Robert Beyer (Wien 1828-1891) Ausgelassene Rast bei der Wanderung der Studenten, 1859, Öl auf Leinwand, 58 x 79 cm, Schätzwert € 3.000 – 3.500
AUSFLUG AUF DER SCHNEEALPE
Über die Biographie des Wiener Malers Robert Beyer ist nicht viel überliefert. Das wenige Bekannte setzt sich wie ein Puzzle aus verschiedenen Zeitungsnotizen zusammen: Beyer begann zunächst sehr ambitioniert eine Malerkarriere, die er jedoch ab ca. 1858 zugunsten einer Laufbahn als Realschullehrer aufgab. Ob ihm die Rolle des Lehrers eher entsprach oder finanzielle Umstände ihn zu diesem Wechsel der Laufbahn zwangen, können wir heute nur vermuten. Gemeinsam mit dem bekannteren Maler Ignaz Dorn wird er im Österreichischen Pädagogischen Wochenblatt 1858 und 1861 als Assistenzlehrer im Handzeichnen erwähnt. Aus der Bad Ischler Badeliste vom 25. September 1862 erfahren wir, dass er zusammen mit seinem Vater Leopold Beyer im Hotel zum goldenen Kreuz abgestiegen war. Interessanterweise wird in der Berufsbezeichnung sein Vater als Kupferstecher aus Wien, er hingegen als Realschullehrer ausgewiesen. Dies gibt uns sowohl einen Einblick in den familiären Hintergrund, als auch in das Selbstverständnis Beyers.
Das mit 1859 datierte Gemälde „Ausflug auf die Schneealpe“ – so der mündlich überlieferte Titel – scheint am Umbruch in Beyers Laufbahn zu stehen. Es zeigt eine gutgelaunte Ausflugsgesellschaft, die den Aufstieg zu einem Aussichtspunkt soeben geschafft hat und sich nun in kleinere Grüppchen aufteilt, um zu rasten und den Fernblick zu genießen. Aufgrund des Titels liegt die Vermutung nahe, dass es sich um Wiener Ausflügler handelt, die sich mit der einige Jahre zuvor eröffneten Semmeringbahn auf den Weg zu den Wiener Hausbergen Rax und Schneealpe gemacht haben. Mit viel Humor und Einfühlungsvermögen charakterisiert Robert Beyer die verschiedenen Protagonisten der Szene, wie etwa ein junges Liebespaar, das sich etwas abseits der Gruppe unter das Marterl zurückgezogen hat, eine Gruppe junger Männer, ältere Teilnehmer die im Baumschatten ruhen und den Bergführer mit Steirerhut. So entspinnen sich verschiedene Geschichten, die diese figurenreiche Komposition zum Leben erwecken.
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ÖLGEMÄLDE UND AQUARELLE DES 19. JAHRHUNDERTS
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