TISCHLEIN DECK DICH
Auf hohem Niveau: Die kommende Jugendstil-Auktion zeugt von Josef Hoffmanns Wertschätzung der Tischkultur bei der Ausstellung „Der gedeckte Tisch“ und bietet ornamentale Varianten von Blumengarnituren.
Die Ausstellung „Der gedeckte Tisch“ im Oktober 1906 in den Räumen der Wiener Werkstätte in der Neustiftgasse 32 setzte das Märchen vom „Tischlein deck dich“ in seiner originellsten und elegantesten Form um. Ganz im Sinne der Intentionen der WW, vor allem den Gebrauchsgegenständen des Alltags eine adäquate funktionelle und künstlerische Form zu geben, beschäftigten sich die Künstler mit Tischkultur und den dazugehörigen modernen Kennzeichen.
Der „Eßtisch bietet eine von den vielen alltäglichen Gelegenheiten, den künstlerischen Sinn zu betätigen“, zeigten sich Josef Hoffmann und Koloman Moser in der Zeitschrift „Hohe Warte“ zu dieser Zeit einig, und so ging man daran, den eigenen Vorstellungen gerecht zu werden.
Großes publizistisches Echo auf die Ausstellung blieb nicht aus. Ausführlich dokumentierte die Monatsschrift „Deutsche Kunst und Dekoration“ 1907 die Komplexität der neuen Formensprache, aber auch der einfluss reiche Kunstkritiker Ludwig Hevesi kommentierte sie in seinem Werk „Altkunst – Neukunst“ (1909) würdig: „Da ist jetzt in der ‚W.W‘ in der Tat eine Ausstellung von gedeckten Tischen […, hier] ist alles schmuck und schick und vernünftig für vernünftige Menschen. Und die ‚W.W.‘ könnte 60 Tische so decken, mit allerlei Variationen dieser Elemente, die an sich zum Teil erstaunlich einfach sind, aber in der Zusammenstellung so hübsch wirken können.“
Der bei der Jugendstil-Auktion im Dezember 2019 angebotene Tafelaufsatz von Hoffmann – bei dieser Ausstellung im Zentrum thronend – verweist mit Art-Déco-Merkmalen auf den sublimen, reduziert-geometrischen Formenkanon dieser frühen Epoche.
Sein reduzierter Dekor unterscheidet sich deutlich von dem schmuckvollen Design „Epheu gebuckelt“, das sich nur zwei Jahre später, 1908, ebenfalls bei Tischobjekten mit Blumenarrangements wie bei den beiden angebotenen „Blumenvasen“ mit Henkeln findet. Auch hier soll den Ansprüchen und Bedürfnissen von Frauen Beachtung geschenkt werden. Ein plastischer, stilisiert floraler Stil vereint sich hier mit der Formklarheit und Strenge früherer Entwürfe. Nicht umsonst hatte Hermann Bahr die Künstler 1898 in einem Brief aufgefordert: „Hüllet (uns) in eine österreichische Schönheit ein!“
Hinzuzufügen ist nur noch: Seien wir Vermittler zwischen Künstlern und Sammlern! Die Kunstschau 1908 hat jedenfalls all diese Forderungen eingelöst – sie war unerreichbarer Höhepunkt auf dem Gebiet der angewandten Kunst.
INFORMATIONEN zur AUKTION
Auktionsdatum: Auktion Jugendstil, 11. Dezember 2019, 16.00 Uhr
Auktionsort: Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien
Besichtigung: 6. Dezember 2019 –11. Dezember 2019