Werner Berg: Szenen eines Künstlerlebens

Er ist einer der bedeutendsten österreichischen Künstler des 20. Jahrhunderts. Werner Berg, Grenzgänger zwischen Anpassung und Widerstand, prägte das künstlerische Selbstbild Kärntens mit seinen gefühlvollen Dokumentationen von Land und Leben in Nachbarschaft der Karawanken und der slowenischen Grenze. Im Dorotheum ist der Maler und Holzschneider zurzeit ein beliebter Gast.

Werner Berg - Linden im Schnee
Werner Berg, Linden im Schnee, 1956, Auktion „Klassische Moderne“, 24. November 2015, erzielter Preis € 106.250

Die schneebedeckten Landschaften Werner Bergs hüllen das Dorotheum dieser Tage in eine vorweihnachtliche Stimmung. Gefühlvoll vermittelt uns der Künstler seine Sicht auf die Welt.  Das persönliche Werk Bergs versteht man am Besten mit Blick auf seine Biographie.

Werner Berg wurde 1904 im deutschen Ebernfeld geboren und fand über den Umweg des Studiums der Handels- und Staatswissenschaften zur Kunst. Obwohl er den Wunsch Maler zu werden schon in Kindheitstagen hegte, führten die ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie zu einem Aufschub seines Kunststudiums, welches er schließlich an der Wiener Akademie unter Karl Sterrer und an der Münchner Akademie unter Karl Caspar ablegte. Verheiratet mit Amalie Kuster, genannt Mauki, entstand allmählich die sehnsüchtige Idee eines einfachen Lebens auf dem Lande. Eine intuitive Begeisterung für das Kärntner Unterland führte zum Kauf des Rutarhof, einer einfachen Landwirtschaft. Der junge Künstler und seine Ehefrau, beide promovierte Intellektuelle, entschieden sich bewusst für ein unabhängiges Leben als Selbstversorger fernab vom kommerziellen Kunstbetrieb.

Einher mit dieser Lebensentscheidung ging die künstlerische Entwicklung Bergs der sich nun zunehmend einer betont primitiven, flächigen und expressionistischen Malweise zuwandte, die im Kontrast zu allem an der Akademie erlernten stand und Künstler wie Emil Nolde und Werner Scholz als Vorbilder fand. Berg nahm sich der alltäglichen Lebenswirklichkeit im archaisch geprägten Kärnten an und versuchte Mystik und Realität einerseits und Kunst und Umgebung andererseits in persönliche Relationen zu bringen. Auf den ersten Blick scheinen viele seiner Szenen geradlinig und direkt, dahinter verbirgt sich aber eine zumeist träumerische Auseinandersetzung mit Natur und Mensch.

Werner Berg - Bauernpaar
Werner Berg, Bauernpaar, 1973, Auktion „Kunst, Antiquitäten und Schmuck“, Dorotheum Klagenfurt, 9. Dezember 2015, Rufpreis € 45.000

Eine Zäsur im Werk des Künstlers brachten allerdings die politischen Ereignisse der Folgejahre. Klassifiziert als „nicht dem Volksempfinden entsprechend“ begann die nationalsozialistische Diffamierung Werner Bergs durch erste Verkaufsverbote und Ausstellungssperren. 1936 wurde dem aus der Reichskammer der bildenen Künste ausgeschlossenen Berg die Berufsausübung sogar gänzlich untersagt. Auch in der Wanderausstellung „Entartete Kunst“, einer polemischen Nazi Rundschau welche die neuen Strömungen der Moderne  – Expressionismus, Impressionismus, Dadaismus, Surrealismus, Neue Sachlichkeit, Kubismus etc.  – verhöhnend als minderwertige „Verfallskunst“ anprangerte, wurde Berg gemeinsam mit Oskar Kokoschka und Otto Dix gezeigt.
Um diesen zunehmenden Anfeindungen zu entkommen entschied sich der Künstler schließlich der NSDAP beizutreten und wurde 1941 als Herressanitäter einberufen. Dank der schätzenden Bewunderung seiner Bilder durch einen Oberstleutnant im Generalstab konnte er jedoch bald zum Kriegsmaler aufsteigen und wurde als solcher nach Norwegen berufen. Propagandamalerei vermochte Berg dabei zugunsten von Landschaftsdokumentationen größtenteils zu vermeiden. Berg konnte seine vor dem Krieg begonnene Künstlerlaufbahn wieder nahtlos aufnehmen, fand zunehmenden Zuspruch und wurde 1944 in der Galerie Welz in Wien ausgestellt. Der Rutarhof wurde zum Treffpunkt junger österreichischer Künstler und so besuchten Maria Lassnig und Arnulf Rainer Bergs Bauernhof. 1950 folgte die Teilnahme an der Biennale in Venedig, 1956 eine Einzelausstellung im Belvedere.

Werner Berg - Haltestelle
Werner Berg, Haltestelle, 1974, Auktion „Kunst, Antiquitäten und Schmuck“, Dorotheum Klagenfurt, 9. Dezember 2015, Rufpreis € 45.000

Die Motive der Kunst Werner Bergs sind aus dem Leben gegriffen, vom bäuerlichen Alltag geprägt, landschaftliche Darstellungen bilden gemeinsam mit einfühlsamen Portraits die wichtigsten Sujets Bergs. Bereits 1968 wurde in Bleiburg die „Werner-Berg-Galerie“ eröffnet und wenige Jahre später erhielt Berg den Kulturpreis des Landes Kärnten und damit die Bestätigung seiner ausführlichen Auseinandersetzung mit seinem Lebensmittelpunkt. Nur wenige Künstler haben sich so intensiv mit einem Landschaftsausschnitt befasst wie Werner Berg mit der Region um seinen Hof. In den späten Schaffensjahren war der Künstler immer wieder sehr produktiv, seine Farbwahl wandte sich aber immer mehr kühlen und gedämpften Tönen zu. 1981, kurz nachdem er das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst erhalten hatte, verstarb Werner Berg in seinem Atelier am Rutarhof und hinterlässt ein spannendes und einzigartiges Œuvre.

Das gefragte Werk Werner Bergs erfreut sich auch im Dorotheum großer Beliebtheit. In der Auktion „Klassische Moderne“ am 24. November 2015 wurde das Ölgemälde Linden im Schnee für 106.250 Euro versteigert. Zwei weitere Werke von Werner Berg werden am 9. Dezember im Rahmen der „Kunst, Antiquitäten und Schmuck“ Auktion Klagenfurt geboten.

Auktion Kunst, Antiquitäten und Schmuck
Mittwoch, 9. Dezember 2015, 14 Uhr
Dorotheum Klagenfurt

Mehr Informationen zur Auktion finden Sie im Online Katalog!

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