In unserer Blogreihe „Sommer im Museum“ stellen unsere Dorotheum-Kooperationspartner spannende Ausstellungen vor. Dieses mal bekommen wir einen Überblick von Hans-Peter Wipplinger über die neue Ausstellung des Leopolds Museum.
DER KLANG DES AUFBRUCHS
Wien 1900. Aufbruch in die Moderne
Der Erwähnung der Donaumetropole Wien in Verbindung mit der Jahreszahl 1900 wohnt ein besonderer Klang inne. Das Eintauchen in die Aufbruchsstimmung rund um das Geburtsjahr des 20. Jahrhunderts ermöglicht das Leopold Museum seit kurzem in der spektakulären Neupräsentation Wien 1900. Aufbruch in die Moderne.
Die Neupräsentation des Leopold Museum gewährt Einblick in die Vielfalt künstlerischer wie geistiger Errungenschaften Wiens um 1900 und in den folgenden Jahren dieser außergewöhnlichen Epoche. Anhand von 1300 Objekten aus Malerei, Grafik, Skulptur, Fotografie und Kunsthandwerk macht die Präsentation das Fluidum der einstigen Weltkulturhauptstadt Wien spürbar. Die in den Bereichen Kunst, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik von Gegensätzen geprägte Atmosphäre wird intensiv wie nie zuvor beleuchtet.
Die Präsentation basiert auf der Sammlung Rudolf Leopolds, erweitert durch bedeutende Neuankäufe, ergänzt durch hochkarätige Leihgaben aus privaten und institutionellen Sammlungen.
Einer der Höhepunkte der Neuerwerbungen ist das aus einer New Yorker Sammlung angekaufte, 1902/03 von Josef Hoffmann gestaltete Mädchenzimmer für Katharina, Tochter des Textilfabrikanten Max Biach, einst Teil der Inneneinrichtung des Biach-Hauses.
Aus europäischem Privatbesitz konnten außergewöhnliche Objekte aus dem Nachlass der Modeschöpferin Emilie Flöge erworben werden, darunter ein handgestickter Polsterüberzug, gestaltet um 1912 von Melitta Löffler aus einem persischen Kleiderstoff, ein in Leder gefasster aufklappbarer Spiegel, um 1905 entworfen für die Wiener Werkstätte, ein hauchdünnes Seidenhemd (um 1910), einst von Gustav Klimt getragen oder, ebenfalls von Klimt getragen, ein kunstvoll gewebter syrischer Stoff (um 1900).
Neu erworben wurden ein Seidenbeutel mit Stoffbändern (um 1912), ein violetter Seidenschal und eine grüne Chiffon-Stola, entworfen um 1910 für die Wiener Werkstätte. Bestickte chinesische Röcke aus der Han-Zeit, wie sie Emilie Flöge gerne trug, finden sich unter den Ankäufen, ebenso eine sportliche Jersey-Handtasche und eine Abendhandtasche, eine orientalische Küstenlandschaft zeigend.
Ebenfalls erworben wurde eine Fotografie (um 1900), die Klimt mit Sommeranzug, weißem Hemd und Bauchbinde zeigt, die rechte Hand lässig in der Hosentasche, mit der Linken Spazierstock und Hut haltend, an seiner Seite Emilie Flöge im langen weißen Sommerkleid mit großem, reich geschmücktem Hut und Federboa.
Dieser erst in den 1980er-Jahren entdeckte Bestand brachte wertvolle neue Erkenntnisse über die langjährige Beziehung von Emilie Flöge zu ihrem Lebensmenschen Gustav Klimt.
INFORMATIONEN
Wien 1900. Aufbruch in die Moderne
Seit 16. März 2019
Dauer: bis 2023, mit temporären Interventionen innerhalb der der Neupräsentation
Ort: Leopold Museum, Museumsplatz 1, 1070 Wien