Dorotheum-Objekte, ausgesucht und arrangiert von Interieur-Spezialisten Philip Hohenlohe
Beim Einrichten schwört er auf Klassizimus und Historismus. Und richtet für seine Auktion am 2. März 2016 Kojen des Dorotheum mit Auktionsobjekten in dieser Art aus: Interior-Designer Philip Hohenlohe über Stimmungs-, Preis- und Vorbilder.
Ihre Firma benannten Sie „Classic Canon“. Was darf man darunter verstehen?
Klassizismus and beyond. Ich versuche mein Design von der Geschichte des Interieurs weiterzuentwickeln. Meine Inspirationen kommen aus dem 17. bis 20. Jahrhundert. Und vor allem auch aus der Antike. Sie ist immer wieder verwendet, zitiert und interpretiert worden. Denken Sie an Pompeij, Herkulaneum, das antike Rom – da war alles schon da.
In der Auktion „Selected by Hohenlohe“ sind diesmal auch Ihre eigenen Entwürfe von Möbeln und Lampen vertreten. Worauf legen Sie Wert? Wie könnte man sie beschreiben?
Ich stehle, wo ich kann und verändere es dann (lacht). Die Fauteuils etwa lehnen sich an das französische Mid-Century-Design an, die Halterung erinnert an Giacometti. Wichtig sind mir gute Proportionen, Symmetrie.
Wieso Klassik? Heute ist doch, wie in der Mode, alles möglich – everything goes!
Wenn alles möglich ist, relativiert es jeden Wert. Für mich ist wichtig, dass das Design Wurzeln hat.
Was halten Sie von Stilmixes? Heute richtet niemand mehr ein reines Jugendstil-Zimmer ein.
Man sollte unbedingt Stile mischen! Ich kombiniere gerne moderne Bilder mit klassischem Stil, um das Interieur aufzuwecken. Es bedarf solcher Kontrapunkte.
Licht und Farbe erachten Sie als das Bedeutendste beim Einrichten. Warum?
Das ewige Weiß, auf das Architekten stolz sind, wird überschätzt. Für mich gibt es eigentlich nur einen Wert, das ist die Stimmung. Und die wird mittels Licht und Farbe erzeugt.
Stimmung schafft auch eine Art Gemütlichkeit. International setzt sich für dieses spezielle Wohn-Gefühl die dänische Bezeichnung „hygge“ durch.
Das Behagliche wird immer dem Spießertum angedichtet – nicht mehr! Cool ist in. In ist out.
Sie orten also ein gesteigertes Bedürfnis nach angenehmen Rückzugsorten?
Absolut. Diese Orte sollten zwar stimmungsvoll sein, dabei ruhig und klar – aber nicht im Sinne eines Purismus, den große Designfirmen propagieren. Die Küche etwa wird da reduziert zum High-Tech-Laboratorium. Die Sensualität verschwindet. Meine Vorbilder hingegen orientieren sich an Architekten und Designern wie Jaques Garcia oder Christian Liaigre.
Braucht man ein großes Budget, um gut einzurichten?
Nein! Teures wirkt sogar oft prätentiös. Man gewinnt den Eindruck, dass viele Inneneinrichtungen sich recht wichtig machen. Man kann mit günstigen Möbeln oft fast besser einrichten. Mein größter Traum wäre es, eine Wohnung in einem Gemeindebau einzurichten. Das wäre eine große Herausforderung – alles funktionell und intelligent zu planen, fast wie bei einer Bootseinrichtung.