Seit jeher ist es den Menschen ein Bedürfnis, die Zeit wenn schon nicht einzufangen, so doch zumindest zu messen. Womit könnte dies stilvoller geschehen als mit Uhren von höchster Raffinesse und attraktivem Design? Bei den großen Uhrenauktionen des Dorotheum zeigt sich immer mehr, dass Uhren nicht nur Modeaccessoire sind, sondern auch tragbares Investment.
Von Astrid Fialka-Herics
Schon im Altertum beobachteten Menschen sowohl bei Tag als auch bei Nacht die Himmelskörper, um ihren persönlichen Tagesablauf danach auszurichten. Mehrere Jahrtausende umfassender Entwicklung, Forschung und minutiöser Fertigung haben hoch präzise und technisch aufwendige Uhren hervorgebracht, die nicht nur einfach die Zeit messen: In Form von Taschen-, später auch Armbanduhren wurde die Uhr zum unverzichtbaren ständigen Begleiter, der heute nicht selten auch Statussymbol ist und Freude an der Technik widerspiegelt.
Uhrensammler schätzen neben den Funktionen oder dem äußeren Erscheinungsbild vor allem auch die historische Vergangenheit bedeutender Uhrenmarken. Einmal angesteckt von der Sammelleidenschaft, findet oft eine regelrechte Jagd nach einzelnen Modellen statt. Kriterien sind einerseits die Marke selbst, andererseits technische Feinheiten und Details, die eine Faszination ausüben.
Zu einem wahren Technologieschub in der Entwicklung von Uhren kam es in der Renaissance: Gehäuseschützten nicht nur vor Staub und Schmutz, sondern dienten auch als Fläche für individuelle Ziergestaltung. Die Verwendung von Messing ermöglichte eine viel kleinere Ausführung diverser Zahnräder.
Und schließlich baute man Federn ein, um sie als Energiespeicher für das Uhrwerk zu verwenden: Die Uhr in Taschengröße war geboren. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts gab es vor allem in England, Frankreich und Deutschland erste Taschenuhren.
Mit der einsetzenden Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts und den daraus resultierenden technischen Möglichkeiten begann man die Zeitmesser auch in Massenproduktion zu fertigen. In Mitteldeutschland, der Schweiz, Frankreich und England bildeten sich Zentren der Uhrenerzeugung heraus.
Bedeutende Erfindungen verdankt die Uhrenbranche Abraham Louis Breguet: Im Jahr 1796 entwickelte der Schweizer Uhrmacher etwa die erste hochtechnische Einzeigeruhr, die sogenannte Souscription-Uhr, die mit ihrer Genauigkeit beeindruckte. Nummer 1436 (siehe Titelbild) wurde nachweislich von Monsieur Breguet erzeugt und am 2. Oktober 1804 erstmalig verkauft. Diese Uhr erzielte im Dorotheum einen Rekordpreis von 27.140 Euro.
Mit der 1801 patentierten Erfindung des Tourbillon (franz. für „Wirbelwind“) gelang es Breguet, durch den Einfluss der Schwerkraft auf die Unruh hervorgerufene Gangungenauigkeiten hintanzuhalten. Für die Königin von Neapel, Caroline Murat, entwickelte Breguet zwischen 1810 und 1812 die erste Armbanduhr. Der bereits im Jahr 1783 kreierte sogenannte Pomme-Uhrzeiger (franz. für „Apfel“) – den ein kleiner ring unmittelbar unter der Spitze des Zeigers charakterisiert – ist bis heute das Markenzeichen von Breguet, längst hat sich dafür die Bezeichnung „Breguet-Zeiger“ etabliert. Heute erzielen Breguet-Uhren bei Auktionen nicht nur wegen ihres historischen Wertes oder ihrer technischen Raffinessen Spitzenpreise; ihre unverkennbare äußere Form und die Ausarbeitung genießen bei Uhrenliebhabern höchstes Ansehen.
Als im Jahr 1844 Antoine Norbert de Patek und Jean Adrian Philippe in Genf eine gemeinsame Firma gründeten, ahnte wohl niemand, welche renommierte Marke daraus hervorgehen würde: Patek Philippe. Monsieur Philippe hatte bereits für die Uhrenbranche revolutionäres erfunden: eine Taschenuhr mit Kronenaufzug. Bei dieser sogenannten Remontoiruhr ließ sich ohne Schlüssel und Öffnen des Gehäuses das Uhrwerk in Gang bringen und die Zeit umstellen. Dass Patek Phillipe im Jahre 1881 die erste Alarmuhr auf den Markt brachte, gehört zu den weiteren Meilensteinen des Hauses, dessen Uhren bei Auktionen Spitzenpreise erzielen. Der Slogan „Beginnen Sie Ihre eigene Tradition“ hat schon so manchen Sammler auf die Idee gebracht, eine Patek nicht allein für sich, sondern auch für seine Nachkommen zu erwerben.
Auch andere große Hersteller wie Cartier, Chopard, IWC, Omega oder Jaeger-LeCoultre weisen eine lange Tradition in der Uhrenerzeugung und -entwicklung auf und erfreuen sich stetig steigender Nachfrage.
Besonderen Wert auf Dauerhaftigkeit, Präzision und Funktionssicherheit legt seit jeher das erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründete Haus Rolex, dessen Uhren mit sportlichen Attributen punkten, gleichermaßen aber zu festlichen Anlässen getragen werden können. 1926 kam als erstes wasserdichtes Modell die „Oyster“ auf den Markt – publikumswirksam beworben von Mercedes Gleitze, die als Erste den Ärmelkanal durchschwamm. Bereits im Jahr 1931 folgte die nächste bahnbrechende technische Neuerung, eine wasserdichte Armbanduhr mit Selbstaufzug und Datum: „Oyster Perpetual Day Date“. In den 50er-Jahren brachte man unter dem Namen „Submariner“ Modelle für Tiefseetaucher heraus. Die zur gleichen Zeit entwickelte „Explorer“ war darauf ausgerichtet, den extremen Temperaturen bei der Besteigung des Mount Everest standzuhalten. Als Chronograph konzipiert und gebaut, machte die „Daytona“ vor allem Schauspieler Paul Newman zu einem der beliebtesten Modelle von Rolex. Alle genannten Modelle werden – in technisch immer weiter verfeinerter Form – heute noch angeboten. Gerade diese Kontinuität ist einer der Hauptgründe, weshalb Rolex-Uhren bei Auktionen sehr stark nachgefragt sind.
Die hohen Verkaufsraten von 80 bis 90 Prozent bei den großen Uhren-Auktionen des Dorotheum sowie die Steigerungen, die bei einzelnen Modellen zu verzeichnen sind, zeigen ganz deutlich das wachsende Interesse, Uhren nicht nur als Modeaccessoire, sondern auch als tragbares Investment zu sehen. Unabdingbare Voraussetzung, um Wertsteigerungen zu erzielen, ist aber ein einwandfreier Zustand und im Idealfall das Vorhandensein von Originalpapieren wie Rechnungen, Zertifikaten oder aktualisierten Serviceunterlagen. Will man den Investitionsgedanken weiter verfolgen, so empfiehlt es sich, beim Ankauf auf große Namen und seltene Modelle zu setzen: Die zu erzielenden Preissteigerungen bei den international ausgerichteten Dorotheum-Auktionen belegen dies eindrucksvoll.
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Astrid Fialka-Herics ist Leiterin der Dorotheum-Abteilung Uhren und Juwelen, Expertin für Juwelen, Juristin und gelernte Goldschmiedin.
(myART MAGAZINE Nr. 02/2013)