Eine schöne Weltreise durch historische, indigene Kunst können jetzt Liebhaber und Sammler von Stammeskunst machen. 207 Objekte und Objekt-Gruppen aus Afrika, Ozeanien, Indien, Asien, dem Orient und Amerika geben am 9. Juni 2016 bei der Auktion „Stammeskunst/Tribal Art“ im Dorotheum Zeugnis von der Vielfalt der unterschiedlichen Ethno-Kulturen.
Kultur kommt von Kult
Alle angebotenen Objekte wurden bei zeremoniellen Tänzen, im Zuge des Ahnenkults oder im Alltag tatsächlich verwendet.
Zum Beispiel: Auf Körben mit den sterblichen Überresten von Häuptlingen der Kota in Gabun wachten einzelne Reliquien-Wächter aus Holz und Messing. Ein seltenes Exempel ist in der Auktion vertreten (Rufpreis € 7.000). Eine andere Funktion haben die Häuptlingsmasken der Tschokwe, Angola. Sie wird von Häuptlingen oder von deren Söhnen getanzt, wenn Tributzahlungen eingeholt oder Gerichtssitzungen abgehalten wurden. Die Stirn zeigt als Relief stammestypische Zeichen der Tschokwe (€ 2.400). Unheilabwehrende Funktion hatten wiederum die schwarzen Masken der Punu, Gabun, welche auch das Merkmal der Punu, die an Mund und äußeren Augenwinkeln angebrachten Narben-Tätowierungen zeigen. Getanzt wurden sie ausschließlich in der Dämmerung und in der Nacht (€ 2.500).
Eine typische Maske der Senufo (Elfenbeinküste, Mali, Burkina Faso) trägt stilisierte Hörner, seitliche Fortsätze und „Beine“ (Teile von Opfer-Tieren). Sie wurde bei wichtigen Zeremonien des „Poro-Geheimbundes“ der Senufo getanzt. Eine dieser „klassischen“ Masken aus braunem, schwarz gefärbtem Holz wird mit 1.800 Euro gerufen.
Einen ganz ungewöhnlichen Maskentyp gibt es beim Stamm der Ligbi oder Kulango, an der Elfenbeinküste. Diese Maske zeigt ein schwarzes Menschengesicht, vor dem, praktisch aus der Stirn
heraus, ein langhalsiger Kopf des als „heilig“ geltenden Hornraben, dem mystischen Wesen „Calao Vogel“, hängt. Die seltene und interessante Maske wurde aus einem einzigen Stück Holz geschnitzt (€ 1.500). Rar und kurios ist auch das mit einer Kopfplastik gekrönte Musikinstrument der Nyamwezi, aus Tansania. Das ungewöhnlich große „Daumenklavier“ („Sanza“) wurde mit einem trapezförmigen Resonanzkörper gebaut (€ 800). Ebenfalls höchst interessant und selten ist die, fast drei Meter hohe und bemalte Ahnen-Skulptur der Abelam aus Neuguinea (Ozeanien, Rufpreis € 3.000), sowie eine äußerst rare und bunt bemalte Helm-Maske „Temes-Mbalmbal“ aus Vanuatu (vormals Neue Hebriden) Sie besteht aus bemalten Pflanzenfasern. Ihr „Helm“ zeigt ein buntes Gesicht mit großen Eber-Hauern, und oben, auf dieser Maske, sitzt eine bunt bemalte und geschickt geformte Figur eines Mannes. Dieses seltene Objekt wurde um 1950 von einem Missionar auf der Insel Malekula gesammelt (Rufpreis € 2.000).
Insgesamt eine tolle Reise rund um die Welt, in 207 „Stationen“!
Wann: 9. Juni, 2016; 16 Uhr
Wo: Besichtigung ab 4. Juni im Palais Dorotheum Wien
Für Fragen zur Auktion steht Ihnen unser Experte gerne zur Verfügung!
Prof. Erwin Melchardt, Tel +43-1-515 60-520,
erwin.melchardt@dorotheum.at