Ein klassisches Fahrzeug? Ein altes Automobil? Eine Rarität? Eine Kindheitserinnerung, ja ein Jugendtraum? Die Klassische Fahrzeuge Auktion am Samstag, den 18. Juni 2016 um 16 Uhr bietet viele buntmetallene Antworten.
1953 Jaguar XK 120 SE DHC
Hochwertig modifiziertes Einzelstück!
Im Oktober 1948 sorgte Jaguar für Schlagzeilen: Auf der Londoner Automobilausstellung in Earls Court präsentierte man mit dem XK 120 einen neuen Sportwagen, ausgerüstet mit einem 3,4 Liter Doppelnocken-Sechszylinder. Die Typenbezeichnung verwies auf die mögliche Höchstgeschwindigkeit von 120 Meilen, also knapp 200 km/h, die durch die sensationelle Karosserielinie mehr als glaubhaft erschien. Zu Coupé und Roadster gesellte sich mit dem Drop Head Coupé am Ende der Produktion noch ein vollwertiges Cabriolet mit gefüttertem Verdeck. Als 1954 der XK 140 folgte, waren davon nur 1.767 Stück gebaut worden.
Dieses ursprünglich in die USA ausgelieferte XK 120 SE Drop Head Coupe ließ der österreichische Vorbesitzer kompromisslos nach seinen Vorstellungen restaurieren. Er wollte eine Fahrmaschine für Veranstaltungen und sportliches und zugleich komfortables Fahren schaffen. Zu den Modifikationen zählten ein sanft getunter 3,8 Liter Motor, ein 5-Gang Getriebe, Scheibenbremsen vom XK 140 an den Vorderrädern, straffere Stoßdämpfer und nicht zuletzt eine Servolenkung! Damit hatte er seinen Traum eines Über-XKs verwirklicht. Der letzte Besitzer erwarb den Jaguar bereits in dieser Form, ließ lediglich ob seiner Körpergröße neue Sitze einbauen, sodass er auch ausreichend Platz im engen Cockpit fand. Bei zahlreichen Veranstaltungen stellte der Jaguar fortan seine Qualitäten unter Beweis. Dieser XK 120 ist ein Einzelstück, das vieles besser kann als seine Artgenossen. Er hat nichts an seiner zeitlosen Eleganz eingebüßt, sorgt mit seinen Fahrleistungen aber jederzeit für Staunen!
FIN: S677741, Laufleistung: 18.119 mls (abgelesen), Hubraum: 3.442 ccm/R6 lt. Papiere, Getriebe: 5-Gang, Farbe: British racing green/Schwarz (Leder), Leistung: 160 PS lt. Papiere, Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung
erzielter Preis € 85.100
1935 BMW 315 „Sport-Cabriolet“
Einzelstück mit Dreivergaser-Motor!
Ab 1934 bot BMW den 315 als Nachfolger des 303 an. Man hatte in München den Sechszylinder auf 1,5 Liter Hubraum vergrößert und damit einen echten 100 km/h-Wagen geschaffen. Hinsichtlich Karosserievarienten gab es alles, was Herz und Niere begehrten.
Der gegenständliche BMW wurde als 4-sitziges Cabriolet nach Dresden ausgeliefert. Wohl nach den Wirren des Krieges erhielt der Wagen eine neue Karosserie, völlig eigenständig, mit sehr elegantem Schwung und sofort als BMW zu erkennen. Analog dem BMW Sportwagen 315/1 ist dieser Wagen mit einer leistungssteigernden Dreivergaseranlage ausgestattet.
Der Einbringer erwarb den BMW bereits 1985, aus Tschechien kommend, weitestgehend komplett, aber sehr desolat. Mit immensem Aufwand wurde das Sportcabriolet restauriert. Holz und Blech wurde aufgearbeitet ebenso wie die Innenausstattung in Leder und das Verdeck. Die Technik wurde umfangreich überholt, auf Hauptstrom-Ölfilter und Ölkühler umgerüstet sowie ein neues, lang übersetztes Differential eingebaut. Auch die Instrumente mit dem seltenen Drehzahlmesser wurden überholt. Zwei Fotoalben füllen die begleitenden Bilder bis hin zur Typisierung im Oktober 1999! Seither hat der Blickfang ein paar tausend Kilometer abgespult. Der Einbringer versuchte immer wieder Licht in die Frühgeschichte seines BMWs zu bringen, noch ohne Erfolg. Auf den kommenden Eigner wartet ein Einzelstück mit besten Genen und optimalen Voraussetzungen für viel Freude. Das Lüften der kleinen Geheimnisse der 80-jährigen Historie kann die beginnende Beziehung noch intensivieren.
FIN: 44635, Laufleistung: 6.926 km (abgelesen), Hubraum:1.490 ccm/R6, Getriebe: 4-Gang, Farbe: Cremeweiß/Schwarz (Leder), Leistung: 39 PS, Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung
erzielter Preis € 62.100
1978 Ferrari 400 GT
Vergasermodell in seltener Farbe!
1972 präsentierte Ferrari in Paris am Stand von Charles Pozzi seinen neuen großen Zwölfzylinder-Tourenwagen, den 365 GT 2+2. Die Reaktionen auf den Entwurf von Pininfarina waren relativ harsch, nicht spektakulär genug war der einhellige Tenor. Das wollte Ferrari auch gar nicht, zielte man doch auf ein Kundschaft von reisenden Geschäftsleuten ab. Und die traf man punktgenau. Mit dem 400 GT zog 1976 ein größerer Motor ein, der 1979 eine Benzineinspritzung erhielt und schließlich in seiner letzten Ausbaustufe, dem 412, bis 1989 weiter gebaut und damit zu einem der erfolgreichsten Modelle aus Maranello wurde.
