Franz Xaver Messerschmidt und seinem einzigartigen Œuvre ist der jüngste Band der Reihe „Belvedere Werkverzeichnisse“ gewidmet, deren Herausgabe das Dorotheum großzügig unterstützt. Das Werkverzeichnis erschien kürzlich im Verlag Bibliothek der Provinz und wurde Anfang November im Belvedere präsentiert.
Von Christina Bachl-Hofmann und Georg Lechner
Innerhalb der mitteleuropäischen Kunst des 18. Jahrhunderts kommt dem Werk von Franz Xaver Messerschmidt ein herausragender Stellenwert zu. In der Regel sind es seine sogenannten Charakterköpfe, die man ob ihres mitunter bizarren Erscheinungsbildes am ehesten im Gedächtnis behält. Zu Unrecht wird Messerschmidts Schaffen oftmals auf diese Gruppe reduziert, deren Entstehungsgeschichte mitunter haltlose Mythen umranken.
Die „Köpfe“, die bis zum Tod des Künstlers in dessen Besitz blieben, stellen nur einen Teil eines bemerkenswerten Œuvres dar. Als dessen großartiger Auftakt sind die beiden heute im Belvedere befindlichen Büsten des Kaiserpaares Franz I. Stephan und Maria Theresia zu bezeichnen. Überhaupt nehmen die Darstellungen von Mitgliedern der kaiserlichen Familie eine wichtige Position in der heimischen Kunstgeschichte ein.
Wesentlich für Messerschmidt war auf jeden Fall auch die Förderung durch die fürstliche Familie Liechtenstein; die spätere Herzogin Theresia Anna Felicitas von Savoyen gab bedeutende Kunstwerke in Auftrag – ihrer Initiative verdanken wir etwa die monumentale Maria Immaculata sowie den Elisäusbrunnen für das Savoy’sche Damenstift. Darüber hinaus schuf der Künstler Bildnisse bedeutender Persönlichkeiten der damaligen Zeit, unter anderem des Historikers Martin Georg Kovachich, des Schriftstellers und Kunsttheoretikers Franz Christoph von Scheyb sowie des Arztes Gerard van Swieten.
Diesen Herbst erschien nun ein Werkverzeichnis zu Franz Xaver Messerschmidt als Band 6 der Reihe „Belvedere Werkverzeichnisse“. Dessen Autorin Maria Pötzl-Malikova, eine anerkannte Spezialistin für die Plastik und Skulptur des Barock, hat bereits ihre Dissertation Franz Xaver Messerschmidt gewidmet und 1982 eine Monographie zu dem Künstler publiziert.
Das Belvedere sieht die wissenschaftliche Dokumentation der Œuvres österreichischer Künstlerinnen und Künstler als eine der wesentlichsten Forschungsaufgaben eines Museums an. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung des Dorotheum wird am Institut für die Erstellung von Werkverzeichnissen des Belvedere in enger Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten an den Werkverzeichnissen zahlreicher bedeutender Kunstschaffender gearbeitet.
Christina Bachl-Hofmann ist Leiterin des Research Centers in der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien. Georg Lechner ist Kurator für barocke Kunst in der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien.
(myART MAGAZINE Nr. 04/2014)