Nichts ist eindeutig und eindimensional bei ihm, weder in seinem Beruf, noch wenn es um seine Produkte geht:
„Ich bin ein Hybrid“, meint Oliver Irschitz – eine Zwischenform zwischen Architekt und Mediendesigner. Vom Entwurf bis hin zu technischen Details arbeitet er interdisziplinär mit Sound und Film und bringt dabei auch so unterschiedliche Dinge wie Programmieren, Tischlerarbeit und Kunststoffverarbeitung unter einen Hut.
Das Arbeitsfeld des 43-jährigen Tiroler Weltbürgers liegt an der Schnittstelle von Mensch und Maschine, dem User Interface. Und dort bewegt er sich von den Pionierzeiten dieser Entwicklungen an auf hohem Niveau. Auch der Name von Irschitz’ Firma verweist auf Zwischen- oder Parallelwelten: Peyote ist ein Kaktus mit halluzinogener Wirkung.
Science Fiction
Oliver Irschitz hat unter anderem den iTube, den iFrame und den iPoint erfunden – lange, bevor Apple sein iPad präsentierte. Wobei der iFrame dank um den Bildschirm installierter Infrarotsensoren ganz ohne Berührung auskommt: Sobald nämlich die Hände die unsichtbaren elektronischen Schranken durchbrechen, überträgt sich jede Bewegung, die innerhalb dieses Rahmens abläuft, auf den Schirm – ideal für Präsentationen, aber auch für medizinische Anwendungen wie etwa Therapiespiele. Den runden, fast durchsichtigen iPoint-Tisch wiederum kann man sich als riesiges iPad vorstellen.
Die spektakulärste Innovation des Mediendesigners ist aber eine transportable begehbare Röhre namens iTube. Menschen, die sich durch die Röhre bewegen, werden dank deren multimedialen Innenlebens zu Akteuren, wandeln und navigieren durch virtuelle Illusionswelten. Bereits um die Jahrtausendwende erfunden, wurde iTube 2003 vom „Time Magazine“ als „Beste Erfindung des Jahres 2003“ nominiert (gewonnen hat damals der iTunes Music Store von Apple). Das iTube-Prinzip wandte der unter anderem am renommierten MIT, Massachusetts Institute of Technology, Geschulte etwa in den Swarovski Kristallwelten in Wattens an. Oder auch bei der Weltausstellung in Shanghai 2010, bei der er den österreichischen Pavillon im Fluss der Elektronen sozusagen hybrid machte.
„Austria be touched“ war dort durchaus wörtlich zu nehmen: Vor einer Lichtschranke angebrachte Module, die Infrarotlicht aussandten und empfingen, schickten bei händischem Durchbrechen dieser Schranke Befehle an den Rechner. Dieser konnte dann aus einem Repertoire von Videoclips entsprechende Szenen abspielen. Für diese Arbeit erhielt Irschitz den Staatspreis Multimedia 2011.
Start-Ups and -Downs
Auf die Frage, ob angesichts der Erfolge ähnlicher Erfindungen nicht Frust aufkomme, meint Oliver Irschitz, er schätze es, sein eigener Herr zu sein: „Ich bin seit Abschluss meines Architekturstudiums Unternehmer. Von der ersten Stunde an, seit 1998. Ich habe nichts ausgelassen. Aus einem Start-up im Silicon Valley wurde nichts, es gab viele Ups und Downs.“
Der Mann hinter Peyote bleibt weiterhin hybrid, wenn man so will: Nun überlegt er, ob er nicht einmal als Ausgleich zu virtuellen Welten tief in die konkrete Materie eintauchen soll … als Biobauer!
(myART MAGAZINE Nr. 07/2016)
Information: Gerti Draxler ist Design-Expertin im Dorotheum
Design-Auktion
16. Juni 2016, 17:00 Uhr
Palais Dorotheum Wien
Besichtigung 10. – 16. Juni 2016