Medaillen werden zu besonderen Anlässen geprägt und 1687 ist wieder einmal eine Thronfolge im Hause Habsburg zu regeln: Der neunjährige Erzherzog Josef wird zum König von Ungarn gekrönt. Gerade erholen sich die Wiener von der letzten Türkenbelagerung, unter welcher auch Ungarn sehr zu leiden hatte.
Der Thronfolger steht hier für die Stabilität der Regierung – auch über den Tod seines Vaters Leopold I. hinaus. Ein mächtiger Granatapfelbaum trägt die Wappen Österreichs und Ungarns, überhöht von der Krone des Hl. Stefan. Der Medailleur – vermutet wird hier der Nürnberger Martin Brunner, der im Auftrage des Verlegers F. Kleinert arbeitete – stellt diesen Baum in eine Flusslandschaft zwischen Donau und Drau mit den Städten Wien, Pressburg, Ofen und Essek. Tatsächlich sollten die in den Prinzen gesetzten Hoffnungen aus habsburgischer Sicht erfüllt werden. Unter einem der fähigsten Generäle, dem Prinzen Eugen von Savoyen, wurden große Teile Ungarns für Habsburg zurückerobert, konnte der junge Kaiser die ungarischen Aufstände, die noch unter seinem Vater begonnen hatten, 1707 erfolgreich niederschlagen.
Medaillen und auch ihre schmuckloseren Vettern, die Münzen, sind im Geist der Kunst ihrer Zeit gestaltet. So findet sich hier eine barocke Inszenierung: Eine Himmelshand hält die ungarische Krone über das Haupt des Knaben, der in einer antikisierenden Rüstung mit einem Maskaron steckt und einen Feldherrenmantel trägt, zusätzlich geschmückt mit dem höchsten Orden der Habsburger, dem Goldenen Vlies. Diese Medaille ist auch eine technische Neuerung, eine erhabene Randschrift ist auf einer ovalen Medaille angebracht, das schafft die moderne Prägung erst viele Jahrzehnte später.
In den Darstellungen auf Medaillen und Münzen, von welchen diese 521. Münz-Auktion zahlreiche zu bieten hat, verbinden sich Kunst und Geschichte.
Michael Beckers ist Dorotheum-Experte für Münzen und Medaillen.
Münzen, Medaillen und Papiergeld
Auktion am 28. Mai 2015, 14:00 Uhr
Palais Dorotheum Wien
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Münzen, Medaillen und Papiergeld
Auktion am 29. Mai 2015, 11:00 Uhr
Palais Dorotheum Wien
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