Dieser 400 Automatic, 24743, der 204. von 502 gebauten, wurde laut Ferrari-Historiker Marcel Massini am 8. Juni 1978 fertiggestellt, lackiert in Blu Ribot Metallizzato, innen mit beigem Connolly-Leder Sabbia VM 3234. Ausgeliefert wurde der Ferrari nach Brüssel an die Garage Francorchamps SA von Jacques Swaters, der den Wagen jedoch umgehend für 53.000 Franken in die Schweiz an den Genfer Importeur SAVAF (Société Anonyme pour la vente des Automobiles Ferrari) verkaufte. Bis 2012 blieb der Ferrari in der Schweiz, anschließend fand er über Deutschland den Weg in die Garage eines österreichischen Sammlers. Das Lackkleid war zwischenzeitlich bereits einmal in der tollen Originalfarbe erneuert worden, das Interieur ist hingegen noch in gepflegtem Originalzustand, sodass auch die Laufleistung durchaus als die Originale erscheinen mag. Für die Auktion ließ der Einbringer den Ferrari gerade noch in Österreich typisieren, womit auf seinen neuen Besitzer ein frisch überprüfter Gran Turismo wartet, ein unvergleichlicher Reisewagen in seltener Farbkombination mit überragendem Motor in begehrter Vergaserversion!
FIN: 24743, Laufleistung: 43.153 km (abgelesen), Hubraum: 4.823 ccm/V12, Getriebe: 3-Gang Automatik, Farbe: Blu Ribot metallizzato/Sabbia (Leder), Leistung: 340 PS, Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung
erzielter Preis € 64.400
1954 Nash Ambassador Country Club Le Mans
Für 1952 schickte Nash seine Modelle mit neuen Kleidern ins Rennen. Der Schneider hieß Pininfarina, Golden Anniversary Airflyte das Design. Und das war bei Nash immer schon irgendwie anders: eine Mischung aus Raumschiff und Autoscooter, futuristische Jet Age Blüte und zugleich Reminiszenz an europäische Stromlinienkünstler, trotzdem American as can be. Unter der Haube werkte ein großer Reihensechszylinder und weil der sich in der Symbiose mit Donald Healey an der Sarthe gar nicht so schlecht schlug, gab es für den Ambassador auch das Le Mans Paket mit zwei Vergasern. So nebenbei verdanken wir Nash unser heutiges kühles Reisen, denn die moderne Klimaanlage von heute hat ihren Ursprung im Ambassador. Weather Eye nannte Nash sein bahnbrechendes Klima- und Belüftungssystem.
Der Nash Ambassador ist nicht nur ein schräger, sondern ein über- aus seltener Vogel. Was diese Country Club genannte Hardtop Version so einmalig macht, ist jedoch die Tatsache, dass es 1954 in Wien von Denzel ausgeliefert wurde. In einer Zeit als halb Wien Fahrrad fuhr und vom Volkswagen träumte, rollte jemand mit diesem Raumschiff durch die Straßen der wiederauferstehenden Stadt. Wer dies war, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen, da 1981 der letzte Halter neue Papiere hat ausstellen lassen, nachdem er den Wagen aus einer Konkursmasse erworben hatte. Anschließend verbrachte der Nash einige Zeit in einem Schauraum in der Dresdner Straße, bis er verschwand und erst kürzlich wieder auftauchte. Weitestgehend unberührt, wartet dieses Stück Wiener Automobilgeschichte nun auf einen neuen Astronauten, der ihn wieder flott für neue Reisen zu den Sternen macht!
FIN: R-737780, Laufleistung: 12.772 km (abgelesen), Hubraum: 4.138 ccm/R6, Getriebe: 3-Gang, Farbe: Rot/Schwarz (Stoff), Leistung:130 PS, Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung
erzielter Preis € 21.850
1956 Horex Regina 350
Top-restaurierter Klassiker aus Bad Homburg!
1950 präsentierte Horex mit der Regina sein erstes 350 ccm Einzylinder Nachkriegsmodell, das umgehend zum großen Erfolg wurde. Bereits 1951 lief die 10.000. Regina vom Band und zusätzlich gab es sie nun auch mit einem 250 ccm Motor. 1953 folgte ein 400 ccm Motor, doch es gelang nicht, damit den sinkenden Absatzzahlen entgegenzuwirken. Obwohl 1955 mit der Resident die Nachfolgerin präsentiert wurde blieb die Regina im Programm, bis 1956 die Werkshallen in Bad Homburg schließen mussten. Bis heute genießt sie einen ausgesprochen guten Ruf und so etwas wie Kultstatus in der Motorradwelt!
Diese Regina, ein 350 ccm Modell, wurde erst kürzlich ohne Rücksicht auf Mühe und Kosten komplett restauriert. Sie begeistert mit ihrem Zustand aus jedem Blickwinkel und wurde gerade eben erst in Österreich typisiert, sodass es für den neuen Besitzer nur heißt, aufsitzen und losstarten mit diesem Klassiker unter den deutschen Nachkriegs-Motorrädern!
FIN: 031135554R, Motor 342 ccm/18 PS, Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung
erzielter Preis € 8.050
Auktion Klassische Fahrzeuge
Samstag, 18. Juni 2016 – 16 Uhr
Fahrzeug und Technik-Zentrum Wien-Vösendorf