Mario Schifano – italienische Pop Art

Mario Schifano gilt als wichtiger Vertreter der italienischen Pop Art und steht zweifellos repräsentativ für die Malerei der Avantgarde in den 1960er-Jahren. Für Werke des Künstlers kann das Dorotheum regelmäßig hohe Preise erzielen. Nun gelangt wieder eine Arbeit aus den 1960ern im Dorotheum zur Auktion.

Mario Schifano

Sein Lebensweg sollte Mario Schifano von Libyen bis nach New York führen, immer wieder aber stand Rom im Mittelpunkt, die „ewige Stadt“: 1934 im Nordwesten Libyens geboren, wurde Rom bereits in jungen Jahren zu Mario Schifanos neuer Heimat, der er bis zu seinem Tod 1998 treu blieb.

Schifano gehörte mit Künstlern wie Franco Angeli und Tano Festa der „Scuola Romana“ an, die sich ganz der Kunst des Informel und damit dem Expressionismus verschrieben hatte. Schifanos Malweise wurde damit in Richtung des französischen Nouveau Réalisme gelenkt.

Ab 1959 waren Werke Schifanos in Einzel- und Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt vertreten. Ein Highlight und einen Meilenstein in seiner Karriere stellte sicherlich die Teilnahme an der „New Realists“-Schau in der Sidney Janis Gallery in New York 1962 dar, wo seine Werke neben jenen internationaler Größen wie Andy Warhol oder Roy Lichtenstein präsentiert wurden.

Mario Schifano A la Balla (Diptychon), 1965, Emailfarbe und Graphit auf Leinwand, 152,5 x 203,5 cm, Schätzwert € 150.000 – 250.000

„Pop Art kam später, mit Sidney Janis’ Ausstellung ‚The New Realists‘ im Jahr 1962. Da waren Warhol, Rosenquist, Segal, Wesselmann und Lichtenstein vertreten, aber auch Europäer wie Tinguely. Und dann war da Mario Schifano, ein junger Italiener aus Rom, Trastevere, keine 30 Jahre alt. Er repräsentierte die Avantgarde der zeitgenössischen Malerei.“

Plinio de Martis, römischer Galerist und Fotograf

Mario Schifano New York City, 1965, Mischtechnik mit Emailmalerei auf Leinwand (zweiteilig), 220 x 300 cm erzielter Preis € 360.000 (Rekordpreis, 2005)

„Marios Haus war voller Bücher, er mochte Bücher. Er kaufte sie oder ließ sie sich schenken. Er hatte viele illustrierte Bücher über den Futurismus, daraus sind auch die Bilder mit den bewegten Schablonen nach der Art Ballas entstanden. Giacomo Balla
war einige Jahre davor verstorben; er hatte in der  Via Oslavia im römischen Stadtviertel Prati gelebt.“

Memmo Mancini, „Meister der Farben“. Er schuf das Material für Balthus, Giorgio de Chirico, Robert Rauschenberg, Cy Twombly, Franco Angeli und Renato Guttuso.

Der Aufenthalt in New York und die Wirkung der amerikanischen Pop Art gingen nicht spurlos an Mario Schifano vorüber. Von da an verwendete er in seinen Arbeiten unter anderem Motive aus der Werbeindustrie und Elemente, die auf die Technisierung der Zivilisation anspielten. Zugleich erinnert sein Werk an Größen der Kunstgeschichte wie Piero della Francesca und Kasimir Malevich, Marcel Duchamp und Francis Picabia, Giacomo Balla und die Futuristen.

Mario Schifano, Incidente (Diptychon), 1963, Emailfarbe auf Papier auf Leinwand, 200 x 200 cm erzielter Preis € 446.800 (Rekordpreis, 2013)

„Mario sprach dauernd von Rauschenberg, Jasper Johns … Er träumte von Amerika.
Eines Tages sagte ich zu ihm: ‚Meine Cousine lebt in New York …‘ Wir beschlossen hinzufahren. Das war im Dezember 1963; Präsident  Kennedy war gerade erschossen worden.

Nach seiner Rückkehr aus New York wurde Schifano in Rom zu einem zentralen Pol des mondänen Stadtlebens. Die mittleren Sechzigerjahre waren eine extrem kreative Phase. Er fertigte Arbeiten an, die als Vorreiter einer eigenständigen römischen oder gar europäischen Pop Art gelten konnten: Leonardo, die Hommagen an Giacomo Balla, die Paesaggi anemici, der Futurismo rivisitato wurden zu Paradigmen eines italienischen Zugangs zur neuen urbanen Landschaft. In jenen Jahren stand Schifano beim Galeristen Giorgio Marconi unter Vertrag.“

Anita Pallenberg, Model, Schauspielerin und Modedesignerin aus Deutschland

Information: 

Alessandro Rizzi
Experte für Moderne und Zeitgenössische Kunst

AUKTION

Post-War und Zeitgenössische Kunst I
27. November 2018, 18 Uhr
Palais Dorotheum

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