträt unter dem Titel „Das Mädchen mit dem Turban“ bekannt. Heute sind sich Wissenschaftler freilich nicht einig, ob es sich nicht eher um einen perlenförmigen Ohranhänger aus Silber handelt, denn Perlen in dieser Größe und Ebenmäßigkeit zählen seit jeher zu den wertvollsten Kleinodien unter den Juwelen, lediglich Göttinnen oder Herrscherinnen würdig.

Antike Perle

Schon in der Antike wird die Perle in der Muschel mit dem im Mutterleib heranwachsenden Kind verglichen und als Frucht des Meeres gesehen. Sie gilt als typisch weiblicher Schmuck. Porträts und Darstellungen adeliger Damen oder Göttinnen, mit Perlen geschmückt und verziert, sind über die Jahrhunderte hinweg zahlreich und vielseitig.

 

Symbole für Reinheit und Keuschheit

Pietro Rotari (1707–1762)
Junge Frau mit einer Blume im Haar
Öl auf Leinwand, 44,7 x 34,5 cm

Die junge Frau mit Blume im Haar porträtiert Pietro Rotari (1707–1762) über ihre rechte Schulter rückwärts blickend. Durch die unvermittelte Drehung des Kopfes wird der Blick des Betrachters auf beide ihrer Ohrgehänge frei, die aus runden und tropfenförmigen Perlen bestehen. Ihr Haar ist schlicht im Nacken zusammengefasst. Umso auffallender treten die Perlen in den Vordergrund. Sowohl die Größe als auch die ebenmäßigen Formen unterstreichen den hohen Wert der Schmuckstücke und bilden einen offensichtlichen Gegensatz zu der einfachen und ansonsten völlig schmucklosen Bekleidung. Der kühle Glanz der Perlen unterstreicht die porzellanfarbige zarte Haut der jungen Frau und lässt sie unbekümmert und rein wirken. Dies scheint keinesfalls unbeabsichtigt, gelten doch Perlen seit jeher als Symbole für Reinheit und Keuschheit.

ein Ausdruck von Macht

Maria Giovanna Clementi, gen. La Clementina (1692–1761)
Königin Anna Maria, Prinzessin von Orléans
Öl auf Leinwand, je 85 x 69 cm

Ganz dem Ausdruck der Macht und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Trägerin dienen die Perlen auf dem Porträt von Königin Anna Maria, Prinzessin von Orleans, Königin von Sardinien und Herzogin von Savoyen, in der Darstellung von Maria Giovanna Clementi (1692–1761).

Die Königin posiert mit Diamantschmuck im Haar und in goldbestickter üppiger Kleidung samt Corsage, versehen mit Knöpfen, Diamanten und Perlen.
Derartige im Brustbereich angebrachte Devants de Corsage – englisch auch „stomacher“ oder deutsch „Corsage-Broschen“ bezeichnet – treten bereits in der Renaissance auf, um bis Ende des 19. Jahrhunderts zu immer opulenteren Eyecatchern zu avancieren. In der Mitte des Ausschnittes getragen, dienen sie zunächst als Verschlüsse, verlieren diese Funktion jedoch zugunsten jener als rein dekorative Juwelen. Ganz typisch ist die zur unteren Mitte führende Verjüngung der Brosche, die durch herabhängende Pendel in Form von Tropfen unterstrichen wird und das Dekolleté der Trägerin extra betont.

Haus Habsburg Orientperlen Diamant Corsage
Provenienz: Erzherzogin Marie Valerie von Österreich, 6 Orientperlen ø ca. 7,5-12,2 mm, Diamanten zus. ca. 18 ct, um 1890
erzielter Preis € 161.900

Die besondere Wertigkeit von natürlichen Perlen, sogenannten Orientperlen, zeigt sich auch darin, dass sie vielfach in Kronen und Diademen verarbeitet werden. Ganz unscheinbar wirkt die rechts unten im Bild dargestellte und doch so reichhaltig mit Perlen verzierte Krone.

Überirdisch

Pietro Liberi (1614–1687)
Venus in der Begleitung von Waage und Stier
Öl auf Leinwand, 119,5 x 153 cm

Vollkommen und überirdisch zeigt sich die nackte Venus in der Darstellung von Pietro Liberi (1614–1687) in Begleitung von Waage und Stier, geschmückt ausschließlich mit Perlen. Die ins Haar der Göttin eingearbeiteten Perlenschnüre sind ebenmäßig und gleichförmig; sie erinnern an eine Krone, wodurch die Erhabenheit und Souveränität der Trägerin zum Ausdruck kommt.

Trotz der Nacktheit der Dargestellten deuten die Perlen auf ihre Züchtigkeit und Unantastbarkeit hin. In dieser erotischen Darstellung ist Venus als Göttin über jeden Zweifel erhaben.

Perlen: ein zeitloser Klassiker

Buccellati Ohrclips
Diamanten, Südsee-Kulturperlen ø ca. 13,5 mm
Schätzwert € 16.000 – 24.000

Auch heute vertrauen die Frauen der herrschenden Königshäuser in Europa nicht nur bei offiziellen Porträtaufnahmen auf Perlen und schmücken sich bei großen repräsentativen Anlässen mit perlenbestückten Kronjuwelen. Auch im informellen Rahmen, wie etwa bei sportlichen Ereignissen, werden Perlen in dezentem Maß getragen. Das unterstreicht die Vielfalt unterschiedlichster Tragemöglichkeiten und Gelegenheiten, Perlen ins richtige Licht zu setzen.

AUKTION

Juwelen
30. November 2020

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