Versammelte Größen
Das Beste von Mercedes-Benz vereint die Sammlung Wiesenthal. 13 Spitzenkarossen der Wiener Autohändlerdynastie werden in der Auktionswoche des Dorotheum am Samstag, den 1. Dezember 2018 in der Nationalbibliothek versteigert.
Eine Jahrhundert-Sammlung
W105, W119, W2008, W7990 etc., kleine, alte, schwarze Wiener Kennzeichen. Man sah sie zuletzt nur noch selten auf Wiens Straßen, doch wo sie auftauchten, sorgten sie stets für Aufsehen, ob der Nummern, viel mehr aber noch ob der Automobile, an denen sie montiert sind. Die Rede ist von den Fahrzeugen aus dem Hause Wiesenthal, einer Sammlung, die über ein halbes Jahrhundert gewachsen ist, einer Sammlung, die nicht nur hierzulande ihresgleichen sucht.
Dies ist ihre Geschichte:
Sie beginnt schon in den 1920er-Jahren, als Günther Wiesenthal zunächst Teilhaber der Mercedes-Benz-Vertretungen in Prag und Wien wird, später die Motor Import Gesellschaft in Wien gründet und weitere Filialen in der damaligen Tschechoslowakei eröffnet. 1932 wird er zum Geschäftsführer der österreichischen Vertriebsgesellschaft ernannt, drei Jahre später geht der Aufstieg rasant weiter, als ihn die Mercedes-Benz AG als Exportleiter nach Stuttgart holt.
Nach dem Krieg kehrt Günther Wiesenthal nach Österreich zurück, gründet 1955 in Salzburg das Mercedes-Benz Zentralbüro, doch nur drei Jahre später folgt er wieder dem Ruf aus der Ferne. 1958 wird er erster Präsident von Mercedes-Benz of North America und macht seinen Mitarbeiter Georg Pappas zum Geschäftsführer in Salzburg.
1960 übernimmt Günther Wiesenthal die Wiener Niederlassung F.K. Wittke und legt den Grundstein für das Stammhaus in der Troststraße im 10. Gemeindebezirk. Noch im selben Jahr stirbt er an Leukämie und vererbt 50 Prozent des Salzburger Zentralbüros an Georg Pappas. Seither ist Mercedes-Benz in Österreich in Ost und West geteilt. Die Geschäfte im Osten führt nach seinem Tod seine Frau Hilde weiter.
Ab 1972 leiten Tochter Susanne Sulke-Wiesenthal und Patrick Graf Douglas die Geschicke des Unternehmens und wagen ebenfalls den Schritt in die Neue Welt. Mit dem Erfolg von EuroMotorcars wird aus dem Familienbetrieb in Wien ein Weltkonzern. Auf der Leidenschaft der beiden gründet auch die Sammlung, wie wir sie heute vorfinden. In den ausgehenden 1970er-Jahren gesellen sich zu den Fahrzeugen aus dem Familienbestand zusehends Neuanschaffungen. Zu Ponton- und Heckflossen-Coupés kommen jene Stücke, die stets die Speerspitze der Marke waren: ein 300 S, seinerzeit das teuerste Auto der Welt, ein 600 Pullman, mit dem Kennzeichen W1000 zehn Jahre lang der erste Wagen im Lande, bis hin zu zwei 300 SL, dem elften gebauten Roadster und einem Coupé, dem legendären Flügeltürer.
Bis zu ihrem Tod haben Susanne Sulke-Wiesenthal und Patrick Graf Douglas die Sammlung Wiesenthal erweitert. Heute bietet sie einen Querschnitt durch die Nachkriegsmodellgeschichte von Mercedes-Benz 13 Fahrzeuge, stets die Topmodelle, nur das Beste vom Besten, manche wunderschön restauriert, andere gänzlich original, alle von bester Provenienz.
Die Sammlung Wiesenthal
1952 Mercedes-Benz 300 S Roadster
1954 Mercedes-Benz 300 b Cabriolet D
1954 Mercedes-Benz 220 Cabriolet A
1955 Mercedes-Benz 300 SL Coupé
1957 Mercedes-Benz 300 SL Roadster
1957 Mercedes-Benz 220 S Cabriolet
1958 Mercedes-Benz 220 SE Coupé
1964 Mercedes-Benz 600 Pullman
1965 Mercedes-Benz 230 SL
1970 Mercedes-Benz 280 SE 3.5 Cabriolet
1977 Mercedes-Benz 450 SLC
1979 Mercedes-Benz 450 SEL 6.9
1986 Mercedes-Benz 560 SEL
AUKTION
Sammlung Wiesenthal
1. Dezember 2018, 17 Uhr
Nationalbibliothek, Josefsplatz 1, 1010 Wien